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Flammenbrut

Titel: Flammenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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Whiskey.
    Sie nahm das Päckchen entgegen und wickelte es aus, wobei ihr die ganze Zeit über bewusst war, dass die anderen sie beobachteten.
     Das Papier gab ein längliches Kästchen frei. Kate öffnete es und nahm ein schlichtes goldenes Medaillon an einem Goldkettchen
     heraus.
    «Ich wusste nicht, welche Größe deine Socken haben», sagte Alex. Der Scherz klang einstudiert.
    «Es ist wunderschön», sagte Kate. «Ich danke dir.»
    Sie machte einen Schritt nach vorn und küsste ihn. Der Kuss dauerte nicht länger als der, den Lucy ihm einige Sekunden zuvor
     gegeben hatte, aber es war ihr erster Kuss, und Kate fühlte sich befangen und irgendwie seltsam. Als |181| sie sich voneinander lösten, legte sie sich umständlich das Goldkettchen um den Hals, um ihre Verwirrung zu verbergen.
    Zu dem riesigen Truthahn, den Lucy gebraten hatte, tranken sie einen trockenen spanischen Sekt, dem die verschiedensten Weine
     und Liköre folgten, die Jack am Nachmittag hervorzauberte. Gegen Abend fühlte Kate sich angenehm beschwingt, und die Anspannung,
     die sich den ganzen Tag in ihr aufgestaut hatte, fand endlich ein Ventil.
    Sie und Alex standen in der Küche und wuschen einen Berg fettigen Geschirrs ab. Sie reichte ihm ein nasses Glas zum Abtropfen,
     und als ihre Hände sich berührten, schoss ihr der Gedanke plötzlich und ohne Vorwarnung durch den Kopf.
    Heute Nacht.
    Errötend wandte Kate sich ab und machte sich energisch an die Reinigung eines schmierigen Tellers, um ihren plötzlichen Gefühlsaufruhr
     zu verbergen.
    Sie schob alle Gedanken an die Entscheidung beiseite, aber den ganzen Abend über wurde sie von einem seltsamen, fremdartigen
     Gefühl beherrscht, einer leichten Atemlosigkeit, einer Anspannung tief unten im Magen. Und dann sagten sie und Alex Lucy und
     Jack gute Nacht und stiegen in ein Taxi, und mit der Plötzlichkeit einer zuschlagenden Tür sah sie sich plötzlich wieder mit
     ihrer Entscheidung konfrontiert.
    Alex schien ihre Anspannung zu spüren. Die Atmosphäre während der Fahrt war seltsam geladen. Vertraute Orientierungspunkte
     flogen wie ein Countdown an den Fenstern vorbei, dann bog das Taxi in Kates Straße ein und blieb vor ihrer Wohnung stehen.
    Ihr Herz hämmerte. Die Worte auf ihrer Zunge kamen |182| ihr plump und unbeholfen vor. «Willst du noch mit reinkommen?»
    An seiner Miene konnte sie ablesen, wie ihm die Bedeutung ihrer Frage aufging. Hastig wandte er den Blick ab.
    «Ich   … ähm   … Nein, besser nicht. Es ist schon spät.»
    Die Zurückweisung kam so unerwartet, dass Kate rein gar nichts dabei empfand.
    «Oh. Okay», hörte sie sich sagen. Einen Augenblick später stieg sie auch schon aus dem Taxi. Die kalte Nachtluft berührte
     ihre Haut. «Na, dann gute Nacht.»
    Alex sah sie nicht an. «Gute Nacht.»
    Das Taxi fuhr weiter und hinterließ nichts als eine bläuliche Abgaswolke. Die Straße war menschenleer. Kate ging den Weg zu
     ihrem Haus hinauf. Sie hatte die Schlüssel in der Hand, obwohl sie sich nicht daran erinnern konnte, sie aus der Tasche gezogen
     zu haben. Sie streckte die Hand aus, um die Haustür aufzuschließen, und da erst traf es sie.
    Sie presste die Augen fest zu, um sich vor dem Schmerz zu schützen; ihre Hand lag immer noch auf der Türklinke. Einen Augenblick
     lang stand sie steif da und war außerstande, den nächsten Schritt zu tun. Zu ihren Füßen erklang ein Miauen. Sie blickte zu
     Dougal hinab, der sich um ihre Knöchel schmiegte. Der Kater sah mit großen Augen gleichgültig zu ihr auf.
    «Fröhliche Weihnachten, Dougal», sagte sie und öffnete die Tür zu ihrer leeren Wohnung.

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    |183| Kapitel 11
    Der Brief von der Klinik traf an einem Februarmorgen ein, als der Regen gegen die Fensterscheiben peitschte und der Tagesanbruch
     sich als eine einzige sepiafarbene Enttäuschung herausgestellt hatte. Kate wusste, worum es sich handeln musste, aber das
     änderte nichts an ihrer Nervosität. Sie schlitzte den mit dem Logo des Krankenhauses versehenen Umschlag auf und nahm den
     Brief heraus.
    Alex’ letzte Blutuntersuchung, die man sechs Monate nach seiner letzten Spende durchgeführt hatte, war in Ordnung. Die Klinik
     bat sie, sich zu melden, damit sie einen Termin für ihre erste Behandlung ausmachen konnten.
    Kate legte den Brief auf den Frühstückstisch. Dass sie ins Leere gestarrt hatte, wurde ihr erst bewusst, als der Toast aus
     dem Toaster sprang und sie zusammenfahren ließ. Ohne sich um ihn zu kümmern, ging Kate

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