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Flammenbrut

Titel: Flammenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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Kieferduft, brannte ihr
     beim Atmen in der Nase. Auf der untersten der drei Bänke saß bereits eine Frau; der Schweiß lief ihr vom Leib. Sie lächelte,
     als Kate die Tür schloss und zur höchsten Bank hinaufkletterte. Kate erwiderte das Lächeln, breitete ihr Handtuch auf den
     heißen Holzlatten aus und setzte sich.
    Die Wärme ging auf ihren Körper über. Sie lehnte sich zurück, ließ ihre Schultern vorsichtig gegen die aufgeheizte Holzvertäfelung
     sinken. Sogleich konnte sie fühlen, wie das Wasser von der Dusche auf ihrer Haut trocknete und Schweiß an seine Stelle trat.
     Durch die Wand konnte Kate den Puls eines fernen Generators spüren. Ansonsten war es hier dunkel und still, ein Ort jenseits
     der Welt da draußen. Sie schloss die Augen und ließ sich treiben.
    «Das ist das Beste daran, finden Sie nicht auch?»
    Kate öffnete die Augen und würdigte den Kommentar mit einem Lächeln, sagte aber nichts. Sie war nicht in Stimmung für Gespräche.
     Im Gegensatz zu der fremden Frau, wie es schien.
    |76| «Haben Sie was dagegen, wenn ich etwas Wasser auf die Steine gieße?»
    Kate öffnete abermals die Augen. «Nein, machen Sie nur.» Die Frau erhob sich von der Bank und trat an den Holzeimer neben
     dem Ofen. Sie griff nach der Schöpfkelle und goss Wasser auf die heißen grauen Steine. Dampf zischte auf, und Kate spürte,
     wie sie von einer Hitzewelle erfasst wurde. Die Frau setzte sich wieder auf die untere Bank. Sie war ungefähr in Kates Alter,
     aber von schwerem Körperbau, mit großen, hängenden Brüsten und einem schwabbligen Bauch. Als sie sich zurücklehnte, sah Kate
     die roten Flecken der Dehnungsstreifen, die quer über ihren Leib verliefen.
    «Noch zwei Minuten, dann werd ich wohl gehen», sagte die Frau freundlich. Sie blies die Wangen auf und wischte sich eine feuchte
     Strähne aus der Stirn. «Hinterher meint man immer, man müsste mindestens zehn Pfund ausgeschwitzt haben, bloß weil man hier
     gesessen hat, finden Sie nicht auch?»
    «Das wär schön», sagte Kate. Die Frau sah sie an und hob eine Augenbraue.
    «Sie sehen aber nicht so aus, als hätten Sie’s nötig.» Sie klopfte auf ihren Bauch. Das Fleisch wabbelte wie Talg. «Erst wenn
     man so einen Schlabberbauch vor sich herschiebt, muss man sich Sorgen machen. Ich dachte, gleich nach der Geburt ist alles
     wieder beim Alten.» Sie grinste. «Na, denkste.»
    «Was war es denn? Ein Mädchen oder ein Junge?» Alle Abneigung gegen ein mögliches Gespräch war dahingeschmolzen. Kate versuchte,
     sich auf das Gesicht der Frau zu konzentrieren, aber der schlaffe Bauch übte eine morbide Faszination auf sie aus.
    |77| «Beides. Zwillinge, inzwischen sechs Monate alt. Wir hatten alles geplant, wir wollten warten, bis wir dreißig sind und dann
     auch nur eins kriegen.» Sie kicherte. «So viel zum Thema Planung. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, hab ich jetzt auch
     noch das da zur Erinnerung.»
    Sie deutete mit dem Kopf auf die Speckrollen. «Man nennt es ‹Schürze›! Ist das noch zu fassen? Die Ärzte haben mir gesagt,
     ich könne eine Schönheitsoperation vornehmen lassen, aber ich dachte, ich versuch erst mal, es so runterzukriegen. Am liebsten
     würde ich jedem, der mir über den Weg läuft, sagen: ‹Ich bin nicht wirklich dick! Das ist nicht meine Schuld!›» Sie lachte
     noch einmal. «Na ja, ist es wohl doch. Was muss ich auch Kinder kriegen, geschieht mir ganz recht. Ich wünschte bloß, jemand
     hätte mir vorher gesagt, dass ich am Ende so aussehe. Vielleicht hätte ich dann nochmal drüber nachgedacht.»
    «Meinen Sie das wirklich ernst?», fragte Kate. Sie fühlte sich ein wenig beklommen, aber es war weniger der Gedanke daran,
     dass ihr eigener Körper sich verändern könnte, als der Gedanke an späteres Bedauern. Die Frau zuckte lächelnd die Achseln.
    «Nein, so ganz ernst nicht. Man weiß doch, worauf man sich einlässt, oder? Aber wenn ich an Ihrer Stelle wäre, würde ich das
     Beste aus meinem flachen Bauch machen, solange ich einen habe. Danach ist es nie wieder dasselbe, ganz gleich, was die Leute
     behaupten.»
    Sie hielt inne und sah Kate plötzlich forschend an. «Erzählen Sie mir nicht, dass Sie schon Kinder haben.» Kate war froh,
     dass ihr Gesicht bereits von der Hitze gerötet war. «Nein. Noch nicht.»
    Die Frau lachte abermals. «Na, Gott sei Dank. Sonst hätte ich das Leben wirklich unfair gefunden!»
    |78| Sie stand auf. Ihr Bauch hing an ihr hinab wie ein Strandball, aus dem man

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