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Flammende Sehnsucht

Titel: Flammende Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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und sie spürte den unwiderstehlichen Drang, die Hand auszustrecken und seinen Mundwinkel zu berühren, dort, wo er sich nach oben bog. »Welches seiner Werke mögen Sie am liebsten?«
    Sie nannte das erste, was ihr in den Sinn kam: »Was ihr wollt».
    Er lachte. »Ich hätte eigentlich wissen müssen, dass eine Frau, die sich als Mann verkleidet, Sie faszinieren muss. Oder gefällt Ihnen eher die Vorstellung, dass sich ein Zwillingsgeschwister als das andere ausgibt.«
    »Beides würde ich doch meinen.« Sie grinste erleichtert.
    Was ihr wollt gefiel ihr tatsächlich, und zwar die Aufführung mehr als die Lektüre. Delia hatte sie im Vorjahr zum Besuch einer Vorführung gezwungen, und irgendetwas an dieser Geschichte um Masken und Missverständnisse hatte ihr sehr entsprochen.
    »Ich fürchte zwar, dass ich mit dem Stück nicht so vertraut bin, aber ...« Er runzelte nachdenklich die Stirn. »>Und wenn Musik der Liebe Nahrung ist, spielt weiter.«<
    »>Die einen sind schon groß gebor’n, andre erlangen Größe, und wieder andren fällt sie in den Schoß<«, versetzte sie, ohne nachzudenken. Wo war denn das plötzlich hergekommen? Offensichtlich war sie in Sachen Shakespeare doch besser beschlagen, als sie gedacht hatte. Sie fühlte sich ungeheuer befriedigt bei der Vorstellung.
    »Ausgezeichnet.« Er betrachtete sie neugierig. »Ich muss gestehen, Miss Effington, dass Sie mich jede Minute, die ich in Ihrer Gegenwart verbringe, sowohl erstaunen als auch verwirren.«
    »Tue ich das?«
    »Ich werde aus Ihnen einfach nicht schlau.« Er schüttelte den Kopf. »Sie sind gleichzeitig faszinierend und enervierend, hinreißend und aufreizend.«
    »Bin ich das?« Sie lachte leise, als kümmere sie das nicht weiter. Als sei es nicht das wunderbarste Kompliment, das man ihr je gemacht hatte.
    Forschend betrachtete er sie. »Sie sind eine Dichotomie, Miss Effington, ein Widerspruch in sich. Sie sorgen sich um Schicklichkeit und Vollkommenheit, jedoch vermute ich, dass Ihre Definition beider Begriffe eine sehr persönliche ist. Denn Sie tun genau das, was Ihnen gefallt.«
    »Unsinn, Mylord.« Sie sah zu ihm auf und merkte, wie nahe sie beieinanderstanden. Der Schicklichkeit - gemäß welcher Definition auch immer - wäre am besten Genüge getan gewesen, indem man ein wenig Distanz hielt. Sie konnte zumindest einen Schritt zurücktreten. Sie rührte sich nicht von der Stelle. »Nicht genau.«
    »Ganz genau. Sie befolgen die gesellschaftlichen Regeln nur dann, wenn sie Ihnen genehm sind. Sie würden nie in die heiligen Hallen eines Herrenclubs eindringen, haben Sie gesagt, und ich würde wetten, dass dies mehr einem Mangel an Interesse als irgendetwas anderem geschuldet ist.«
    »Seien Sie doch nicht albern.«
    Er hatte natürlich recht; triebe sie tatsächlich irgendein Verlangen, sich in White’s oder Brooks oder irgendeinen anderen der geheiligten männlichen Rückzugsorte, die die St. James Steet säumten, vorzuwagen, so würde sie sicherlich einen Grund finden, um genau das zu tun.
    »Ganz egal, was ich mir wünschen würde, niemals würde ich ...«
    »Miss Effington.« Er trat auf sie zu. Nahe genug, um einander zu berühren. Seine grauen Augen blickten eindringlich, seine Stimme aber war kühl. »Was würden Sie tun, wenn ich Sie jetzt in diesem Augenblick in die Arme nähme und Sie küssen würde?«
    »Ich würde Ihnen eine runterhauen, Mylord«, antwortete sie ohne Zögern, und die Festigkeit ihrer Stimme wurde von der Art, wie sie ganz zart zu ihm hinzurücken schien, sowie der Erkenntnis, wie sehr sie sich genau das wünschte, Lügen gestraft.
    »Verstehe.« Er kniff die Augen zusammen und nahm sie kurz in den Blick. »Nun, das wär’s dann wohl.« Er vertiefte sich wieder in die Betrachtung der Bücherregale, wobei er die Hände hinter dem Rücken verschränkte.
    »Wie, das wär’s dann wohl?« Verärgert und mehr als nur ein bisschen frustriert starrte sie ihn an. »Wollen Sie mich nicht küssen?«
    »Ich denke nicht«, meinte er kühl.
    »Warum nicht?« Nicht, dass sie es gewollt hätte, aber es wäre doch sehr befriedigend gewesen, ihm eine saubere Backpfeife zu verpassen.
    »Es würde sich durchaus nicht schicken.«
    »Das ist mir schon klar, aber ...«
    »Außerdem habe ich noch nie eine Freundin geküsst. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich so recht weiß, wie man das anstellt beziehungsweise« - er schüttelte düster den Kopf - »ob ich Spaß daran hätte. Ich würde mich nur ungern für etwas ohrfeigen

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