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Flammenbrut

Titel: Flammenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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schrieb sie. «Ruf mich an! Gruß,
     Kate.»
    Zufrieden mit sich und ihrem Einfall, ging sie die Treppe hinunter und brachte ihr Fax auf den Weg.
     
    Alex rief den ganzen Nachmittag nicht zurück. Kate vermutete, dass er ihr Fax noch nicht gelesen hatte und überlegte, ob sie
     noch eins schicken oder ihn noch einmal anrufen sollte, bevor sie beide Möglichkeiten verwarf. Sie würde ihn ja am Abend sehen.
     Jetzt hatte sie schon so lange gewartet, da würde sie es wohl noch ein Weilchen länger aushalten.
    Auf dem Heimweg stieg sie zwischendurch aus und kaufte eine Flasche Champagner. Alex kam selten vor sieben Uhr; Kate schob
     Lachssteaks in den Ofen und deckte im Wohnzimmer den Tisch mit Kerzen und einem weißen |229| Tischtuch. Dann schenkte sie sich ein Glas Wein ein, legte eine CD auf und summte leise vor sich hin, während sie in ein marineblaues
     Minikleid schlüpfte. Im Schlafzimmerspiegel betrachtete sie lächelnd ihren flachen Bauch.
    «Freu dich dran, solange du es noch kannst», sagte sie laut, dachte an die Begegnung mit der leicht frustrierten Mutter in
     der Sauna und lachte.
    Es war fast sieben Uhr. Kate ging in die Küche und drehte die Herdplatten unter den Gemüsetöpfen auf. Die CD war abgelaufen,
     also ging sie wieder ins Wohnzimmer, wo sie einen Nina-Simone-Sampler auflegte, eine von Alex’ Lieblingsscheiben. Dann nahm
     sie eine geringfügige Korrektur an den Servietten vor, die sie säuberlich in die Gläser auf dem Tisch gesteckt hatte, und
     entzündete die Kerzen.
    Nachdem sie die Lampe ausgeschaltet hatte, setzte sie sich im Kerzenschein hin und wartete auf Alex.
    Um acht Uhr erinnerte sie sich an das Essen. Die Küche war voller Dampf, als sie endlich Ofen und Gasherd ausschaltete. Das
     Blubbern in den Töpfen verebbte. Die frischen Kartoffeln brachen auseinander wie Boviste, als sie mit der Gabel hineinstach,
     während der Brokkoli bereits zu aufgedunsenen blassen Röschen zerfallen war. Die Gemüsebröckchen hüpften auf der Oberfläche
     des Wassers auf und ab und sanken, als das Wasser zu kochen aufhörte, langsam auf den Boden des Topfes.
    Kate starrte das zerkochte Gemüse an, drehte sich auf dem Absatz um und ging zum Telefon im Flur. Zuerst versuchte sie es
     im Ealing Center. Ein elektronisches Knistern zischte in ihrem Ohr. Sie versuchte es noch einmal, mit demselben Ergebnis.
     Schließlich legte sie wieder auf und wählte Alex’ Privatnummer.
    Der Freiton erklang wieder und wieder. Jedes Mal schien |230| die Pause dazwischen länger zu werden, dann tutete es erneut, eine wiederholte Erinnerung an Einsamkeit und leere Zimmer.
     Kate legte auf.
    Mutlos kehrte sie ins Wohnzimmer zurück und schaltete die Lampe an. Der Tisch wartete, das Porzellan und die Gläser warfen
     die Lichtreflexe der Kerzen zurück. Rotes Wachs war auf das Tischtuch getropft. Kate betrachtete die dunklen Kreise auf der
     weißen Oberfläche, beugte sich vor und blies die Flammen aus. Der Rauch der Dochte hob sich in sanften Kringeln zur Decke.
     Beißender Geruch erfüllte das Zimmer.
    Das Telefon klingelte. Kate zuckte zusammen, rannte in den Flur und riss den Hörer hoch.
    «Hallo?»
    «Hallo, Kate, ich bin’s, Lucy.»
    Abermals spürte sie bleischwer ihren Magen. «Oh, hallo, Lucy.»
    «Na, du klingst ja nicht übermäßig begeistert. Was ist los?»
    «Ach, nichts, tut mir leid. Na ja, Alex ist ein bisschen spät dran, das ist alles.»
    Lucy lachte. «Soso, dieses Stadium habt ihr also bereits erreicht, ja? Nudelholz hinter der Tür?»
    Kate verbarg ihren Ärger. «Nein. Ich mache mir nur Sorgen. Er hätte schon vor über einer Stunde hier sein müssen.»
    «Ich würde mir keine Gedanken machen. Wahrscheinlich sitzt er irgendwo in der U-Bahn fest. Also, wie ergeht es euch denn so?»
    «Alles bestens.» Sie hatte nicht den Wunsch, Lucy jetzt schon zu verraten, dass sie schwanger war. Nicht, bevor Alex es wusste.
    Lucy seufzte. «Na schön, ich merke, dass dir nicht nach |231| Plaudern zumute ist. Hör mal, ich bin sicher, dass es ihm gutgeht. Er wird schon mit irgendeiner Ausrede wieder auftauchen.
     Das tun die Männer immer.»
    Aber Alex Turner nicht.
     
    Am nächsten Morgen war Kate vollkommen geschafft vor Müdigkeit und Sorge. Sie hatte unruhig geschlafen und war manchmal ruckartig
     aufgewacht, weil sie glaubte, das Telefon oder die Türglocke gehört zu haben. Dann lag sie nach dem kurzen Adrenalinstoß mit
     hämmerndem Herzen da und war sich allzu deutlich der Leere auf der anderen

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