Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Flammenbrut

Titel: Flammenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
Vom Netzwerk:
offenstehenden Tür war ein Ankleidespiegel befestigt, und dahinter konnte Kate ein Waschbecken
     und eine Toilette erkennen. Gegenüber von dem Stuhl befand sich eine weitere, allerdings geschlossene Tür.
    «Hier liegen ein Nachthemd und Papierpantoffeln für Sie bereit, die Sie bitte anlegen wollen. Es besteht kein Grund zur Eile.
     Sie brauchen lediglich auf den Summer zu drücken, wenn Sie so weit sind», sagte die Krankenschwester zu ihr und zeigte auf
     einen Knopf neben dem Lichtschalter. «Dann wird jemand kommen und Sie holen. Okay?»
    Kate bejahte. Sie wartete, bis die Krankenschwester gegangen war, dann sah sie sich um. An der Kleiderstange hing ein einziges
     weißes Hemd. Sie ging darauf zu und berührte es. Es war aus einem weichen Papier. Sie erinnerte sich daran, dass ihr die Beraterin
     in der anderen Klinik erzählt hatte, sie müsse nicht einmal ihre Kleider ausziehen. Die Wynguard-Klinik sah das offensichtlich
     anders.
    Kate setzte sich auf die Kante des Stuhls. Ihre Abneigung gegen Krankenhäuser ließ sie schaudern. Als sie sich umdrehte, sah
     sie ihr Bild im Spiegel, wie sie nervös dasaß, mit zusammengepressten Schenkeln, die Hände zwischen die Beine geklemmt. Sie
     stand auf und zog sich rasch aus.
    Als sie auf den Knopf drückte, hörte sie zwar keinen |190| Summer, aber irgendwo anders musste einer ertönt sein, denn fast augenblicklich öffnete sich die innere Tür. Dieselbe Krankenschwester
     wie zuvor lächelte sie an.
    «Fertig?»
    Sie trat zur Seite und ließ Kate ins Nebenzimmer. Es war größer als das, in dem sie sich umgezogen hatte, aber ebenso fensterlos.
     An der Wand stand eine Couch, daneben befand sich etwas, das wie ein Computer mit Monitor aussah. Vor dem Bildschirm saß eine
     junge Frau im weißen Kittel.
    «Sie hatten doch schon einmal eine Ultraschalluntersuchung, nicht wahr?», fragte die Krankenschwester. «Dann wissen Sie ja,
     wie das funktioniert.»
    Kate nickte. Bei ihrem ersten Besuch in der Klinik hatte man bereits so eine Untersuchung durchgeführt. Sie legte sich auf
     die Couch. Die Assistentin in Weiß lächelte ihr ermutigend zu.
    «So ist es richtig, entspannen Sie sich einfach.»
    Das war leichter gesagt als getan. Kate versuchte, sich auf die schwarzweißen Bilder auf dem Monitor zu konzentrieren. Sie
     sagten ihr nicht das Geringste, aber die Assistentin studierte sie eingehend. Schließlich nickte sie zufrieden.
    «Bestens. Das Follikel ist gut neunzehn Millimeter groß. Müsste jetzt jederzeit aufspringen, würde ich sagen.» Die Assistentin
     zog ihre Latexhandschuhe aus und ließ sie in einen Abfalleimer fallen. Dann schob sie das Ultraschallgerät beiseite. «Sie
     können sich wieder hinsetzen, wenn Sie wollen. Dr.   Janson wird in ein paar Minuten bei Ihnen sein.»
    Damit ging sie hinaus. Die ganze Zeit über plätscherte im Hintergrund klassische Musik aus den Lautsprechern, ohne dass sie
     etwas gegen die Einsamkeit des leeren weißen |191| Raumes ausrichten konnte. Kate schwang die Beine von der Couch. Die Papierauflage verrutschte leicht auf dem Kunststoff darunter.
     Kate blickte auf ihre Füße hinab, die über dem Boden baumelten und in ihren elastischen Papierpantoffeln ausgesprochen lächerlich
     aussahen. Sie fragte sich, ob sie in einer weniger teuren Klinik auch etwas Derartiges hätte tragen müssen.
    Die Tür öffnete sich, und Dr.   Janson kam herein. Die Schwester folgte ihr. Dr.   Jansons graublondes Haar war zu einem dicken französischen Zopf geflochten und so makellos wie immer. Ihr weißer Arztkittel
     schien zu den eleganten Kleidern, die sie darunter trug, nicht recht zu passen.
    «Hallo», begrüßte sie Kate strahlend. «Alles in Ordnung?»
    «Ich denke schon, ja.»
    «Gut. Nun, Sie werden sich freuen zu hören, dass der Zeitpunkt genau richtig ist. Ihr Eisprung steht unmittelbar bevor, sodass
     wir die erste Behandlung wie geplant durchführen können.»
    Dr.   Janson lächelte. Mit ihrer Goldrandbrille sah sie aus wie ein Model aus dem Optikerkatalog, fand Kate.
    «Nervös?», fragte die Ärztin. Kate nickte. «Das ist nicht nötig. Sie werden kaum etwas spüren, und es dauert auch nicht lange.
     Versuchen Sie einfach, sich zu entspannen. Also, wenn Sie sich jetzt bitte wieder auf die Couch legen würden   …»
    Kate ließ sich wieder auf den Rücken sinken und brachte ihre Beine in dieselbe Stellung wie zuvor.
    Die Krankenschwester ließ einen kleinen, orangefarbenen Plastikhalm in ein makellos sauberes

Weitere Kostenlose Bücher