Flammenbrut
Antwort. Sie hatte keine Gegenargumente erwartet, und die Fragen, die der Arzt aufbrachte, durchdrangen
ihre Entschlossenheit wie Dornen.
«Wie kann ich dieses Baby jetzt noch bekommen?» Ihre Stimme klang gequält. «Woher soll ich wissen, dass es nicht so sein wird
wie er?»
Der Arzt massierte sich müde den Nasenrücken. «Wenn jede Familie, unter deren Vorfahren es Geisteskrankheiten gegeben hat,
sie an ihre Kinder weitergeben würde, wären wir früher oder später alle betroffen.» Er seufzte. «Ja, Schizophrenie kann manchmal
in der Familie liegen, aber man kann sie nicht mit der Augenfarbe vergleichen. Sie wird nicht direkt weitergegeben. Ich glaube,
ungefähr ein Kind von zehn könnte,
könnte
», betonte er, «diese Erkrankung entwickeln, wenn eines der Elternteile schizophren ist. Was eine neunzigprozentige Chance
lässt, dass dieser Fall nicht eintritt. Was die Brandstiftung betrifft …» Er zuckte die Achseln. «Ich bin kein Experte in Sachen Psychologie, aber ich bezweifle doch stark, dass sich so etwas vererbt.
Ich |267| denke, zwanghaftes Verhalten jeder Art ist eher eine Frage der Umwelt und der Erziehung als des Erbes.»
«Sie wollen mir damit also sagen, dass Sie sich einer Abtreibung in den Weg stellen», entgegnete Kate kalt. Sie war kurz davor,
das Sprechzimmer zu verlassen.
«Nein, ich will nur sagen, dass es sich um eine gewichtige Entscheidung handelt, und bevor ich Ihnen eine Überweisung für
einen Schwangerschaftsabbruch ausstelle, muss ich mich davon überzeugen, dass Sie es nicht aus den falschen Gründen tun. Ich
möchte nicht, dass Sie später etwas zu bereuen haben.»
Sie erinnerte sich daran, dass Lucy einst genau dieselben Worte gewählt hatte, damals, als sie erstmals an einen Spender gedacht
hatte. Es war keine angenehme Erinnerung, und sie antwortete nicht. Der Arzt beobachtete sie.
«Niemand würde bestreiten, dass Sie sich in einer furchtbaren Situation befinden», sagte er, als offensichtlich war, dass
sie nicht antworten würde. «Dieser Mann ist offensichtlich ein schwer gestörtes Individuum, und Sie sind zweifellos das Opfer
einer gewissen Art von Missbrauch geworden. Was ein Grund mehr ist, warum Sie eine Beratung in Erwägung ziehen sollten. Zumindest
möchte ich Ihnen vorschlagen, eine Weile zu warten, bevor Sie in Bezug auf Ihre Schwangerschaft irgendeine Entscheidung treffen.»
«Ich möchte nicht warten.» Das Verlangen, das Geschehene ungeschehen zu machen, schrie in ihr auf. Alles andere trat weit
in den Hintergrund.
Der Arzt seufzte. «Es ist Ihre Entscheidung, aber wenn Sie diese Abtreibung vornehmen lassen, werden Sie den Rest Ihres Lebens
damit leben müssen. Sie müssen sehr genau darüber nachdenken, ob Sie das wirklich wollen.»
|268| Er sah sie direkt an.
«Wollen Sie es?»
Kate hatte das Gefühl, als befände sie sich gar nicht selbst in diesem Raum, als wäre es nicht ihre Abtreibung, die sie hier
diskutierten. Sie klammerte sich mit aller Kraft an ihre Entschlossenheit.
«Ja.»
Als sie ihre Wohnung erreichte, hatte ein Regen eingesetzt, ein feiner Nieselregen, der das gelbe Leuchten der Straßenlaternen
in Nebelschleier hüllte. Kate schleppte sich die Treppe hoch und bückte sich geistesabwesend, um Dougal zu streicheln, als
dieser vor ihr auftauchte und um ihre Knöchel strich. In der Wohnung schaltete sie überall Lichter und Lampen an, bis die
Räume sich zumindest dem äußeren Anschein nach mit einer gewissen Wärme füllten. Der Fernseher lieferte die passende Geräuschkulisse
und vermittelte so den Schein von Leben.
Sie gab Dougal zu fressen und machte sich selbst ein Käsesandwich. Der Kühlschrank war beinahe leer, stellte sie fest. Als
sie gerade die Kühlschranktür schließen wollte, sah sie die Champagnerflasche, die immer noch ungeöffnet in der Tür wartete.
Der Anblick versetzte ihr einen plötzlichen Stich und riss sie aus der Benommenheit, die sie umfangen hielt. Sie griff nach
der Flasche und ließ sie rasch im Mülleimer verschwinden. Die feuchte Kälte des Glases brannte auf ihrer Haut, und sie rieb
sich die Hand mit einem Trockentuch ab, bis das Gefühl verflogen war.
Als sie mit ihrem Sandwich ins Wohnzimmer trat, sah sie, dass das Lämpchen des Anrufbeantworters blinkte. Es waren zwei Nachrichten
für sie da. Die erste stammte von |269| Lucy, die wissen wollte, wie es beim Arzt gelaufen war. Die zweite offenbarte nur ein leises Rauschen, bevor der Anrufer
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