Flammenbrut
geschrieben zu sehen, und sie hatte den Brief Clive übergeben,
bevor sie ihre Meinung ändern konnte.
«Das nennt man wohl Feuer mit Feuer bekämpfen», hatte er grinsend angemerkt und dann ein Gesicht gezogen. «Tut mir leid. Schlechte
Wortwahl.»
Der Inspector nahm einen weiteren Schluck Tee. «Eine ganze Menge. Ich glaube, Sie hatten recht in der Annahme, dass er das
Poster an all Ihre Klienten geschickt hat.»
Kate hatte das im Grunde erwartet, aber die nüchterne Tatsachenfeststellung verursachte dennoch ein krampfhaftes Zusammenziehen
in ihrer Brust, wie bei einem kurzen Asthmaanfall.
«Bisher sieht es so aus, als ob er sich ziemlich rigide an denselben Ablauf gehalten hat», fuhr Collins fort. «Dieselben braunen
Umschläge – billige Qualität, aber wir haben noch nicht feststellen können, woher er sie hat. Abgestempelt in Zentral-London
und nichts anderes darin als das neue Poster. Es ist übrigens genauso hergestellt wie das erste, daher verrät uns das auch
nichts Neues.»
Kate zwang sich zu einem Lächeln. «Na ja, mit einer Rücksendeadresse hat wohl auch keiner gerechnet.»
«Nein», pflichtete er ihr bei. Er unternahm einen weiteren Versuch, sich in eine bequemere Position zu manövrieren. «Wie haben
Ihre Klienten darauf reagiert?»
«Zwei haben heute Nachmittag die Geschäftsbeziehung beendet.»
Der eine war ein kleiner Verlag, der sich auf Kinderbücher spezialisiert hatte. Der andere ein Galerist, der sie gelegentlich
beauftragte, seine Ausstellungen in Covent Garden zu bewerben. Es waren beides keine unersetzlichen Kunden, und sie hatte
auch derzeit keine Aufträge von ihnen |334| in Arbeit, aber der Galerist genoss einiges Ansehen, und Kate hatte den, wenn auch oberflächlichen, Kontakt mit der Kunstszene
genossen. Die Verlegerin war am Telefon höflich, aber entschieden gewesen. Der Galerist, ein Mann namens Ramsey, den Kate
immer gemocht hatte, weigerte sich, über die Sache auch nur zu diskutieren.
«Und Sie können sie nicht dazu bewegen, ihre Meinung zu ändern?», fragte Collins.
«Nein.»
Der Inspector zupfte nachdenklich an seinem Ohrläppchen. «Hm, na ja. Ich nehme an, es hätte auch noch schlimmer kommen können.»
Er brauchte nicht auszusprechen, was er dachte. Ellis hatte ihren Klienten nur das Poster geschickt. Er hatte keine Häuser
in Brand gesteckt.
Bisher.
Collins leerte seine Teetasse und stellte sie mit einer endgültigen Geste auf den Couchtisch.
«Noch eine Tasse?», erkundigte sich Kate.
«Nein danke. Ich gehe jetzt besser. Meine Frau erwartet mich.» Er machte keine Anstalten, sich zu erheben. Er zeigte mit dem
Kopf auf Kates Bauch. «Wie geht es dem, ähm …»
Sie blickte an sich hinab. «Oh, bestens. Danke. Es fühlt sich noch gar nicht so an, als wäre ich wirklich schwanger. Abgesehen
von der morgendlichen Übelkeit.»
«Bei meiner Frau war’s auch so. Hat früh angefangen und gedauert, bis sie im achten Monat war. Nicht dass das irgendetwas
zu bedeuten hätte», fügte er hastig hinzu.
Kate lächelte. «Wie viele Kinder haben Sie denn?»
«Nur eins. Eine Tochter, Elizabeth. Sie ist Ärztin.» Die Worte verrieten seinen Stolz.
|335| «In London?»
«Manchester. Der Mann ist da Chirurg.»
«Enkelkinder?»
«Zwei Jungs. Sie müssten jetzt sechs und vier sein.» Sein Lächeln war voller Zuneigung, aber traurig. «Wir sehen nicht viel
von ihnen, aber es ist wohl auch schwierig. Wo beide Eltern so viel zu tun haben.»
Der Satz klang nach einer logischen Erklärung, mit der man einen ständig lauernden Schmerz zu übertönen versuchte.
«Was ist mit Ihnen?», fragte Collins. «Haben Sie Geschwister?»
«Nein, ich war ein Einzelkind.»
«Was ist mit Ihren Eltern?»
«Die sind beide tot. Aber selbst wenn sie noch lebten, würde ich jetzt nicht zu ihnen laufen und sie um Hilfe bitten, wenn
das der Grund Ihrer Frage war.»
Er machte sich nicht die Mühe, es zu leugnen. «Sie sind nicht miteinander klargekommen?»
Kate blickte in das Feuer des Gaskamins und versuchte die vielschichtigen Gefühle in einen einfachen Satz zu fassen. Sie erinnerte
sich an ein ähnliches Gespräch mit einem anderen Mann, und das Thema war ihr plötzlich unbehaglich.
«Nicht besonders», sagte sie mit einem wegwerfenden Achselzucken. «Na, wie dem auch sei, vergangen ist vergangen.»
«Aber wünschen Sie nicht manchmal, dass sie ihr Enkelkind noch hätten sehen können?»
In seiner Frage schwang echte Neugier mit, beinahe
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