Flammenbrut
verscheucht, bevor er etwas stehlen konnte. |287| Wer es auch war, er hat lediglich das Büro hier unten zerlegt und sich dann deins vorgenommen.»
«Wie schlimm ist es?»
«Das siehst du dir besser selber an.»
Sie ging die Treppe hinauf, und Clive folgte ihr. Das Chaos oben war noch schlimmer. Kate streckte unwillkürlich die Hand
nach dem Ventilator aus, der demoliert auf einem Regal lag, aber dann fiel ihr ein, dass sie nichts anfassen sollte, und sie
ließ den Arm langsam wieder sinken.
Clive schob hinter ihr die Tür zu. «Hör mal», begann er beklommen, «ich weiß nicht, ob ich mich richtig verhalten habe, aber … na ja, die Polizei hat gefragt, ob ich jemanden wüsste, der was gegen uns hat, also habe ich ihnen von Paul Sutherland erzählt.»
Kate sah sich in den Trümmern ihres Büros um. «Ich glaube nicht, dass er das gewesen ist.»
«Wenn er betrunken war, könnte er es schon getan haben. Genug Aggressionspotential hat er doch.»
Kate behielt ihre Zweifel für sich.
«Die andere Sache ist die – hast du deinen Filofax mit nach Hause genommen?», fragte Clive. «Den großen, den du immer auf
deinem Schreibtisch liegen hast?»
Es war ein sperriges, schwarzes Lederding von der Größe einer kleinen Aktentasche. Lucy und Jack hatten ihr den Terminkalender
gekauft, als sie damals die Agentur eröffnete. Sie nahm ihn gelegentlich mit nach Hause, wenn sie von ihrer Wohnung aus arbeitete,
aber meistens blieb er in ihrem Büro.
«Nein. Er müsste hier sein.»
«Hm, dann ist er vielleicht irgendwo unter einem Papierstapel versteckt, aber ich habe ihn bisher nicht gefunden.»
Kate ging zu der Stelle, an der ihr umgekippter Schreibtisch |288| lag. Die Utensilien, die sie für gewöhnlich darauf aufbewahrte, lagen verstreut darum herum. Der schwere schwarze Filofax
war nicht dabei.
«Ich dachte, es sähe Sutherland ähnlich, so etwas mitgehen zu lassen», fuhr Clive fort. «Schließlich stehen da die Adressen
sämtlicher Kunden drin. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es für irgendjemand anders von Nutzen sein könnte.»
Kate fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
«Wie auch immer. Ich sollte jetzt wohl besser aufräumen», sagte sie.
Sie schlug Clives Angebot aus, ihr zu helfen, und als er die Treppe hinunterging, sah sie sich um und fragte sich, wo sie
bloß anfangen sollte. Die Gewalttätigkeit erschien ihr so ziellos und willkürlich. Der Täter hatte ihre Nachschlagewerke aus
dem Regal gefegt, und sie machte sich daran, sie aufzuheben. Dabei knirschte etwas unter ihrem Fuß.
Sie blickte hinunter.
Es war eine Streichholzschachtel.
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|289| Kapitel 16
Die Kapelle des Krematoriums war überkonfessionell, modern und spartanisch mit faden, senfgelben Wänden und Fenstern aus klarem
Glas, die hoch oben dicht unter der Decke saßen. Die Bänke aus heller Eiche waren funktional und geradlinig wie Parkbänke.
Das nackte Holzkruzifix am anderen Ende der Kirche wirkte ohne das Abbild der von Schmerzen verzerrten Gestalt darauf sonderbar
abstrakt und nüchtern.
Kate schlüpfte in eine leere Reihe ganz hinten. Die meisten Reihen vor ihr waren besetzt; dicht an dicht saßen dunkel gekleidete
Gestalten, die Blicke auf die schlichte Kanzel gerichtet. Neben der Kanzel stand der Sarg, der zu drei Seiten von dunkelblauen
Vorhängen umgeben wurde. Als Kate sich schweigend setzte, sah sich niemand nach ihr um. Durch die Wandlautsprecher ertönte
eine Bob-Marley-Aufnahme und half so, unangebrachtes Rascheln und Husten zu überspielen. Als der weißgewandete Pfarrer die
Kanzel betrat, wurde das Stück ausgeblendet.
Der Pfarrer war ein zur Fülligkeit neigender, noch recht junger Mann mit vorzeitig ergrauendem Haar. Er ließ die Arme locker
an sich hinabhängen und wartete, bis die letzten Klänge der Musik verstummt waren. Erst dann erhob er die Stimme.
|290| «Wir sind heute hier versammelt, um von Alex Turner Abschied zu nehmen.»
Seine Stimme drang klar und deutlich durch den kahlen Raum. Von einer jungen Frau in der ersten Reihe kam ein ersticktes Schluchzen.
Neben ihr saß eine ältere Frau, die ihr die Arme um die Schultern gelegt hatte.
Der Pfarrer sprach davon, dass der Verstorbene sein Leben der Aufgabe gewidmet habe, anderen zu helfen. «Dass er bei ebendiesem
Bemühen sein Leben lassen musste, ist ein Grund zur Trauer, aber Alex selbst wäre der Erste gewesen, der uns gedrängt hätte,
nicht zu verdammen. Sondern den Versuch zu machen, zu
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