Flammenbrut
Schoß eingeschlafen war.
Sie sagte sich, dass sie gar keinen Grund hatte, sich so elend zu fühlen. Sie hatte das Ganze doch gerade aus dem Grund getan,
dass sie
keine
Beziehung wollte. Alex hatte von Anfang an gewusst, worauf er sich einließ. Es würde
ihre
Schwangerschaft sein;
ihr
Baby. Es wäre grausam gewesen, ihre Beziehung – oder Nichtbeziehung, wie sie bei der Erinnerung an Weinachten dachte – noch
weiterzuführen.
Mit einem Seufzer schob sie Dougal auf das Kissen und stand auf. Sie nahm den Teller mit den erkalteten Nudeln und brachte
ihn in die Küche. Als das Telefon klingelte, kratzte sie die Essensreste gerade in den Mülleimer.
|187| In der Erwartung, dass es Lucy sein würde; nahm sie den Hörer ab. «Hallo?»
«Ich bin’s, Alex.»
Der Klang seiner Stimme löste einen Ansturm gemischter Gefühle in ihr aus. Er fuhr fort, bevor sie Zeit hatte, ihre Gedanken
zu ordnen, gab ihr keine Gelegenheit, irgendetwas zu sagen.
«Hör mal, ich habe nachgedacht. Du hast recht, wir sollten aufhören, uns zu treffen, aber, na ja, die Sache ist die, ich dachte,
es wäre schön, wenn wir uns noch ein allerletztes Mal sehen könnten. Vielleicht nächste Woche, nachdem du in der Klinik warst.
Du weißt schon, so eine Art Abschiedsdinner, bei dem man sich viel Glück wünscht und so weiter.»
Die Worte hatten sich fast überschlagen. Jetzt hielt er plötzlich inne. Als er von neuem zu sprechen begann, hatte sein Redefluss
wieder etwas Stockendes.
«Ich fände, es wäre eine Schande, wenn … wenn wir die Sache einfach so beenden würden. Ohne … na ja, ohne richtig Lebewohl zu sagen.»
In seiner Stimme schwang eine Spur von Hoffnung. Kate bemerkte, dass ihre Laune sich plötzlich gebessert hatte.
«Ja», sagte sie lächelnd. «Ich glaube, du hast recht.»
Die Eiche am Eingang der Klinik war kahl und schwarz. Kate trat unter dem Blätterdach hindurch und ging die Einfahrt hinauf.
Der Schotter, den sie von ihrem letzten Besuch hier trocken und ausgebleicht in Erinnerung hatte, war jetzt dunkel und leuchtete
von der Feuchtigkeit des Regens. Obwohl es noch mitten am Nachmittag war, herrschte trübes Zwielicht, als Kate sich dem Eingang
näherte. Der Wind zog an ihrem Haar und peitschte gegen ihre Wangen, aber |188| dann öffneten sich die Automatiktüren und ließen sie in die Wärme und Helligkeit der Klinik ein.
Die lächelnde Sekretärin notierte ihren Namen und bat sie, Platz zu nehmen. Kate setzte sich ans Fenster. Hinter der Doppelverglasung
toste das trostlose Februarwetter weiter. Sie spürte bereits, wie die Zentralheizung die Kälte von draußen vertrieb, und öffnete
ihren Mantel.
Nach einigen Minuten erschien eine junge Krankenschwester in einer maßgeschneiderten, hellgrau-weißen Uniform und führte sie
zu einem Aufzug. Kate war bis dahin nur im Erdgeschoss der Klinik gewesen, aber die erste Etage schien sich kaum davon zu
unterscheiden. Ihre Füße glitten lautlos durch den breiten, mit Teppich belegten Korridor. Trauerfeigen und Yuccapalmen stellten
einen gesunden grünen Gegensatz zu der toten Vegetation draußen dar. Aus unsichtbaren Lautsprechern ertönte sanfte klassische
Musik.
«Das ist der stationäre Bereich», sagte die Krankenschwester, als sie an einem weiteren Korridor vorbeikamen. Verdeckte Lampen
warfen einen schwachen Lichtschimmer auf die doppelte Reihe hoher Holztüren. Es hätte ein Hotel sein können.
«Alles Einzelzimmer natürlich», fügte die Schwester hinzu. «Wir haben eine sechsmonatige Warteliste für die Zimmer, aber über
die Geburt haben Sie sich sicher noch keine Gedanken gemacht.»
Kate lächelte pflichtschuldigst. «Ich glaube, ich bringe erst mal das hier hinter mich.»
Eine Frau in einem frischen weißen Umstandskleid kam auf sie zu, die einzige andere Patientin, die Kate bisher gesehen hatte.
Ihr Bauch wölbte sich, stramm wie eine Trommel, gegen das Kleid, aber sie war sehr schön geschminkt. |189| Sie erwiderte den Gruß der Krankenschwester mit einem Nicken, und im Vorbeigehen nahm ihr Blick Kates feuchtes Haar, ihre
durchnässte Kleidung und ihre linke Hand auf. Ihr Lächeln wirkte mechanisch.
Die Krankenschwester öffnete eine Tür und trat zurück, um Kate vorangehen zu lassen. Der Raum war fensterlos und klein, aber
nicht so klein, dass man Platzangst bekommen hätte. An einer Seite stand ein Stuhl, und am anderen Ende befand sich eine Kleiderstange
mit einigen Bügeln. An einer halb
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