Flammenbrut
ihren nackten Hals.
«Vielen Dank.»
Eine Weile schwiegen sie beide.
«Also …», begannen sie gleichzeitig und hielten inne.
«Tut mir leid. Du zuerst», sagte Kate.
«Ich wollte gerade fragen, wie es gelaufen ist.» Er senkte die Stimme ein wenig. «Du weißt schon, in der, ähm, in der Klinik.»
Sie hatte am Vortag gerade ihre zweite Befruchtung hinter |195| sich gebracht. «Oh, bestens. Ich brauche jetzt nur noch abzuwarten und festzustellen, was passiert.»
«Tja. Ich hoffe …» Einen Augenblick lang rang Alex mit sich. «Na, du weißt schon.»
Sie nickte. «Danke.»
Die Anspannung, die sie beide ergriffen hatte, schien noch zu wachsen und erstickte jede Unterhaltung im Keim. Kate musterte
die anderen Tische, Inseln der Vertrautheit im romantischen Kerzenschein. Die angeregten Gespräche klangen leise herüber,
ein plätschernder Kontrapunkt zu dem Geklirr des Porzellans. Niemand schien sich elend zu fühlen. Kate holte tief Luft.
«Vielleicht war das doch nicht so eine gute Idee.»
Er machte ein beleidigtes Gesicht. «Warum?»
«Vielleicht wäre es besser gewesen, die Dinge so zu lassen, wie sie waren.» Sie zuckte die Achseln. «Wir ziehen die Sache
doch nur unnötig in die Länge, oder?»
Alex spielte mit dem warmen Wachs, das sich unten an der Kerze angesammelt hatte. Er sah sie nicht an. «Möchtest du gehen?»
«Nein», sagte sie nach kurzem Nachdenken.
Der Kellner in dem weißen Jackett kehrte zurück. Er verbeugte sich kurz und reichte ihnen beiden eine Speisekarte.
«Man kann hier Sake bekommen. Warum bestellst du dir nicht einen?», fragte Kate heiter.
«Trinkst du nichts?»
«Ich trinke keinen Alkohol mehr.» Sie sah den Kellner an, der geduldig neben ihrem Tisch stand. «Aber das heißt nicht, dass
du dir nichts bestellen kannst.»
Alex machte einen verwirrten Eindruck. Er zuckte nur apathisch mit den Schultern. «Okay.»
Sie gaben ihre Bestellung auf, verfielen aber wieder in |196| Schweigen, sobald der Kellner gegangen war. Auf der anderen Seite des Restaurants gab es einen kleinen Tumult: Der Oberkellner,
durch ein schwarzes Jackett von seinen weißgekleideten Kollegen unterschieden, führte eine beherrschte, aber hitzige Auseinandersetzung
mit den Gästen an einem Tisch, der hinter einem Bambusschirm verborgen war. Schließlich begab er sich mit einem schroffen
Nicken in Richtung Küche. Als die Unruhe sich gelegt hatte, versuchte Kate sich auf irgendetwas zu besinnen, was sie sagen
konnte.
«Und was macht die Arbeit?», fragte sie.
«Oh … alles bestens, danke.»
Sie suchte nach einem anderen Gesprächsthema, aber irgendwie wollte ihr nichts einfallen. Der Kellner kam mit einer Flasche
Sake und einer Flasche Mineralwasser. Er füllte ihre Gläser und zog sich wieder zurück.
«Na dann. Prost», sagte Kate und hob ihr Glas. Die Sprudelbläschen kitzelten ihre Zunge. Sie bemerkte, dass Alex zwar sein
Glas gehoben, aber nichts getrunken hatte.
«Hör mal, Kate …», begann er langsam, und bei dem ernsten Klang seiner Stimme versteifte sie sich sofort. «Ich …» Er schluckte. «Ich wollte nur sagen … ich bin froh … ähm, froh, dass ich es war.»
Er brach ab; seine Stimme hatte heiser geklungen, und nun blickte er hastig in eine andere Richtung. Kate spürte, wie ihre
Augen zu brennen begannen. Aber die Rückkehr des Kellners ersparte es ihr, irgendetwas zu erwidern. Der Mann stellte mit wenigen
geschickten Griffen eine Warmhalteplatte auf ihren Tisch und entzündete mit einem Streichholz, das er zuvor in die Kerzenflamme
gehalten hatte, die vier kleinen Spiritusbrenner darin. Dann erschien ein anderer Kellner, um eine Reihe kleiner, dampfender |197| Schüsseln auf die Platte zu stellen. Als alles so weit fertig war, verbeugten die beiden Männer sich kurz.
«Riecht köstlich», sagte Kate. Sie hatte überhaupt keinen Appetit mehr.
Ohne einander anzusehen, nahmen sie sich jeder eine Portion von dem Reis und den raffiniert gewürzten Fleisch- und Gemüsegerichten.
Dann griffen sie beide gleichzeitig nach der kleinen Schale mit Saté-Sauce. Kate lächelte und bedeutete Alex, sich als Erster
zu bedienen, und genau in diesem Augenblick schien auf der anderen Seite des Restaurants neuerlicher Tumult auszubrechen.
Der Oberkellner stand abermals an dem Tisch hinter dem Wandschirm. Diesmal schüttelte er nachdrücklich den Kopf und redete
in leisem, aber entschlossenem Tonfall gegen die durchdringendere Stimme an, die
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