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Flammenbraut

Flammenbraut

Titel: Flammenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Black
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Prozedur hier wiederholt. Keine Erde, in der er Reifen- oder Schuhabdrücke hinterlassen haben könnte, kein Grund, eine Zigarettenkippe wegzuwerfen oder einen blutigen Handschuh.
    »Ich dachte mir, dass dieser Mann gewisse Orte aufsuchen muss, um seinen Wunsch, die Torso-Morde nachzustellen, ausleben zu können. Wir müssen einfach nur da sein und auf ihn warten. Er sollte eigentlich der am leichtesten zu fassende Mörder in der Geschichte der Forensik sein, und stattdessen ist er uns vor der Nase davongefahren«, sagte Theresa.
    »Schrei nicht so«, warnte Frank sie und deutete mit dem Kinn in Richtung der Reporter. »Die haben Parabolmikrofone. Doch immerhin wissen wir jetzt, dass er offensichtlich alle zwölf Morde in zwölf Tagen durchführen will. Ich werde keine Schwierigkeiten haben, genügend Leute zu bekommen, damit wir ihn morgen Nacht erwischen. Es ist nicht zu spät.«
    »Für sie ist es zu spät«, bemerkte Theresa mit einem Blick auf die Wade des Opfers, die aus der Kiste herausragte wie ein Bein in einem billigen Horrorfilm im Nachtprogramm, den nur gelangweilte Teenager schauen.
    »Das sehe ich«, versetzte Frank scharf. »Was haben wir hier? Ich meine …«
    »Die obere Hälfte eines weiblichen Torsos, die unteren Hälften beider Beine und den linken Arm. Genau, wie es zu erwarten war. Er hat seine Hausaufgaben gemacht.«
    »Kein Kopf?«
    »Flo Polillos Kopf wurde nie gefunden.«
    »Ist das hier Zeitungspapier?«
    Nachdem sie die Kiste und ihren Inhalt aus jeder möglichen Perspektive fotografiert hatte, hatte Theresa den Arm herausgenommen und ihn in den frischen Leichensack gelegt, den Don Delgado mitgebracht hatte. »Der Plain Dealer von gestern. Eigentlich sollten es der Plain Dealer und die letztjährige Ausgabe der Cleveland News sein, aber die News gibt es natürlich seit 1960 nicht mehr.«
    »Gibt es schon eine vorläufige Identifizierung?«
    »Das wird nicht möglich sein. Keine Brieftasche, kein Schmuck, keine Kleidung. Man hat Flo Polillos Namen – eines von nur drei Opfern, die man eindeutig hatte identifizieren können – anhand der Fingerabdrücke herausgefunden.«
    »Vielleicht gelingt uns das ja auch. Bei Kim Hammond hat es jedenfalls funktioniert.«
    »Ich weiß nicht.« Kühle Feuchtigkeit drang durch Theresas Hose, als sie sich hinkniete und die Handfläche der Leiche mit einer Halogentaschenlampe absuchte. »Die Fingernägel sind sauber und kurz geschnitten, kein Lack. Keine Einstichstellen. Sie scheint gesund, aber schon älter.«
    »Das sagen dir ihre Fingernägel?«
    Zum ersten Mal an diesem Abend lächelte sie. »Nein, der Arm an sich. An Ellbogen und Knien wird unser wahres Alter sichtbar. Man kann Sport treiben, gesund essen, sich operieren lassen, doch Ellbogen und Knie werden einen immer entlarven.«
    Sie wickelte das nächste Stück Körper aus. Der Killer hatte das Bein an Hüfte und Knie durchtrennt, wobei die beiden Enden der Oberschenkelknochen nur minimal beschädigt waren. Theresa schloss die Augen, öffnete sie wieder. Bei dieser Arbeit war ihr der Luxus, den Blick abzuwenden, nicht vergönnt.
    »Da hat er aber saubere Arbeit geleistet«, bemerkte Frank mit seltsam würgender Stimme.
    »Er ist vorsichtig vorgegangen«, korrigierte ihn Theresa und zwang sich, das Fleisch zu untersuchen. »Nicht sauber. Er hat diverse Schnitte in die Haut gesetzt, sodass die Wundränder ausgefranst sind. Dann hat er Sehnen und Knorpel mit einer Art Säge durchtrennt, vermute ich.«
    »Handsäge oder elektrisch?« Frank klang immer noch bewusst beiläufig. Hinter ihm konnte sie die Paparazzi hören, die jedem Vorbeikommenden Fragen zuriefen.
    »Kann ich nicht sagen. Dafür brauchen wir Christine. Aber die Knochen sind dabei abgesplittert. Es sieht nur sauber aus, weil er alles sorgfältig abgewaschen hat. Kein Blut. Er hat die Leiche ausbluten lassen, dann die Stücke gereinigt. Wahrscheinlich hat er sie sogar getrocknet, da das Zeitungspapier nicht sonderlich an der Haut klebte.«
    Frank hustete.
    Sie blickte ihn mit gerunzelter Stirn an. »Du wirst dich doch nicht an meinem Tatort übergeben, oder?«
    »Würde ich mir nie erlauben. Hast du die Zeitung bemerkt?«
    »Ja, es ist …« Sie sah genauer hin. Im strahlend hellen Licht der Lampe erkannte sie das Foto, in das der Oberschenkel des Opfers gewickelt war. Es zeigte sie selbst, wie sie auf dem Hügel unterhalb des Gebäudes an der Pullman stand, den Blick auf den Boden gerichtet, wo weiße Haut zu erkennen war. Es war am Abend

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