Flammenbrut
Durchreiche der Küche drang ein neuerliches lautes Zischen herüber, gefolgt von einem Aufschießen heller Flammen.
Alex fuhr zusammen, und ein Stück Omelett von seiner Gabel fiel geradewegs in sein Wasserglas.
«Ach herrje! Entschuldigung!»
Er machte plötzlich ein so beschämtes Gesicht, dass sie nicht anders konnte, als laut loszulachen. Einen Moment lang sah er
sie nur an, dann lächelte er. Sein Lächeln war nett, fand sie.
«Es war sowieso zu heiß.» Das Blut stieg ihm in den Kopf, als er das Omelett aus dem Glas fischte und es auf den Rand seines
Tellers legte. «Also, wie sind Sie zu Public Relations gekommen?»
Seine Gesichtsfarbe normalisierte sich wieder. Aber die leichte Röte, die ihm kurzzeitig in die Wangen gestiegen war, hatte
ihn sehr jung wirken lassen.
«Ach, ich bin irgendwie da hineingeraten», sagte sie. «Ich habe ein paar Jahre Englisch studiert, aber dann sind meine Eltern
kurz nacheinander gestorben, und ich bin von der Uni abgegangen. Danach wusste ich nicht recht, was ich anfangen sollte. Also
habe ich ein paar Jobs angenommen und bin schließlich in einer P R-Firma gelandet.»
«Wie lange betreiben Sie denn schon Ihre eigene Agentur?»
|124| «Es sind jetzt zwei Jahre.»
«Und was genau tun Sie da?»
Er sah sie mit echtem Interesse an. Sein Benehmen hatte sich geändert; er wirkte jetzt, da er ihr Fragen stellte, langsam
etwas selbstbewusster. Von der stockenden Sprechweise war nichts mehr zu hören.
«Sie meinen, für wen ich arbeite? Oder was alles zu dem Job dazugehört?»
«Eigentlich beides. Ich kenne mich in diesem Bereich im Grunde gar nicht aus», gab er zu.
«Nun, wir erledigen alle möglichen Aufträge für verschiedene Kunden, angefangen von kleinen Firmen bis hin zu Verlegern, die
irgendjemanden in die Zeitung bringen oder ein Interview in Radio oder Fernsehen platzieren wollen. Es kann auch jemand sein,
der ein spezielles Produkt bekannt machen will. Der größte Kunde, den wir zurzeit haben, ist ein Wohltätigkeits-Trust, der
möchte, dass wir so subtil wie möglich sein Profil etwas anheben, aber die meisten unserer Klienten wollen so viel Publicity,
wie sie nur kriegen können.»
«Und wie gehen Sie die Sache dann an?»
«Das ist von Klient zu Klient unterschiedlich. Aber im Allgemeinen dreht es sich darum, die Aufmerksamkeit der Leute zu erregen.
Es kommt nicht darauf an, ob es sich um eine Pressemitteilung handelt, die man an Zeitungen und Zeitschriften verschickt,
oder um eine Plakatkampagne – es muss einfach etwas sein, das sofort das Interesse der Leute weckt. Und man muss auch dafür
sorgen, dass man die gewünschte Zielgruppe anspricht und sie so lange unter Beschuss nimmt, bis man wahrgenommen wird.» Sie
lächelte und zuckte die Achseln. «Oder bis einem die Mittel ausgehen.»
|125| Das Kinn auf die Hand gestützt, sah er sie eindringlich an. «Gefällt Ihnen das?»
Kate dachte nach. «Ja, ich glaube schon. Die Sache hat ihre Höhen und Tiefen. In der Regel hat man allerdings nicht mehr viel
Zeit für irgendetwas anderes. Manchmal wünschte ich, ich stünde nicht ständig unter solchem Druck.»
Selber überrascht von diesem Eingeständnis, hielt sie plötzlich inne. Alex beobachtete sie immer noch; er wartete offensichtlich
darauf, dass sie weitersprach. Schließlich konzentrierte sie sich auf ihren Salat, um ihre Verlegenheit darüber zu verbergen,
dass er sie dermaßen aus ihrer Reserve hatte locken können.
«Um noch einmal auf Ihren Hintergrund zu sprechen zu kommen», sagte sie, nun wieder ganz Geschäftsfrau. «Gibt es in Ihrer
Familie irgendwelche Krankheiten? Sie wissen schon, Diabetes, irgendetwas in der Art?»
«Ähm, nein, nicht dass ich wüsste. Meine Großmutter hatte Arthritis, aber das auch erst, als sie schon über siebzig war.»
Kate nickte und versuchte, sich an die anderen Dinge zu erinnern, die sie fragen wollte. Die Fragen, die sie sich zurechtgelegt
hatte, fielen ihr jedoch plötzlich nicht mehr ein. Wahllos stürzte sie sich auf das Erste, was ihr in den Sinn kam.
«Warum wollen Sie sich als Spender zur Verfügung stellen?»
Diese Frage schien ihn zu verwirren. «Nun, ich weiß nicht … Ich dachte, es wäre eine gute Sache. Mir schadet es nicht, und wenn ich jemandem helfen kann, dann … Sie wissen schon, warum nicht?»
«Haben Sie früher schon mal Samen gespendet?» Kate war fest entschlossen, sich nicht davon aus der Fassung |126| bringen zu lassen, dass sie so
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