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Flammenbrut

Titel: Flammenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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ihn zu beschimpfen schien. Kate konnte nicht
     verstehen, was die beiden sagten, aber der verborgene Sprecher wurde lauter und zorniger, und sie hatte gerade noch Zeit zu
     registrieren, dass sie die Stimme des Mannes kannte, als ein scharrendes Geräusch verriet, dass Stühle zurückgeschoben wurden.
    Der Wandschirm erzitterte, und das Paar, das dahinter gesessen hatte, erhob sich. Das Mädchen war stark geschminkt, vollbusig
     und betrunken. Der Mann in ihrer Begleitung stand mit dem Rücken zu Kate, aber dann drehte er sich um, und der Schock durchfuhr
     sie, als sie sein Profil erkannte.
    Sie zog den Kopf ein und starrte auf ihren Teller hinunter.
    «Kate? Was ist los?», fragte Alex. Ohne aufzusehen, schüttelte sie den Kopf. Mit einem flauen Gefühl im Magen wurde ihr bewusst,
     dass der Ausgang hinter ihr lag.
    |198| «Ist alles in Ordnung mit dir?»
    Sie nickte. Jetzt konnte sie sie näher kommen hören, seine schweren Schritte, gefolgt von den hektisch klappernden Absätzen
     des Mädchens. Sie nahm ihre Stäbchen zur Hand und tat, als wäre sie mit dem Essen beschäftigt.
    Die Schritte verhallten an ihrem Tisch.
    «Sieh mal an! Was für ein Zufall, dass wir uns hier treffen.»
    Sie blickte auf. Paul war an ihrem Tisch stehengeblieben. Mit einem schiefen Grinsen blickte er auf sie herab. Das Mädchen
     stand hinter ihm und sah sie verwirrt an.
    «Hallo, Paul.»
    Selbst im Kerzenlicht konnte sie sehen, wie erhitzt er war. Sein Gesicht war aufgeschwemmt und gerötet. Er sah erst sie an,
     dann Alex, der die Szene mit erschrockenem Gesicht beobachtete.
    «Willst du uns nicht bekannt machen?»
    Sie war überraschend gelassen. «Alex, das ist Paul.»
    Alex lächelte den anderen Mann unsicher an. Pauls Grinsen hatte etwas Unangenehmes.
    «Du hast uns deine Freundin noch nicht vorgestellt», sagte Kate.
    «Tut mir leid, nein, das habe ich wirklich nicht, was? Hab wohl meine Manieren vergessen.» Paul zeigte mit dem Kopf auf seine
     Begleiterin, die leicht taumelte und Mühe hatte, still zu stehen. «Das ist Kim. Kim, das ist Kate. Kate ist eine ‹alte Freundin›
     von mir. Das ist Alex, ihr ‹neuer Freund›. Also, was machen Sie beruflich, Alex?»
    Alex warf zuerst einen zögernden Blick auf Kate. «Ich bin, ähm, ich bin Psychologe.»
    «Ein Psychologe!» Pauls Stimme wurde lauter. Kate bemerkte, dass sich die ersten Köpfe in ihre Richtung drehten. |199| «Erzähl mir nicht, dass du endlich doch zu einem Psychofritzen gehst, Kate? Oder ist das hier so eine soziale Geschichte?
     Eine Möglichkeit, an eine Behandlung zu kommen, ohne dafür zu bezahlen, nehme ich an.»
    Immer mehr Gäste drehten sich jetzt nach ihnen um. Die ganze Szene erschien Kate plötzlich seltsam unwirklich. «Du wolltest
     gerade gehen. Lass dich nicht von uns aufhalten.»
    «Ja, ich wollte gerade gehen, tatsächlich.» Sein Lächeln war eine durchsichtige Maske. «Unser kleiner Freund hier hat keine
     Ahnung, worauf er sich da einlässt, oder? Passen Sie bloß auf, Kumpel», sagte er zu Alex, ohne jedoch den Blick von Kate abzuwenden.
     «Die kleine Katie hat die Neigung, Geschäft und Vergnügen zu vermischen. So lange, bis sie bekommen hat, was sie von Ihnen
     will, und dann
bum!
sind Sie draußen!»
    Alex’ Gesicht war bleich, abgesehen von den roten Flecken auf seinen Wangen. «Ich glaube, Sie sollten jetzt besser g-gehen.»
    Er sagte es leise, und das Stottern war kaum hörbar, aber Paul griff es sofort auf.
    «Sie d-denken, ich sollte g-gehen? Warum? Damit Sie sie mit Ihrem Schwanz psychoanalysieren können?»
    Die Gespräche an den Nachbartischen waren verstummt. Kate sah den Oberkellner auf sie zukommen. Alex ballte auf dem Tisch
     die Hände zu Fäusten.
    «Kümmer dich nicht um ihn», sagte sie, aber jetzt hatten beide Männer nur noch Augen füreinander. Alex schien beinahe zu zittern.
    «R-raus!»
    Paul beugte sich zu ihm hinunter. «V-v-verpiss dich.»
    «Alex, nein», sagte Kate und streckte hastig die Hand |200| nach ihm aus, als er sich erhob. Er sah sie an, und noch bevor er ganz aufgestanden war, schlug Paul ihm ins Gesicht. Der
     Hieb traf ihn an der Wange und stieß ihn zur Seite, sodass er fast der Länge nach auf den Tisch stürzte. Der Tisch kippte
     und schleuderte Alex in einer Kaskade von Kerzen, Essen und berstendem Porzellan zu Boden. Es schien eine Ewigkeit zu dauern,
     bis das Geräusch, mit dem Schalen, Tabletts und Gläser zu Boden krachten, endlich abbrach.
    In der folgenden Stille drehte sich ein Teller

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