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Flammenbrut

Titel: Flammenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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Bestürzung.
Seine Tochter
, begriff Kate.
Er weiß immer noch nicht recht, was schiefgegangen ist.
Und auf einmal |336| sah sie Collins nicht mehr als Polizisten, sondern als Vater, der mit der jüngeren Generation ungewollt in Konflikt geraten
     war und nun den Schmerz nicht begreifen konnte, den sein eigenes Fleisch und Blut ihm zufügte.
    War ich auch so?
Sie hatte immer nur über den Schmerz und die Ungerechtigkeiten nachgedacht, die sie selbst erfahren hatte, nicht über die,
     die sie anderen zugefügt haben mochte. Der Gedanke war unangenehm, und sie hatte mit der Gegenwart schon genug zu tun. Sie
     schob die Zweifel beiseite, obwohl ihr gleichzeitig auf unbehagliche Weise bewusst wurde, dass sie sich niemals mehr vollkommen
     zerstreuen würden.
    «Alles in allem ist es vielleicht nur gut, dass meine Eltern ihr Enkelkind nicht erleben werden», sagte Kate mit gespielter
     Beiläufigkeit. «Sie hätten sich wohl Ihrer Meinung angeschlossen, was die Umstände seiner Zeugung angeht.»
    Der Inspector blickte lächelnd auf seine Hände hinab. «Hat wahrscheinlich was mit dem Alter zu tun.»
    Es war fast so etwas wie die gegenseitige Anerkennung ihrer unterschiedlichen Lebenswelten. Und es machte sie beide verlegen.
     Unvermittelt begann Collins’ Magen zu knurren.
    Er blickte peinlich berührt auf. «Pardon», murmelte er und klopfte sich auf den Bauch. Kate sah ihn zu ihrer Erheiterung erröten.
    «Tja», sagte er, stützte sich auf die Knie und stand auf, «ich geh wohl besser.»
    Kate begleitete ihn die Treppe hinunter. Er nahm den frischgestrichenen Eingang in Augenschein.
    «Ich bin froh, dass Sie die Katzenklappe losgeworden sind», bemerkte er und klopfte auf die neue Tür. Draußen |337| wandte er sich noch einmal um. «Und denken Sie daran, was ich gesagt habe. Passen Sie auf sich auf.»
    Sie stellte überrascht fest, dass sie seine Sorge um ihr Wohlergehen zu würdigen wusste. Sie hätte ihm gern gesagt, dass ihr
     die Unterhaltung gutgetan hatte, aber die Worte kamen einfach nicht über ihre Lippen.
    «Gute Nacht», sagte sie stattdessen und schloss die Tür.
     
    Der junge Mann wartete auf der anderen Seite der Straße, gegenüber der Agentur. Kate bemerkte ihn, als sie die Straße hinunterkam,
     aber nach dem ersten schnellen Blick schenkte sie ihm keine Aufmerksamkeit mehr. Collins’ Besuch am Vorabend hatte sie in
     eine sonderbare Stimmung versetzt. Sie war zu Bett gegangen und, anders als sonst, gleich eingeschlafen. Noch dazu hatte sie
     durchgeschlafen, bis ihr Wecker losging. Aber als sie erwacht war, hatte sie die vage Erinnerung an einen Traum vor Augen
     gehabt, in dem ihr Vater vor den Trümmern eines Hauses stand und sie beschuldigte, es mitsamt ihrem Baby darin heruntergebrannt
     zu haben. Obwohl sie sich an nichts Konkretes mehr erinnern konnte, war der Traum verstörend gewesen, und Kate versuchte immer
     noch, sich aus seinem Bann zu befreien, als ihr plötzlich bewusst wurde, dass der junge Mann auf der anderen Straßenseite
     sie unverhohlen beobachtete.
    Sie sah noch einmal zu ihm hinüber und rechnete damit, dass er sich abwenden würde. Er lehnte, die Hände in den Taschen und
     den Kragen zum Schutz gegen die morgendliche Kühle aufgestellt, an einer Straßenlaterne. Als Kate näher kam, richtete er sich
     auf; der Atem dampfte vor seinem Mund, und er wandte den Blick nicht von ihr ab.
    |338| Kate sah weg. Auf einmal wurde ihr bewusst, wie leer die Straße war. Sie beschleunigte ihren Schritt ein wenig und hoffte,
     dass Clive sich bereits im Büro befand. Gleichzeitig zog sie die Schlüssel aus ihrer Tasche für den Fall, dass sich diese
     Hoffnung als vergeblich erweisen sollte. Der junge Mann überquerte die Straße. Sie erreichte die Tür. Es war abgeschlossen.
     Sie fummelte mit den Schlüsseln herum, versuchte Ruhe vorzutäuschen, und gerade als sie die Tür aufbekam, tauchte er hinter
     ihr auf.
    «Kate Powell?»
    Sie drehte sich um, die Hand noch auf dem Türknauf, und bereitete sich innerlich darauf vor, ins Büro zu flüchten und die
     Tür hinter sich zuzuschlagen.
    «Ja?»
    Dem Aussehen nach musste er Anfang zwanzig sein, mit langem, rötlichem Haar und dicker Lederjacke. Seine Augen waren von einem
     sehr hellen Blau. Er grinste sie an.
    «Ich bin froh, dass Sie aufgetaucht sind. Ich fror da drüben nämlich langsam fest. Mein Name ist Stu Clark. Ich hab da auf
     Sie gewartet, um ein paar Worte mit Ihnen zu wechseln.»
    «Worum geht’s?»
    Er wies mit dem Kopf

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