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Flammenbrut

Titel: Flammenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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ließ den Feuerlöscher auf einen Schreibtisch fallen. «Er ist Journalist. Er hat herausgefunden, wer die Kate Powell von
     den Postern ist.»
    «O Scheiße. Wie viel weiß er?»
    «Keine Ahnung. Er hat im Trüben gefischt, aber er wusste immerhin, wer die Poster aufgehängt hat. Scheiße! Darauf hätte ich
     auch verzichten können!»
    «Von welcher Zeitung kam er?»
    «Von gar keiner. Er sagte, er wäre freier Journalist.» Clive zog seinen Mantel aus und schickte sich an, Kaffee zu kochen.
     «Dann ist es also nicht so schlimm.»
    |342| Sie sah ihn an. «Warum nicht?»
    «Weil es freie Journalisten gibt wie Sand am Meer. Er muss die Story immer noch verkaufen, und du weißt ja, wie schwer das
     ist.»
    Kate wusste es, und zwar von den zahlreichen Pressemitteilungen, die sie selbst ignoriert hatte. Aber für sie war es schwierig,
     objektiv zu sein, da sie selbst so tief in der Sache drinsteckte. Es umnebelte ihr Denken.
    Die Kaffeemaschine zischte leise, und Clive goss Wasser hinein. «Keine Sorge», sagte er zu ihr, während er die Kanne unter
     das erste dünne Rinnsal stellte. «Wahrscheinlich wird der Artikel nie gedruckt.»
     
    Die Story erschien zwei Tage später. Kate saß in der U-Bahn , auf einer der langen Bänke, von denen man sein Gegenüber quer durch den Gang ansehen kann. Ein Mann auf der anderen Seite
     las in einem Revolverblatt, und sie starrte eine ganze Weile darauf, ohne zu begreifen, was sie da vor sich hatte.
    Dann wurden die abstrakten Formen auf dem Papier mit einem Mal zu Wörtern und bildeten einen Satz. Kate hatte das Gefühl,
     als drehe sich der U-Bahn -Waggon vor ihren Augen. Als hätte er auf genau diesen Augenblick gewartet, blätterte der Mann die Seite um, und sie konnte
     sich plötzlich nur noch an das eine Wort erinnern, das sie erblickt hatte: POSTER.
    Plötzlich war der Zug voll mit raschelnden Zeitungen. Als er zum Stehen kam, stand Kate auf und stieg aus. Sie war schon halb
     die Rolltreppe hinauf, bevor ihr auffiel, dass es gar nicht ihre Haltestelle war.
    Sie ging auf den Bahnsteig zurück und nahm den nächsten Zug. Vor der Station bei King’s Cross war ein Zeitschriftenkiosk. |343| Kate ging hinüber und starrte die verschiedenen Zeitungsstapel an.
    «Was kann ich für Sie tun, Schätzchen?», fragte der Verkäufer.
    Kate wusste nicht mehr, welche Zeitung der Mann aus der U-Bahn gelesen hatte. Sie wusste, es war ein Revolverblatt, aber das war auch alles. Sie schüttelte den Kopf und wandte sich zum
     Gehen, kehrte dann aber abrupt noch einmal zurück und kaufte eine Ausgabe jeder Zeitung an dem Stand.
    «Sie wollen mir wohl Konkurrenz machen, wie?», meinte der Verkäufer grinsend, als Kate bezahlte.
    Kate gab keine Antwort. Ihre Gedanken waren schon bei dem dicken Zeitschriftenstapel unter ihrem Arm. Clive war bereits im
     Büro. Sein Begrüßungslächeln verblasste, als er den Blick von ihrem Gesicht abwandte und sah, was sie unterm Arm trug. Kate
     ging sofort die Treppe hinauf. Die Zeitschriften landeten mit einem dumpfen Aufprall auf ihrem Schreibtisch.
    Sie fand den Artikel im
Daily Mirror
. Die Story erstreckte sich fast über eine ganze Seite und wurde von der Überschrift gekrönt, die sie in der U-Bahn gelesen hatte.
    PSYCHOLOGENMÖRDER RÄCHT SICH MIT POSTER AN GELIEBTEN.   Die Story war als Exklusivbericht ausgegeben. Sie bezeichnete Ellis als einen Schizophrenen, der im Zusammenhang mit dem «Amok-Attentat»
     auf den Psychologen Alex Turner gesucht werde. Der Artikel drehte sich darum, dass er, obwohl er immer noch vor der Polizei
     auf der Flucht war, eine «obszöne Posterkampagne gegen die attraktive P R-Chefin Kate Powell» führe. Die Poster selbst waren genüsslich beschrieben, vor allem das erste, und die Story beschäftigte sich
     mit ihrer Weigerung, |344| einen Kommentar zu ihrer «Affäre» mit Ellis abzugeben oder auf die Frage einzugehen, ob sie das «Kind seiner Liebe» habe abtreiben
     lassen. Von der künstlichen Befruchtung kein Wort. Der Artikel endete mit einem Zitat aus ungenannter Quelle, in dem spekuliert
     wurde, dass Ellis den Psychologen womöglich ermordet habe, weil er «wahnsinnig vor Kummer und Schmerz» gewesen sei.
    Dem Artikel beigefügt waren das Polizeifoto von Ellis und eine Abbildung des zweiten Posters in Schwarzweiß. Darunter war
     ein Foto von Kate selbst. Es war offensichtlich vor der Agentur aufgenommen worden. Auf der Aufnahme sah man sie, wie sie
     mit gehetztem Gesichtsausdruck und ahnungslos auf die

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