Flammenbrut
aufgelegt
hatte.
Kate stand da und hörte zu, wie das Band sich zurückspulte. Dann stellte sie ihren Teller weg und wählte hastig Lucys Nummer.
Lucys eigener Anrufbeantworter antwortete. Kate wartete auf den Piepton, bevor sie zu sprechen begann.
«Ich bin’s, Kate.» Erst jetzt bemerkte sie, dass es überhaupt nichts gab, was sie hätte sagen wollen. «Ruf mich an, wenn du
wieder da bist», fügte sie hinzu und wollte gerade auflegen, als der Anrufbeantworter am anderen Ende mit einem schrillen
Piepton ausgeschaltet wurde.
«Tut mir leid», sagte Lucy atemlos, «wir sind gerade mitten beim Essen, daher wollten wir erst mal abwarten, wer dran ist.»
«Ich rufe später nochmal an, wenn du möchtest.»
«Nein, das geht schon in Ordnung. Ich wollte hören, wie es gelaufen ist.»
Jetzt, da Kate ihre Freundin angerufen hatte, verspürte sie ein gewisses Widerstreben zu reden. «Ich lass es machen. Die Abtreibung.»
Sie hörte, wie Lucy einen erleichterten Seufzer ausstieß. «Es ist das Beste so, Kate, wirklich. Wie schnell kannst du einen
Termin bekommen?»
«Das weiß ich noch nicht. Aber ziemlich bald.»
«Du hast dich richtig entschieden. Ich weiß, es war keine leichte Wahl, aber …»
«Hör mal, Lucy, ich … ich will im Augenblick nicht darüber reden.» Der Wunsch, das Telefon aufzulegen, war beinahe überwältigend. «Es tut mir
leid, ich rufe dich morgen nochmal an.»
|270| «Bist du okay? Möchtest du rüberkommen?»
«Nein danke. Ich komme schon zurecht, ich will nur … Wir reden morgen weiter.»
Sie legte auf. Die Anstrengung des Gesprächs hatte sie vollkommen durcheinandergebracht, und als sie wieder ins Wohnzimmer
ging, stellte sie fest, dass sie ihr Sandwich im Flur zurückgelassen hatte. Kaum hatte sie es erreicht, klingelte das Telefon.
Kate starrte es an. Es klingelte noch einmal. Sie wartete bis zur letzten Sekunde, bevor der Anrufbeantworter übernahm, und
griff dann nach dem Hörer.
«Hallo?»
Schweigen am anderen Ende der Leitung. Sie schluckte.
«Du bist es, nicht wahr?» Immer noch keine Antwort. «Um Gottes willen,
sag
doch etwas!»
«Es tut mir leid.»
Es war fast ein Flüstern. Kate lehnte beim Klang seiner Stimme die Stirn an die Wand.
«Kate? B-Bist du da?»
«Ja, bin ich.»
«Ich habe schon mal angerufen … Du w-warst nicht da.»
Kate wischte sich die Augen ab.
«Wo steckst du?», fragte sie.
Er antwortete nicht.
«Ich war bei der Polizei», fuhr sie fort. Sie konnte ihn atmen hören. «Man hat mir erzählt, was du getan hast.»
Schweigen.
«Warum? Warum hast du es getan?», brach es aus ihr heraus.
« E-Es tut mir leid.»
«Leid?»
Es war ein Aufschrei, den sie unmöglich zurückhalten konnte. Sie hätte den Hörer am liebsten gegen die |271| Wand geknallt. «
Leid?
Ich weiß nicht einmal, wie ich dich nennen soll!»
«Kate … b-bitte. Ich w-wollte nicht, dass so etwas passiert.»
«Du wolltest nicht, dass es passiert? Was zum Teufel hast du denn gedacht, was passieren würde?»
« E-Es tut mir leid, ich …»
«Hör verdammt nochmal auf zu sagen, dass es dir leidtut!»
Sie verstummte. Sie fühlte sich atemlos, als wäre sie eine Treppe hinaufgerannt. Mit etwas ruhigerer Stimme fragte sie: «Warum?
Warum hast du es getan?»
Das Schweigen dehnte sich derart in die Länge, dass sie schon glaubte, er würde nicht antworten.
«Ich habe deine Anzeige gesehen.» Seine Stimme klang, als kämpfe er gegen die Tränen. «Ich war in seinem Wartezimmer, und
da lag diese Z-Zeitschrift und da stand sie drin. Und dann, als ich zu Dr. T-Turner reinging, musste er für ein paar Minuten raus, und ich habe seine Jacke auf der Stuhllehne hängen sehen, und da … da habe ich seine B-Brieftasche genommen.»
Kate ließ sich mit dem Rücken zur Wand zu Boden gleiten. «Aber
warum
? Ich verstehe es nicht.»
Sie hörte ihn schniefen. «Ich w-wusste, dass du mich nicht wollen würdest! Aber wenn … wenn du dachtest, ich wäre jemand anders … Ich wusste ja nicht, dass es s-so lange dauern würde! Ich dachte … Ich dachte, du würdest es n-nie erfahren und dass du m-mein Baby bekommen würdest. Dass du dich darum kümmern würdest und
es lieben und, und es wäre so, als bekäme ich eine zweite Chance!»
O Gott.
Sie biss sich auf die Unterlippe.
«… und dann habe ich dich kennengelernt, und du hast |272| mir erzählt, dass es M-Monate dauern würde … und ich war glücklich. Du sahst so …»
Kate
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