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Flammenbrut

Titel: Flammenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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Mädchen begleitete ihn zu einem anderen Tisch, wo ihn
     zwei Männer begrüßten.
    Kate verspürte eine gewisse Erleichterung.
    Sie hatte die vergangene Nacht darauf verwandt, sich so |118| gut es ging zu beruhigen. Im Grunde war es nichts anderes als ein Geschäftsessen; wenn sie zu einer Übereinkunft kamen, gut.
     Wenn nicht, was hatte sie dann verloren? Es war ja nicht so, als hätte sie sich zu irgendetwas verpflichtet. Er wusste nicht
     einmal, wer sie war oder wo sie wohnte, und wenn er ihr nicht gefiel, brauchte sie die Sache nicht fortzusetzen. Nach zwei
     von Jacks Brandys hatte sie sich beinahe selbst überzeugt.
    Aber als sie an diesem Morgen aufgewacht war, hatten sich die Zweifel abermals breitgemacht. In der Agentur hatten sie sich
     fast zu einer Panik ausgewachsen. Kate war in ihr Büro gegangen und hatte an einer jungfräulichen Zigarette gesogen; die Flamme
     ihres Feuerzeuges war der Spitze gefährlich nahe gekommen, aber schließlich hatten ihre Nerven sich doch beruhigt.
    Die Panik war zwar abgeflaut, jedoch keineswegs vollständig verschwunden. Als sich die Tür des Restaurants erneut öffnete,
     brandete sie wieder auf. Aber dieses Mal war der Mann, der eintrat, in Begleitung einer Frau. Kate wandte sich ab und blickte
     aus dem Fenster. Die Straße jenseits des Fensters war hell und sonnig unter der niedrigen Markise. Der Lärm von draußen verlor
     sich in dem bienenstockartigen Summen des Restaurants. Wenn man nach draußen blickte, war es, als sähe man einen Stummfilm.
    Eine Kellnerin näherte sich dem Tisch, und Kate hob den Blick. Hinter ihr ging der Neuankömmling. Kate blickte an ihm vorbei
     und sah, dass die Frau, mit der er gekommen war, auf der anderen Seite des Raumes jemanden küsste. Einen Augenblick später
     wandte die Kellnerin sich mit einem Lächeln ab und ließ den Mann an ihrem Tisch zurück. Unsicher blickte er auf sie herab.
    «Kate Powell?», fragte er zögernd.
    |119| Kate erhob sich halb von ihrem Stuhl und spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. «Oh   – Entschuldigung, ich dachte   … Ich habe Sie mit jemandem reinkommen sehen, daher bin ich davon ausgegangen   …»
    Einen Augenblick lang schien er verwirrt zu sein. «Oh! Nein, wir sind nur gleichzeitig angekommen.»
    Kate bemerkte, dass sie beide an verschiedenen Seiten des Tisches standen. «Bitte, nehmen Sie doch Platz.»
    Während sie sich setzten, versuchte Kate, Ordnung in ihre Gedanken zu bringen. Er sah vollkommen anders aus, als sie es sich
     vorgestellt hatte. Nach seiner Stimme hatte sie eher jemanden erwartet wie den Mann, den sie kurz zuvor gesehen hatte, von
     Kopf bis Fuß arrogante Eleganz. Aber diesen Eindruck erweckte er überhaupt nicht. Er sah beruhigend normal aus; ein wenig
     jünger, als sie erwartet hatte, schlank, mit ernstem, auf unaufdringliche Weise attraktivem Gesicht. Sein Haar war dicht und
     gewellt, beinahe so dunkel wie ihr eigenes, und auf seinem Kiefer war der bläuliche Schimmer von Bartstoppeln zu erkennen.
     Er war zwanglos gekleidet mit hellbrauner Baumwollhose und marineblauem, kurzärmeligem Hemd. Er hatte den obersten Kragenknopf
     nicht geschlossen, sodass man ein dünnes Silberkettchen um seinen Hals aufblitzen sehen konnte. Kate fühlte sich overdressed
     in ihrem eleganten Geschäftskostüm.
    Er saß sehr ruhig da und sah sich erst im Raum um, bevor er seinen Blick schließlich auf Kate ruhen ließ. Plötzlich glaubte
     sie zu spüren, dass er genauso nervös war wie sie.
    Sie lächelte. «Sie haben also gut hergefunden?»
    «Ja, kein Problem.»
    Er erwiderte ihr Lächeln, aber seine Anspannung war beinahe |120| körperlich spürbar. Kates eigene Nervosität ließ weiter nach. Sie machte sich daran, seine Befangenheit zu zerstreuen.
    «Die Situation ist ein bisschen merkwürdig, wie?», fragte sie und sprach ihre Gedanken damit laut aus. «Ich meine, sich aus
     einem solchen Grund zu treffen.»
    «Ja.» Er räusperte sich. «Ja, da haben Sie wohl recht.» Abermals sah er sich im Restaurant um, als könne er den Blickkontakt
     mit ihr nicht länger als ein paar Sekunden ertragen. Sie erinnerte sich, wie seine Stimme gestern Abend am Telefon geklungen
     hatte: Er war also doch nicht arrogant gewesen. Nur nervös.
    «Sie sind also Psychologe?», fragte sie: «Haben Sie die Anzeige im
Psychological Journal
gelesen?»
    «Ja.» Er lächelte sie entschuldigend an. «Ich hätte schon früher Kontakt zu Ihnen aufgenommen, aber die Ausgabe war schon
     ein paar

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