Flammenbrut
seinem ersten Besuch in Kates Büro begleitet hatte, saß hinter dem Fahrersitz und las eine Zeitung. Nun faltete er sie
hastig zusammen.
«Wir nehmen Miss Powell mit», erklärte Collins ihm, während er ihr die hintere Tür aufhielt.
Der Sergeant grinste Kate an, schien sich dann aber zu besinnen, dass diese Geste vielleicht doch zu vertraut wirkte, und
setzte eine ernstere Miene auf. Als Collins sich neben |296| Kate auf den Hintersitz zwängte, warf der Sergeant ihm einen schnellen Blick zu.
«Wohin?»
«Die nächste U-Bahn -Station würde mir reichen», sagte Kate.
Er ließ den Wagen an. Auch andere Autos aus der Reihe fuhren nun die Einfahrt hinunter.
«Ich habe mich mit der Wynguard-Klinik in Verbindung gesetzt», sagte Collins, als sie durch die Tore des Krematoriums fuhren.
«Nicht dass man uns dort viel hätte helfen können.» Der Anflug eines Lächelns spielte um seine Lippen. «Ihre Frau Dr. Janson scheint eine sorgengeplagte Dame zu sein. Offenkundig hat die Klinik es versäumt, sich mit Ellis’ Hausarzt in Verbindung
zu setzen. Man schien das nicht für nötig zu halten, da er ja ein ‹bekannter Spender› war. Ist das der richtige Ausdruck?»
Kate nickte.
«Nun denn. Das ist eine Sache, die Sie mit denen ausmachen müssen, aber es würde mich nicht überraschen, wenn Sie die Klinik
wegen Fahrlässigkeit zur Rechenschaft ziehen könnten. Ich bezweifle, dass Ellis wusste, wer der Arzt des echten Alex Turner
war – wenn die Klinik also versucht hätte, seine medizinischen Unterlagen zu bekommen, hätten sie sofort gemerkt, dass da
etwas nicht stimmte. Ich bin mir nicht sicher, was das Gesetz für solche Fälle vorsieht, aber es wäre vielleicht sinnvoll,
wenn Sie sich einmal mit einem Anwalt in Verbindung setzten.»
Sie schüttelte den Kopf. «Ich mache den Leuten aus der Klinik keine Vorwürfe.»
Collins ließ das Thema fallen.
«Es gibt noch etwas, das ich Ihnen sagen wollte. Paul Sutherland ist freigelassen worden», fuhr er fort. «Er behauptet nach
wie vor, sich nicht daran erinnern zu können, |297| wo er in der Nacht war, in der in Ihr Büro eingebrochen wurde, und die Beamten, die ihn verhaftet haben, können das nachvollziehen.
Anscheinend hat es eine ganze Weile gedauert, bis er nüchtern genug war, um überhaupt ein vernünftiges Wort herauszubringen.
Aber sie konnten zumindest einen Teil seiner Aktivitäten zurückverfolgen, und es sieht nicht so aus, als wäre er es gewesen.»
Der Wagen roch nach Zigaretten. Kate kurbelte das Fenster herunter, um ein wenig frische Luft hereinzulassen.
«Das habe ich auch nie geglaubt.» Der Wind strich kalt über ihr Gesicht.
«Bei den Fingerabdrücken hatten wir leider auch kein Glück.» Collins’ Knie drückte sich in die Rückseite des Sitzes vor ihm.
Kate, die neben ihm saß, kam sich vor wie ein kleines Mädchen. «Sieht so aus, als hätte der Täter Handschuhe getragen. Also
wusste er entweder, was er tat, oder er hat kalte Füße bekommen.»
«Was ist mit den Streichhölzern?»
Collins zog die Mundwinkel herab und schüttelte den Kopf.
«Das beweist nicht, dass es ElIis war, wenn Sie das andeuten wollten.»
«Sie glauben also nicht, dass er es gewesen ist?»
«Ich glaube nicht, dass eine Streichholzschachtel irgendetwas beweist, weder so noch so. Es könnte auch einfach ein Einbrecher
gewesen sein, der raucht. Wir werden jedenfalls sowohl auf Ihr Büro als auch auf Ihre Wohnung ein Auge haben, aber ich würde
nicht zu viel in die Sache reininterpretieren.»
Kate drehte sich um und starrte aus dem Fenster. «Haben Sie herausgefunden, von wo er mich angerufen hat?»
Nach ihrem Telefongespräch mit Ellis hatte sie den Service |298| «Last-call Return» angerufen. Dadurch war seine Nummer ermittelt und aufgezeichnet worden, und sie hatte sie an Collins weitergegeben.
Aber sie konnte seiner Miene ablesen, dass das Ganze Zeitverschwendung gewesen war.
«Er hat einen öffentlichen Fernsprecher in der Nähe der U-Bahn -Station Oxford Circus benutzt. Niemand erinnert sich daran, ihn gesehen zu haben.» Dieses Eingeständnis schien den Inspector
zu verstimmen. «Aber jemand wie er wird sich nicht lange versteckt halten können. Früher oder später taucht er wieder auf.»
Der Sergeant fuhr an den Straßenrand. «Ist das okay? Auf der anderen Straßenseite ist eine U-Bahn -Station.»
Kate bedankte sich und stieg aus. Der Tabakgeruch schien ihr zu folgen, als habe er sich schon in ihren Kleidern
Weitere Kostenlose Bücher