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Flammenbrut

Titel: Flammenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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geplagt, also übergoss er sich vor dem brennenden Haus mit Benzin.
     Nur das schnelle Eingreifen des Rettungsdienstes verhinderte, dass er sich selbst verbrannte.
     
    Kate wurde übel. Sie hielt inne und atmete tief durch. Schließlich zwang sie sich, den Artikel zu Ende zu lesen. Auf der Grundlage
     des «Mental Health Act» war C eingewiesen und in ein geschlossenes Therapiezentrum für Jugendliche überführt worden. Er hatte
     unter anderem eine Sprechtherapie gegen das Stottern erhalten, und nach acht Jahren war er in die Obhut eines psychiatrischen
     Sozialarbeiters und eines klinischen Psychologen entlassen worden. Die letzten Zeilen hinterließen einen bitteren, metallischen
     Geschmack in Kates Mund: «C hat sich in das normale soziale Leben wieder gut eingegliedert. Bis heute hat es keinen Rückfall
     mehr gegeben, was die Brandstiftungen betrifft. C ist sich seiner psychischen Probleme und der daraus erwachsenden Gefährdungen
     für sich und andere inzwischen bewusst und zeigt hohe Bereitschaft, diese zu überwinden. Es besteht durchaus die Möglichkeit,
     dass er dies erreichen kann.»
    Kate wurde schwarz vor Augen. Sie verspürte eine prickelnde Benommenheit und hielt sich an der Tischkante fest, bis der Schwächeanfall
     vorüberging. Als sie sich halbwegs erholt hatte, legte sie die Fotokopien zusammen und stopfte sie in ihre Handtasche. Ihre
     Bewegungen waren ungeschickt, und mehrere Blätter fielen zu Boden. Sie bückte sich, um sie wieder aufzuheben, und erstarrte
     plötzlich.
    Der Mann, den sie im Leichenschauhaus hatte liegen sehen, starrte ihr von einem der Artikel entgegen. Das Foto hatte Passgröße,
     eine Schwarzweißaufnahme, und das |262| Gesicht lächelte lebendig, nicht durch den Tod entstellt und verzerrt. Aber es handelte sich unverkennbar um denselben Mann.
     Sein Name stand in Druckbuchstaben darunter.
    Dr.   Alex Turner.
    Kate schaffte es gerade noch bis zur Toilette, ehe sie sich übergab.
     
    Die Arzthelferin versuchte, sie mit einem Termin später in der Woche zu vertrösten. Aber schließlich gab sie nach und erklärte
     Kate widerstrebend, dass sie auch an diesem Abend noch einen Arzt sprechen könne, wenn sie bereit war zu warten. Kate saß
     auf einem der harten Plastikstühle im Wartezimmer und mied jeden Blickkontakt mit anderen Patienten. Ein älterer Mann, der
     ein Bein steif von sich gestreckt hielt, saß ihr schnaufend gegenüber. Neben ihm brütete ein Teenager in stiller Versunkenheit
     über einer Frauenzeitschrift. Einige Stühle weiter las eine junge Mutter einem blass aussehenden Kleinkind auf ihrem Schoß
     leise etwas vor.
    Kate nahm sich schließlich ebenfalls eine Zeitschrift vom Tisch in der Mitte des Raumes, aber die Worte und Bilder ergaben
     keinen Sinn. Als sie auf einen Artikel über Fehlgeburten stieß, legte sie die Zeitschrift wieder auf den Tisch.
    Das Licht der Leuchtstoffröhren ließ alles fad und leblos erscheinen. Das Wartezimmer war bedrückend in seinem Schweigen,
     sodass das leiseste Geräusch vielfach verstärkt klang. Die Stimme der jungen Mutter murmelte in einem ohrenbetäubenden Flüstern.
     Das Husten des alten Mannes dröhnte aus den Tiefen seiner Brust, und die Zeitschrift des Teenagers raschelte bei jedem Umblättern
     überlaut. Kate starrte auf den Scheitel der vornübergebeugten Arzthelferin |263| hinter der Glastrennwand und versuchte an nichts zu denken.
    Einer nach dem anderen wurden die Patienten ins Sprechzimmer gerufen, bis sie als Letzte übrig blieb. Der alte Mann kam heraus
     und ging steifbeinig zur Tür. Als sie sich quietschend hinter ihm schloss, war Kate wieder allein.
    «Kate Powell.»
    Sie stand auf und trat an die Theke der Helferin, die Kate ihre Akte unter dem Glas hindurch zuschob.
    «Raum 3.»
    Kate ging durch den Flur und klopfte an die Tür. Von drinnen antwortete undeutlich eine Männerstimme. Sie konnte sie nicht
     verstehen, ging aber trotzdem hinein.
    Der Arzt hatte sie nie zuvor behandelt. Er war schon älter, klein, mit grauem Haar und Goldrandkneifer. Ohne von dem Formular
     aufzusehen, das er ausfüllte, streckte er die Hand nach ihrer Krankenakte aus. Kate setzte sich hin und wartete.
    Schließlich seufzte er leise und blickte auf. «Was kann ich für Sie tun?»
    Kate hatte genau einstudiert, was sie sagen wollte. Jetzt war alles wie weggewischt.
    «Ich will eine Abtreibung», stieß sie hervor.
    Der Arzt sah sie einen Augenblick lang über den Rand seiner Brille hinweg an. Er nahm ihre

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