Flammenbrut
ich so wenig
weiß.» Sie spürte, wie ihre Wangen zu glühen begannen. «Es tut mir leid, ich habe Ihre Zeit verschwendet.»
«Aber überhaupt nicht. Dafür sind diese Gespräche ja da. Es ist eine wichtige Entscheidung, und Sie müssen sich ganz sicher
sein, bevor Sie sie treffen.»
«Das ist in anderen Kliniken wohl genauso?», fragte Kate ohne viel Hoffnung.
«Mehr oder weniger. Jedenfalls würden Sie gewiss nicht mehr Informationen über die Spender erhalten, ganz egal, wo Sie es
versuchen. Es sei denn, Sie gehen ins Ausland. In Amerika ist die Gesetzeslage vielleicht anders. Ich könnte mir vorstellen,
dass man den Spender dort sogar nach IQ und Schuhgröße aussuchen kann.»
Kate zwang sich zu einem Lächeln. Selbst wenn das der Wahrheit entsprach, hatte sie weder die Zeit noch das Geld, sich in
einem anderen Land behandeln zu lassen. Das Gespräch war für sie beendet. Aber bevor sie sich zum Gehen wenden konnte, schien
die Beraterin, die sie mit sorgenvoller Miene beobachtet hatte, zu einer Entscheidung zu gelangen.
«Natürlich», sagte sie bedächtig, «geben sich einige Frauen erst gar nicht mit irgendwelchen Kliniken ab.»
Sie sah Kate wachsam an.
«So etwas würde ich natürlich nicht empfehlen. Aber es gibt zum Beispiel eine ganze Reihe lesbischer Paare, welche die künstliche
Befruchtung selbst durchführen, weil sich viele Kliniken weigern, sie zu behandeln. Sie bitten einen männlichen Freund, als
Spender zu fungieren.» Sie hielt inne, damit Kate ihre Worte verarbeiten konnte. «Wenn |73| man drüber nachdenkt, ist es im Grunde gar nicht weiter schwierig. Man braucht lediglich einen Pappbecher und eine Plastikspritze.»
Kate begriff, warum die Beraterin ihr das erzählte, aber sie war zu bestürzt, um etwas zu sagen.
«Ich würde natürlich niemandem vorschlagen, etwas Derartiges auszuprobieren», fügte die Beraterin hastig hinzu, als sie die
Verwirrung in Kates Gesichtszügen bemerkte. «Es würde bedeuten, dass man frisches Sperma benutzen muss, daher würden alle
juristischen und medizinischen Sicherheitsvorkehrungen, die man in einer Klinik hat, unter den Tisch fallen. Ich wollte es
nur interessehalber erwähnen.»
«Ja, aber ich glaube nicht …»
«Nein, nein, natürlich nicht. Ich hätte wohl besser gar nichts gesagt.»
Dem konnte Kate innerlich nur beipflichten. Es entstand ein Augenblick des Schweigens. Die Beraterin seufzte.
«Nun, vielleicht würden Sie gern noch einmal darüber nachdenken, was Sie wirklich wollen», sagte sie.
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|74| Kapitel 5
Kate tippte mit dem Finger auf das Tastenfeld, um die Geschwindigkeit zu erhöhen, und das Laufband sirrte mit noch schrillerem
Ton weiter. Sie lief schneller, und ihre Brust hob und senkte sich, als sie zum Endspurt überging.
Von allen Geräten im Fitnessstudio gefiel Kate dieses am besten. Es hatte etwas leicht Absurdes, zu rennen, so schnell man
konnte, ohne wirklich irgendwo anzukommen, wie ein Hamster im Laufrad. Es war Training auf seine grundlegendste, sinnloseste
Form reduziert, und doch fand sie es befriedigend. Die schiere Monotonie entspannte sie, löste Verspannungen in ihrem Geist.
In der ersten Zeit nach der Trennung von Paul hatte sie verschiedene Meditationstechniken ausprobiert, angefangen von einfachem,
tiefem Atmen bis hin zu Yoga. Sie hatte sie alle wieder aufgegeben, weil ihr die Anstrengung des Stillsitzens zu strapaziös
erschien. Aber wenn sie so Meile für Meile dahinstampfte, verstrich manchmal geraume Zeit, ohne dass Kate überhaupt an irgendetwas
dachte, oder sie konzentrierte sich auf ein spezielles Problem, während ihr Körper sich wie von selbst bewegte.
Doch heute half es nicht. Kate hetzte weiter über das Laufband und versuchte das Gefühl der Frustration wegzubrennen, das
sie während der letzten Tage ergriffen |75| hatte, seit ihrem Besuch in der Klinik. Sie konnte sich noch immer nicht mit dem Gedanken anfreunden, von jemandem schwanger
zu werden, von dem sie im Grunde überhaupt nichts wusste. Sie hatte versucht, sich einzureden, dass es keine Alternative gebe,
dass sie, wenn sie wirklich ein Kind wollte, mit Freuden die Regeln der Klinik annehmen würde. Aber auch damit konnte sie
sich nicht abfinden.
Nachdem sie noch eine Weile auf der Tretmaschine geschwitzt hatte, duschte sie kurz und verschwand schließlich in der Sauna.
Die trockene Hitze umschlang sie wie ein warmes Handtuch. Siedend heiße Luft, erfüllt von würzigem
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