Flammenbrut
Wochen alt, als ich dazu kam, sie zu lesen.»
Er sprach mit einem leichten Stocken in der Stimme, weniger einem Stottern als einer Synkopierung gewisser Worte.
K-Kontakt .
Kate verbuchte dies als einen weiteren Beweis seiner Nervosität.
Die Kellnerin kehrte zurück und reichte beiden Gästen eine kleine Speisekarte. «Hätten Sie gern etwas zu trinken?»
«Für mich ein Mineralwasser bitte», sagte Kate. Turner zögerte. «Oh … für mich dasselbe, bitte.» Die Kellnerin entfernte sich wieder.
«Wo arbeiten Sie?», fragte Kate, während sie die Speisekarten aufklappten.
«In Ealing. In einer öffentlichen Klinik.» Er betrachtete flüchtig die französischen Worte auf der Karte und blickte dann
zu Kate auf. «Und Sie?»
|121| «Ich betreibe eine kleine P R-Agentur .» Sie besann sich gerade noch rechtzeitig, die Adresse nicht preiszugeben.
«Ihre eigene?» Er schien beeindruckt zu sein.
Kate zuckte die Achseln, konnte aber ihren Stolz nicht ganz unterdrücken. «Sie ist ganz klein.»
«Und sie läuft gut?»
«Im Augenblick schon.» Sie lächelte und schöpfte aus dieser einfachen Antwort unerwartete Befriedigung. Er erwiderte ihr Lächeln,
und einen Augenblick lang waren alle Berührungsängste zwischen ihnen beiden wie ausgelöscht.
Die Kellnerin kehrte mit den Getränken zurück, und der Moment war vorüber. Kate bestellte einen Salat. Turner entschied sich
nach einer kurzen Pause für ein einfaches Omelett.
«Tja», sagte Kate in das Schweigen hinein, das entstand, als sie wieder allein waren. «Ich sollte Sie wohl darum bitten, mir
ein wenig von sich zu erzählen.»
Turner nickte. «Okay.»
O-okay.
«Ich bin in Edinburgh zur Schule gegangen, habe einen Abschluss in Psychologie und einen Magister in Psychotherapie gemacht.
Dann habe ich auf einer psychologischen Station in Brixton gearbeitet, bevor ich nach Ealing kam. Ähm … ich bin ledig, ich rauche nicht, nehme keine Drogen …» Er machte eine fahrige Handbewegung. «Das war’s auch schon fast.»
«Was ist mit Ihrer Familie?»
Alex hatte nach seiner Gabel gegriffen, hielt sie an beiden Enden zwischen den Fingern und drehte sie langsam hin und her
Seine Finger waren schlank, bemerkte Kate. «Meine Mutter und mein Vater sind beide Rentner. Sie leben jetzt in Cornwall.»
«Haben Sie Geschwister?»
«Zwei Brüder, beide älter als ich. Einer ist in Australien, |122| und der andere lebt jetzt in Kanada. Wir haben uns ziemlich gut über die Kontinente verteilt, könnte man sagen. Und wie steht
es bei Ihnen?»
Kate strich die Serviette auf ihrem Schoß glatt. «Nein. Ich habe keine Familie. Meine Eltern sind tot.»
Wieder blickte Alex sie verunsichert an. «Das tut mir leid.»
«Schon gut.» Sie lenkte das Gespräch auf seine Person zurück. «Warum sind Sie Psychologe geworden?»
«Hm … das kann ich gar nicht genau sagen.» Er legte seine Gabel weg und dachte nach. «Es hat mich wahrscheinlich einfach schon
immer interessiert. Ich verstehe mich besser aufs Zuhören als aufs Reden, was in meinem Beruf nützlich ist.» Er grinste schüchtern.
«Und ich habe als Kind die
Foundation-
Trilogie gelesen; möglich, dass das auch was damit zu tun hatte. Sie wissen schon, Isaac Asimov?»
«Nein, ich habe zwar von ihm gehört, aber …» Sie schüttelte den Kopf.
Alex machte eine wegwerfende Geste. «Na, ist auch egal. Ich habe früher Unmengen von Science-Fiction-Büchern gelesen; irgendwann
bin ich dann über dieses Buch gestolpert, und … wow. Es war brillant. Es ging da um ‹Superpsychologen›, die die Psychologie zu einer so hohen Kunst entwickelten, dass sie
nicht einmal mehr sprechen mussten, um miteinander zu kommunizieren. Mein Gott, ich fand das einfach umwerfend! Sie wissen
schon, der Gedanke, die Menschen so gut zu
kennen
. Zu verstehen, warum sie tun, was sie tun. Und auch sich selbst zu verstehen. Es kam mir einfach …»
Als die Kellnerin mit dem Essen zurückkam, brach er verlegen ab.
«Was wollten Sie sagen?», fragte Kate, als sie wieder |123| allein waren. Sie bemerkte, dass er mit dem Essen wartete, bis sie selbst nach ihrer Gabel griff, was sie kurios fand. «Oh … nichts. Das war alles, wirklich.»
Mit einem Mal war er so reserviert wie zuvor. Kate lächelte und wünschte sich, dass er sich wieder öffnen würde. «Und sind
Sie jetzt selbst ein ‹Superpsychologe›?»
Er lächelte schüchtern und rieb sich den Nacken. «Nein, ich glaube nicht, dass –»
Aus der
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