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Flammenbraut

Flammenbraut

Titel: Flammenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Black
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zuvor von einem Reporter mit einem Teleobjektiv aufgenommen worden.
    »Der Täter will dir damit vielleicht eine Nachricht zukommen lassen, Tess.«
    »Das bezweifle ich.« Auf das Schnauben ihres Cousins hin fügte sie hinzu: »Er inszeniert hier Tag für Tag einen Mord, und wir haben nur eine Zeitung in der Stadt. Er hatte also gar keine Wahl.«
    »Er hätte auch das Beacon Journal nehmen können«, knurrte Frank.
    Sie schrieb die fehlende Logik seiner Argumentation seiner Erregung zu. »Der Torso-Mörder verwendete Zeitungen aus Cleveland. Akron zählt also nicht. Entspann dich. Er wird erst nach vier oder fünf Morden wieder eine Frau töten.«
    »Oh, wie beruhigend. Das morgige Opfer wird also ein Mann sein?«
    »Ja. Sein Kopf wird in seine Hosen eingewickelt sein und sein Körper etwa dreihundert Meter entfernt gefunden werden.«
    »Der Tätowierte. Ich erinnere mich. Wo hatte man ihn gleich noch mal abgelegt?«
    »In der Nähe vom Jackass Hill, in einem Tal unterhalb der East-Fifty-fifth-Street-Brücke. In Sichtweite des Pullman-Gebäudes.«
    Frank wollte sich eine Zigarette anzünden und brach dabei das Streichholz ab. Er steckte die Überreste in die Tasche und wagte einen zweiten Versuch. »Dann werden wir ihn da erwischen. Jeder Cop in Cleveland wird in diesem Tal sein und alles abriegeln. Dieses Mal wird er nicht entkommen.«
    Sie wollte ihn nicht noch mehr unter Druck setzen, schließlich wusste sie, wie schrecklich er sich fühlte, doch die Leichenteile vor ihr zwangen sie, zu betonen: »Da draußen ist allerdings irgendwo ein Mann, für den das kein Trost sein wird.«

29
    Sonntag, 26. Januar 1936
    Sonntagmorgens ging es eher ruhig zu in den Freudenhäusern. Keine Kunden, sodass die Angestellten nach der anstrengenden Samstagnacht Schlaf nachholen konnten. Folglich wurden James und Walter die Türen erst nach längerer Wartezeit geöffnet, von zerfurchten Gesichtern mit zerzaustem Haar, Gesichter, die überhaupt nicht glücklich waren, Cops vor der Tür vorzufinden, es jedoch noch viel schlimmer fanden, an einem solch kalten Tag früher als gewöhnlich geweckt zu werden.
    Was ihnen die erste Dame, die sie wach klopften, auch unmissverständlich mitteilte. Normalerweise war die Polizei willkommen, im Austausch dafür, dass sie sonst in Ausübung ihrer Pflicht mal ein Auge zudrückte und die Freudenhäuser benachrichtigte, wenn sie doch einmal eine Razzia durchführen musste, um die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass die Polizei dann und wann tatsächlich ihrer Arbeit nachging. Doch offensichtlich fand diese Dame, dass bei Tageslicht andere Regeln galten, oder sie war einfach zu müde, um sich darum zu kümmern. »Was wollt ihr? Verschwindet. Ach was, kommt rein, oder ich friere mich hier vor den Augen der Nachbarn noch zu Tode.«
    »Als ob es dich kümmern würde, was die Nachbarn denken, Rose«, sagte Walter und trat in einem Anfall von Höflichkeit auf der Fußmatte den Schnee von seinen Schuhen.
    Ros’ Gesicht durchzogen tiefe Furchen, ihr Mund wirkte wie aus Granit, ihre Figur ähnelte der eines Mannes. Eines starken Mannes. »Doch, das tut es. Einige von ihnen sind meine besten Kunden. Was wollt ihr so früh an einem Sonntag? Ich weiß, dass ihr nicht zu einem meiner Mädchen wollt, sonst hättest du ihn nicht mitgebracht.«
    Sie meinte James, mit einem Unterton, als ob er ein Außerirdischer wäre. War er bei jedem in der Stadt als das Kuriosum der Polizei bekannt, der Idiot, der nicht wusste, was gut für ihn war?
    »Rosie, ich habe nur eine Frage. Beantworte sie, und wir sind sofort wieder verschwunden, dann kannst du dich wieder deinem Schönheitsschlaf widmen. Vermisst du ein Mädchen?«, fragte Walter.
    Die Frau blinzelte, als sich die Schläfrigkeit allmählich verzog. »Warum, habt ihr eine gefunden? Ist eins der Mädchen im Gefängnis? Behaltet sie, sie hat nichts mit mir zu tun.«
    »Rosie, sag uns einfach, ob dir ein Mädchen abgeht, das ist alles. Du wirst keinen Ärger bekommen, ich verspreche es.«
    »Ha«, sagte sie, bevor sie sich abwandte. »Da geht es mir doch gleich viel besser, das Versprechen eines Schnüfflers.«
    Nachdem sie die knarzende Treppe mit dem fadenscheinigen Läufer mit Rosenmuster hinaufgestiegen war, wandte sich James an seinen Partner. »Wie ich sehe, kennt ihr euch.«
    »Du kennst sie doch auch. Wenn du dich erinnerst, wir haben zwei ihrer Mädchen letztes Jahr betrunken beim Soldiers’ and Sailors’ Monument festgenommen. Zumindest ist es warm hier

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