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Flammenbrut

Titel: Flammenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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etwas sagen würde. Aber er starrte nur wortlos auf sie herab, bevor er sich auf dem Absatz
     umdrehte und davonstolzierte.
    Sie atmete tief aus.
    «Nicht gerade der versöhnliche Typ, was?», bemerkte Clive.
    «Nein», pflichtete sie ihm bei.
    Das Gericht lag nicht weit von King’s Cross entfernt. Weder Josefina noch Clive sagten etwas, als Kate ihnen mitteilte, sie
     würden sich dann später im Büro sehen, aber sie kam sich trotzdem wie ein Kind beim Schuleschwänzen vor, als sie die beiden
     stehenließ und zur U-Bahn ging.
    Die Victoria-Linie war aus irgendeinem Grund außer Betrieb, daher nahm Kate eine Bahn zum Piccadilly Circus. Von dort zum
     Postdepot waren es nur ein paar Minuten zu Fuß, und Kate verließ die Haltestelle in der gespannten Erwartung, die ihr mittlerweile
     zur Gewohnheit geworden war. Das Gefühl war nicht mehr so intensiv wie bei den ersten Malen, aber es ließ sie immer schneller
     gehen, als sie dem Gebäude näher kam.
    Sie hatte immer vermutet, ein Postfach müsse einem Schließfach gleichen, wie ein kleiner Spind, zu dem sie einen Schlüssel
     erhielte. Schlüssel gab es auch, aber die waren teurer, und Kate war zu dem Schluss gelangt, dass sie im Grunde so etwas nicht
     brauchte. Sie ging an den Schalter |110| und gab einer ernst dreinblickenden Frau in Uniform ihre Identifikationskarte. Die Frau nahm sie wortlos entgegen und verschwand
     hinter einer Tür.
    Kate versuchte, sich nicht allzu große Hoffnungen zu machen, während sie wartete. Die Anzeige erschien jetzt seit zwei Wochen.
     Sie hatte stundenlang über dem genauen Wortlaut gebrütet, bevor sie sich zu guter Letzt für eine simple, schlichte Tatsachenbeschreibung
     entschied.
    «Geschäftsfrau sucht Spender für künstliche Befruchtung.»
    Kate hatte sie in verschiedenen medizinischen Zeitschriften aufgegeben, von psychiatrischen Magazinen bis hin zu gynäkologischen.
     Einige Redaktionen hatten es von vornherein abgelehnt, die Anzeige zu bringen, und bei jeder Zurückweisung war ihr in einem
     Anflug von Scham die Röte ins Gesicht geschossen. Aber die meisten hatten die Annonce ohne Kommentar angenommen, und Kate
     hatte sich angewöhnt, regelmäßig im Depot vorbeizuschauen, um etwaige Antworten abzuholen. Aber bisher war ihr Postfach immer
     leer gewesen.
    Die Frau schien lange wegzubleiben. Als sie zurückkam, leuchtete das weiße Rechteck des Umschlags hell vor dem Blau ihrer
     Uniform auf.
    Mit jäher Unbeholfenheit setzte Kate eine hingekritzelte Unterschrift, die nur schwache Ähnlichkeit mit ihrer eigenen hatte,
     auf die Quittung. Ein Teil von ihr bemerkte, dass der Umschlag dünn und schlabbrig war, die Handschrift unordentlich, aber
     die Aufregung besiegte ihren Scharfblick. Sie widerstand dem Drang, den Umschlag zu öffnen, bis sie draußen vor dem Depot
     stand, dann hielt sie inne und riss die Lasche auf.
    Es gab keinen Brief. Ihr erster Eindruck war, dass der |111| Umschlag leer wäre, aber dann sah sie etwas zerdrückt in einer Ecke liegen. Gerade noch rechtzeitig, bevor sie es herausziehen
     konnte, begriff sie, worum es sich handelte.
    Das Kondom war aufgerollt worden, und Kate sah noch, dass der Absender die Spitze abgeschnitten hatte, bevor sie den Umschlag
     wieder schloss. Bittere Galle stieg ihr in die Kehle; sie fühlte sich gleichermaßen gedemütigt und abgestoßen. Mit brennenden
     Augen trat sie an einen Abfalleimer in der Nähe und warf den Umschlag hinein. Dann wischte sie sich gründlich die Hände an
     einem Papiertaschentuch ab und warf es hinterher.
    Mit dem Gefühl, auf perverse Weise beschmutzt worden zu sein, kehrte sie zur U-Bahn -Station zurück.
     
    Der Sommer hatte seinen Höhepunkt überschritten. Lucy und Jack fuhren mit den Kindern zum Campen nach Brighton. Es widerstrebte
     ihnen, das Haus unbewohnt zurückzulassen, daher erbot sich Kate, während ihrer Abwesenheit dort zu schlafen. Sie hatte sich
     nach Pauls Überfall in ihrer eigenen Wohnung nie mehr so recht wohl gefühlt. Zwei Wochen in Lucys und Jacks geräumigem Haus
     erschienen ihr wie der reinste Urlaub.
    «Du solltest besser selber auch Urlaub machen, und zwar richtig», hatte Lucy bemerkt, als Kate mit ihr darüber sprach.
    «Vielleicht später», hatte Kate erwidert, und beide Frauen wussten, dass sie nicht die leiseste Absicht hatte, wirklich zu
     verreisen.
    Das Haus kam ihr merkwürdig vor, viel größer und nicht mehr so freundlich, jetzt, da sie allein darin wohnte. Als sie in der
     ersten Nacht in ihrem

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