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Flammenbrut

Titel: Flammenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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die Luft gelassen hatte.
    «So, mir reicht’s. Bis dann mal.»
    Kate lächelte der Frau zum Abschied zu. Ein kühler Windhauch strich über ihren Körper, als die Tür für einen Augenblick geöffnet
     wurde, dann gewann die Hitze wieder die Oberhand. Kate blickte auf ihren eigenen Bauch hinab, der straff war und keine Streifen
     aufwies, und stellte ihn sich schwammig und schwabblig vor.
    Sie schloss die Augen wieder und versuchte sich zu entspannen, aber es hatte nun keinen Zweck mehr. Als eine andere Frau die
     Sauna betrat, ging Kate hinaus, um sich zu duschen und anzuziehen.
     
    Nach dem Fitnessstudio war Kate mit Lucy zu einem schnellen Mittagessen verabredet. Sie wollten sich im nahegelegenen Park
     treffen und sich an einer Imbissstube ein Sandwich holen, während Angus spielen konnte. Aber als Kate auf Lucys Bank zusteuerte,
     sah sie sofort, dass etwas nicht stimmte. Das Gesicht der Freundin war hinter der Sonnenbrille gerötet, ihr blondes Haar wirkte
     zerzauster denn je. Emily war im Kindergarten, und Angus saß allein vor seiner Mutter im Gras. Seine Augen waren ebenfalls
     gerötet, und er schniefte noch. Er hatte offensichtlich geweint, obwohl er mittlerweile, wenn auch halbherzig, wieder mit
     einem Feuerwehrauto spielte.
    Der Kleine sah sie mit ernstem Gesichtsausdruck und durch feuchte Wimpern hindurch an, als Kate ihn begrüßte und sich neben
     Lucy auf die Bank setzte. Sie hatte gleich mit ihren eigenen Neuigkeiten herausplatzen wollen, aber jetzt drängte sie sie
     mit Gewalt in den Hintergrund.
    «Was war denn los?», fragte sie.
    |79| Lucy schüttelte nur missmutig den Kopf. Durch das dunkle Glas der Sonnenbrille waren ihre Augen fast nicht zu sehen.
    «Frag nicht. Er tut sich selbst leid, weil er sich einen Klaps eingefangen hat.»
    Angus sah seine Mutter mit weinerlicher Miene an. Kate warf einen überraschten Blick vom roten Händeabdruck auf seinem stämmigen
     Beinchen zu Lucy. Wenn Lucy die Kinder bestrafte, dann gab es für gewöhnlich nicht mehr als strenge Worte, und selbst die
     waren selten.
    «Was hat er gemacht?», fragte sie. «Jemanden umgebracht?»
    Mit dieser Formulierung hatte sie die Situation ein wenig entschärfen wollen, aber Lucy presste die Lippen aufeinander und
     starrte ihren Sohn wütend an. «So gut wie. Wir waren unten am Teich, da kam dieses kleine Mädchen auf ihn zu. Sie wollte lediglich
     spielen, und er hat ihr sein Feuerwehrauto auf den Kopf geschlagen.»
    Kates Lippen zuckten, aber Lucy war offensichtlich nicht zum Lachen zumute. «Er hat ihr doch nicht wehgetan, oder?»
    «Natürlich hat er das!» Lucy beugte sich zu ihm hinunter und hob die Stimme. «Du hast ihren Kopf zum Bluten gebracht, nicht
     wahr? Du böser Junge!»
    Angus fing wieder an zu weinen und presste sich seine kleinen Wurstfinger vor die Augen.
    «O Lucy   …», sagte Kate.
    «Du brauchst gar kein Mitleid mit ihm zu haben! Rowdys verdienen kein Mitleid!» Die letzten Worte galten wieder ihrem Sohn.
     Immer noch schluchzend, rappelte er sich hoch und tappte mit ausgestreckten Armen auf sie zu.
    «Nein, ich will dich nicht haben», sagte Lucy, als er vor sie hintrat. «Mit Rowdys will ich nichts zu tun haben.»
    |80| Mit einem jämmerlichen Heulen wandte der kleine Junge sich ab und vergrub den Kopf in Kates Beinen. Sie spürte, wie er, von
     Schluchzern geschüttelt, am ganzen Leib zitterte, und obwohl sie wusste, dass Lucy es nicht gern sehen würde, konnte sie einfach
     nicht dagegen an. Sie streckte die Hände aus und nahm ihn auf den Schoß. Sein kleiner Körper war schwer und stämmig und strömte
     Wärme aus. Er presste sich an sie und bohrte sein Gesicht in ihre Schulter. Es war heiß und feucht.
    «Na komm schon, Lucy», sagte sie über seinen Kopf hinweg. «Meinst du nicht, das geht jetzt ein bisschen zu weit?»
    Lucy schwieg einen Augenblick, dann schien ein Teil der Anspannung von ihr abzufallen. «Okay. Gib ihn mir.»
    Angus spürte, dass seine Mutter nachgab, und drehte sich mit ausgestreckten Armen zu ihr um. Lucy hob ihn von Kates Schoß
     und setzte ihn sich selbst aufs Knie. Für einen kurzen Moment empfand Kate schmerzlichen Verlust, als das Kind von ihr genommen
     wurde. Sie sah zu, wie der kleine Junge sich an seine Mutter schmiegte.
    «Tut es dir jetzt wenigstens leid?», fragte Lucy. Ihre Stimme klang jetzt nicht mehr so scharf wie zuvor. «Du benimmst dich
     nicht nochmal wie ein Rowdy, nein?»
    Angus schüttelte den Kopf und verfiel in einen heftigen

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