Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Flammenbrut

Titel: Flammenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
Vom Netzwerk:
bleiche, tränenüberströmte Gesicht sehen.
    |293| Dann waren sie hinter ihr und bewegten sich langsam auf die Tür zu. Kate hielt den Kopf gesenkt. Während die unsicheren Schritte
     näher kamen, konnte sie das unterdrückte Schluchzen der Frau hören. Sie zog den Kopf noch weiter ein und wartete darauf, dass
     sie stehenbleiben würden, wappnete sich innerlich gegen den Aufschrei des Erkennens, gegen die Anklage.
    Die Tür öffnete sich knarrend. Die Schritte verhallten und gingen in dem Schlurfen der anderen Trauergäste unter, die langsam
     an ihr vorbeidefilierten.
    Kate rührte sich nicht. Sie hielt den Blick auf ihre Hände gesenkt, die sie mit steifen Fingern auf dem Schoß gefaltet hatte.
     Die Prozession schleppte sich dahin. Endlich konnte sie hören, dass es nun bald vorüber war. Der Rest der Kapelle lag still
     da, während die letzten Nachzügler hinter Kate zur Tür gingen, und Kate schickte sich ebenfalls an, die Kapelle zu verlassen.
    «Hallo, Miss Powell.»
    Beim Klang der Stimme zuckte sie zusammen. Sie blickte auf zu dem Mann, der vor ihr stand, und konnte sich einen Augenblick
     lang nicht darauf besinnen, wer es war. Dann fügten sich das kurzgeschnittene graue Haar und die Augen mit dem leicht traurigen
     Ausdruck unter den buschigen schwarzen Brauen zu einem Bild zusammen, und sie erkannte den Detective Inspector wieder.
    «Ich hatte nicht erwartet, Sie hier zu sehen», sagte er. Die letzten Trauergäste waren durch die Tür verschwunden. Sie hatten
     die Kapelle für sich.
    Kate warf einen Blick auf den Sarg, der hinter den geschlossenen Vorhängen verborgen stand. «Ich dachte, es wäre das Mindeste,
     was ich tun kann.»
    Hinter den Vorhängen wurde ein mechanisches, sirrendes |294| Geräusch laut. Die Vorhänge bewegten sich leicht. «Wir gehen jetzt besser», sagte Collins. «Für heute ist noch eine Trauerfeier
     angesetzt.»
    Kate schob sich an der Bank entlang. Collins wartete auf sie. Er trug denselben braunen Anzug und denselben Tweedmantel wie
     bei ihren ersten beiden Begegnungen. Er hielt ihr die Tür auf, und gemeinsam gingen sie durch den kurzen Korridor zum Haupteingang.
    Draußen war die Luft kalt und scharf. Die Trauergemeinde hatte sich in lockeren Grüppchen auf der breiten Asphalteinfahrt
     um die junge Frau geschart. Kate wandte den Blick ab.
    «Ich gehe jetzt wohl besser.»
    Collins musterte sie. «Wenn Sie noch einen Augenblick warten, nehme ich Sie mit.»
    «Nein danke, ich komme schon zurecht.» Plötzlich hatte sie es eilig wegzukommen.
    «Ich würde trotzdem gern ein Wort mit Ihnen reden. Mein Wagen steht auf der anderen Seite.»
    Sie gingen um die Trauergemeinde herum auf eine Reihe geparkter Autos zu. Dann blieb Collins stehen. Kate spürte seine Hand
     auf ihrem Arm. Er zog sie ein kleines Stück zurück, und als sie aufschaute, sah sie, dass er den Fotografen aus der Kapelle
     im Blick hatte. Die Aufmerksamkeit des Mannes richtete sich auf die zentrale Gruppe um die Witwe. Kate konnte das Klicken
     und Sirren des Kameramotors hören, während er seine Aufnahmen machte.
    «Gehen wir lieber hier entlang», sagte Collins, nahm sie beim Arm und kehrte auf demselben Weg zurück, den sie gekommen waren.
    Sie gingen um die Kapelle herum und kamen hinter dem Fotografen raus, sodass er sie nicht sehen konnte.
    |295| «Warum wollten Sie nicht, dass er Sie sieht?», fragte Kate.
    Er musterte sie kurz, wandte dann aber den Blick wieder ab.
    «Es waren eher Sie, die er nicht sehen sollte. Wir haben Sie bisher aus der Sache rausgehalten. Ich möchte nicht, dass die
     Presse jetzt anfängt, über irgendeine ‹mysteriöse Frau› auf der Beerdigung zu spekulieren.»
    Die Ermordung eines Psychologen durch einen seiner Patienten hatte für nationale Schlagzeilen gesorgt, aber in keinem der
     Berichte hatte es irgendeinen Hinweis auf Kate gegeben. Die Rücksichtnahme des Inspectors überraschte sie.
    «Vielen Dank.»
    «Sie brauchen sich nicht bei mir zu bedanken. Die Presse war schon schlimm genug, als sie wieder mal gegen das angeblich gescheiterte
     Konzept vom betreuten Wohnen wetterte. Mittlerweile haben die Zeitungen das Interesse an dem Fall verloren. Aber wenn herauskommt,
     warum Ellis ihn getötet hat, haben wir sämtliche Sensationsblätter im Land auf dem Hals. Dann gibt es ein Mordsspektakel,
     und damit ist niemandem gedient.»
    Schließlich standen sie vor den in Reih und Glied geparkten Autos. Collins ging zu einem grauen Ford. Der Sergeant, der ihn
     bei

Weitere Kostenlose Bücher