Flammenbrut
plötzliche Licht machte sie
für einen Augenblick blind, bevor sie sich wieder zu Alex umdrehte. Seine Augen waren, wie sie mit einigem Erschrecken bemerkte,
feucht.
«He, na komm schon!» Sie bewegte sich ein wenig, sodass sie halb über ihm lag. Dann stützte sie sich auf den |214| Ellbogen auf, sodass ihre Brüste über seine Haut strichen. «
So
schlimm war es doch nicht, oder?»
Er erwiderte ihr Lächeln, sah ihr aber nicht in die Augen. «Nein. Es ist nur, dass … Ich bin nicht sehr gut in solchen Sachen.»
«Ich fand es gar nicht schlecht.»
Er warf ihr einen schnellen, überraschten Blick zu, und plötzlich begriff Kate intuitiv, warum er immer so nervös gewesen
war bei ihren ersten Treffen. Die Zärtlichkeit, die sie für ihn empfand, schnürte ihr die Kehle zu.
«Was ist das eigentlich?», fragte sie und wechselte damit bewusst das Thema. Sie betastete die Scheibe, die an dem Kettchen
um seinen Hals hing.
«Ach … das ist nur ein Christophorus.»
Kate ließ beiläufig ein Bein über seinen Körper gleiten und nahm das Medaillon näher in Augenschein. Es maß ungefähr zwei
Zentimeter im Durchmesser, und das Abbild des Mannes, der das Kind übers Wasser trug, war grob und nur angedeutet, sodass
man es auf den ersten Blick überhaupt nicht erkennen konnte.
«Sieht alt aus», sagte sie, als sie es von seiner Brust hob. Das Medaillon war dick und schwer.
«Ähm, ja, ich glaube, das ist es auch.» Er blickte auf seine Brust hinunter. «Es hat meiner Großmutter gehört.»
«Hat sie es dir hinterlassen?»
Alex schwieg einen Augenblick lang. «Nein, sie hat es mir vor ihrem Tod geschenkt. Sie sagte, es solle mir Glück bringen.»
Kate ließ das Medaillon wieder auf seine Brust sinken. «Und hat es das getan?» Ganz sachte bewegte sie ihr Bein auf und ab.
«Ich, ähm, also, ja, schätze schon.»
|215| Er lächelte jetzt. Kate konnte spüren, wie er unter ihrem Schenkel wieder hart wurde. Als sie sich über ihn schob, lag der
heilige Christophorus als kalte Scheibe zwischen ihren Brüsten.
«Das war dein Glück, dass du das gesagt hast.»
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|216| Kapitel 12
Während der nächsten drei Wochen verspürte Kate gelegentlich ein beinahe abergläubisches Misstrauen angesichts ihres Glücks.
Die pessimistische Ahnung, dass es nicht von Dauer sein konnte, dass sie irgendwann einen Preis dafür würde zahlen müssen,
überfiel sie ohne Vorwarnung. Dann verflog das Gefühl, wie eine Wolke, die sich nur kurz vor die Sonne geschoben hatte, und
Kate war wieder ganz von den Freuden der Gegenwart gefangen.
Im Bett hatte Alex schnell dazugelernt. Er war, wenn auch kein erfahrener, so doch ein sehr enthusiastischer Liebhaber, und
sie schliefen miteinander wie gierige Teenager, kosteten einander aus, bis ihnen beiden alles wehtat. Am Anfang erschien es
ihr seltsam. Auch nach fast vier Jahren, stellte Kate fest, erinnerte sich ihr Körper noch an die Gestalt und den Geruch von
Paul. Er war schwerer gewesen und stärker behaart als Alex, und er war mit einer rohen Heftigkeit an die Sache gegangen, die
sie zunächst für Leidenschaft gehalten hatte, bevor ihr klar wurde, dass es nur Egoismus war. Aber es dauerte nicht lange,
bevor die taktilen Erinnerungen an ihren ehemaligen Liebhaber von den neuen ersetzt wurden.
Sie gingen nicht oft aus. Kate hastete abends nach Hause, machte eine Flasche Wein auf und fing an, Fleisch und |217| Gemüse klein zu schneiden. Alex kam direkt von der Arbeit zu ihrer Wohnung und half ihr, das Essen vorzubereiten. Manchmal
zögerten sie das, wonach sie beide sich sehnten, bis nach dem Essen hinaus, aber oft lagen ihre Kleider schon wild verstreut
über dem Fußboden, und sie liebten sich, während die Töpfe auf dem Herd unbeachtet vor sich hin blubberten.
Es gab jedoch auch Zeiten, in denen Alex sehr ruhig wurde, verloren in eine nur ihm zugängliche Welt. Kate beobachtete ihn
dann gern und sah zu, wie sein Gesicht einen empfindsamen, beinahe melancholischen Ausdruck annahm. Aber obwohl es ihr gefiel,
dass sie ihn in diesen Augenblicken in aller Ruhe studieren konnte wie ein Gemälde, blieb doch immer auch ein verhaltenes
Gefühl zurück, ausgeschlossen zu sein. Einmal blickte er ohne Vorwarnung auf und ertappte sie dabei, wie sie ihn beobachtete.
Eine Sekunde lang schien sein Gesicht völlig ausdruckslos, als erkenne er sie nicht, und Kate überfiel jähe Panik, dass sie
ihren Geliebten überhaupt nicht kannte, dass er
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