Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Flammenbrut

Titel: Flammenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
Vom Netzwerk:
wollte, aber in letzter Sekunde seine Meinung geändert hatte.
    «Ich hätte gedacht, dass du ziemlich gut in deinem Job bist», sagte sie. «Du bist ein guter Zuhörer. Das ist, was die Psychologie
     angeht, doch schon die halbe Miete, oder?»
    «O ja. Wir müssen viel zuhören, aber das ist auch fast schon alles. Psychologen
tun
im Grunde gar nichts.» Sein Tonfall hatte einen untypisch bitteren Beiklang. Kate, die ihn aus seiner plötzlich düsteren Stimmung
     herausreißen wollte, senkte den Kopf und biss ganz sanft in seine Brust.
    «Dann sollte ich wohl besser dafür sorgen, dass du beschäftigt bist.»
    Am selben Abend rief Lucy an. Kate wäre nicht rangegangen, wenn sie nicht zufällig gerade am Telefon vorbeigekommen wäre,
     als es klingelte.
    «Hallo, Kate», sagte Lucy munter. «Ich dachte, ich rufe mal an, um festzustellen, ob du noch lebst.»
    Kate verspürte leise Gewissensbisse. Sie hatte nicht mehr mit Lucy gesprochen, seit sie ihr erzählt hatte, dass sie sich ein
     allerletztes Mal mit Alex treffen wollte. Unwillkürlich warf sie einen Blick auf die Schlafzimmertür.
    «Tut mir leid, ich wollte mich eigentlich melden, aber   …»
    «Ich weiß, ich weiß, du hast in der Agentur zu viel am Hals. Mach dir nichts draus. Ich wollte auch nur wissen, was neulich
     Abend passiert ist? Hast du dich mit Alex getroffen?»
    «Ähm   … ja.»
    «Wie ist es gelaufen?»
    «Hm   … ganz gut, denke ich.»
    «Und das war’s also? Du hast ihm gesagt, dass du ihn nicht mehr sehen willst?» Lucys Missbilligung war offenkundig.
    |224| «Ähm   … er ist im Augenblick bei mir.»
    Es entstand eine kurze Pause.
    «Ach wirklich?»
    Kate konnte sie förmlich grinsen sehen.
    «Das Abschiedsdinner ist wohl nicht ganz so gelaufen, wie du geplant hattest?», fragte Lucy.
    «Nicht direkt.»
    «Na, ich
wollte
dich eigentlich für morgen zum Mittagessen einladen, aber ich schätze, du hast was anderes zu tun. Es sei denn, du möchtest
     Alex auch mitbringen?»
    «Danke, aber ich glaube, wir werden diesmal aussetzen.»
    «Das habe ich mir doch gedacht. Na ja, dann gib Alex einen Kuss von mir – wenn du noch einen erübrigen kannst   –, und ich rufe dich dann nächste Woche wieder an. Oh, und Kate?»
    «Was denn?»
    Lucy lachte. «Vergiss nicht, ein Verhütungsmittel zu benutzen.»
     
    Die Ironie ihres Timings war Kate nicht entgangen. Sie wusste nicht recht, ob es als Perversion gelten konnte, dass sie erst
     nach der ersten Behandlung in der Klinik mit Alex geschlafen hatte, oder ob es einfach nur am Karma lag. Aber was es auch
     war, es änderte alles.
    Kate wusste, dass es gewisse Themen gab, denen sie sich stellen musste; was die Klinik betraf, was ihre Beziehung zu Alex
     betraf. Aber sie konnte sich einfach nicht dazu überwinden, darüber nachzudenken. Endlich schien ihr Leben sein natürliches,
     vorherbestimmtes Gleichgewicht gefunden zu haben. Es fühlte sich einfach
richtig
an; sie war sich sicher, dass die Dinge genau so sein sollten, dass sich nun alles von selbst ergeben würde.
    |225| Es schien unausweichlich, dass ihre Periode ausblieb.
    Sie wartete mehrere Tage, bis sie es Alex gegenüber erwähnte.
    «Als wir uns kennenlernten, sagtest du, dir gefiele der Gedanke an Vaterschaft ohne die Verantwortung», sagte sie. «Siehst
     du das heute immer noch so?»
    Sie lagen eng aneinandergeschmiegt im Bett. Er hatte in der Dunkelheit einen Arm um sie geschlungen.
    «Warum?»
    Sie spielte mit dem heiligen Christophorus auf seiner Brust, schlang sich das Silberkettchen um den Finger und wickelte es
     wieder ab. «Es ist noch nicht endgültig, aber ich habe heute beim Arzt einen Schwangerschaftstest machen lassen.»
    Sie wartete.
    «Wann wirst du Bescheid wissen?»
    «Irgendwann nächste Woche.»
    Sie hätte es früher in Erfahrung bringen können, wenn sie sich einen Schwangerschaftstest in der Drogerie gekauft hätte. Aber
     selbst wenn der Test positiv ausgefallen wäre, hätte sie es nicht recht glauben können. Sie wollte nicht das Risiko einer
     Enttäuschung eingehen, falls sie beim Test irgendeinen Fehler machen würde. Wenn ein Arzt die Schwangerschaft bestätigte,
     würde das die Sache irgendwie offizieller machen. Wirklicher.
    Kate sah Alex ins Gesicht. In der Dunkelheit war es fast unsichtbar. «Ich möchte nur, dass du weißt, dass für dich keinerlei
     Verpflichtungen bestehen. Das   … das mit uns   … ändert gar nichts.»
    Es schien eine ziemlich lange Zeit zu vergehen, bis er endlich

Weitere Kostenlose Bücher