Flammende Sehnsucht
gibt - es käme zu einem Unentschieden, obwohl ich meine, dass wir in diesem Falle in Wahrheit beide gewonnen hätten. Nein, das Geld sollte nicht den Besitzer wechseln, ehe einer von uns seine Niederlage eingesteht und die Suche nach Miss Wonderful oder Lord Perfect- aufgibt.« Er hielt ihr die Hand hin. »Und - so weit einverstanden?«
»Einverstanden.« Sie nickte und schlug ein. Er lächelte auf sie herab. »Ich kann mich nicht erinnern, wann ich mich zum letzten Mal so auf eine Wette gefreut habe.«
Sie lächelte ebenfalls. »Ich warne Sie, ich bin kein so leichter Gegner wie mein Bruder.«
»Was Sie betrifft, Miss Effington, bin ich mir sicher, dass nichts jemals leicht ist. Ich schlage vor, wir starten unsere Suche morgen Abend auf Lady Pugets Ball.«
»Ein ausgezeichneter Ort für ein solches Vorhaben. Und ich wage zu prophezeien, dass unzählige Miss Wonderfuls anwesend sein werden.«
»Und auch ein, zwei potenzielle Lord Perfects.« Er lachte und betrachtete sie dann nachdenklich. »Ich habe es immer genossen, um hohe Einsätze zu spielen, obwohl ich mich nicht erinnern kann, jemals um so viel gewettet zu haben.«
Sie hob die Augenbrauen. »Vierzig Pfund?«
»Aber nein. Wir spielen um unsere Zukunft, Miss Effington, und höchstwahrscheinlich auch um unsere Herzen.«
6
Dass Gesicht und Gestalt einer Frau von überragender Bedeutung sind, würde ich nicht sagen.
Ein kluger Kopf und ein angenehmes Wesen sind weit wünschenswerter. Dennoch wäre es mir verhasst, mich lebenslänglich an eine Dame zu fesseln, der ich nur im Dunkel der Nacht begegnen möchte.
L. Effington
Jetzt habe ich sie genau da, wo ich sie haben wollte,
Marcus.« Reggie beobachtete Miss Effington und
ihren gegenwärtigen Tanzpartner über den Rand sei
nes Champagnerglases und versuchte, nicht allzu zufrieden zu grinsen.
»Weiß sie denn, dass du sie nun genau dort hast, wo du sie haben wolltest?«, entgegnete Marcus müßig und folgte dem Blick seines Freundes.
Inmitten der ganzen Tänzerschar auf Lady Pugets jährlichem Ball lachte und flirtete Miss Effington mit ihrem Quadrille-Partner. Im Kerzenlicht schimmerte ihr Blondhaar, und Tanz und Ausgelassenheit hatten ihre Wangen gerötet. Ihr Abendkleid changierte in einem grünlichen Blauton, der zu ihren Augen passte und ihn an Meerwasser erinnerte. Ja, sie hätte durchaus eine Nymphe oder Meerjungfrau sein können, die an Land gekommen war, um die Sterblichen zu bezaubern.
»Reggie?«
»Sie hat keine Ahnung«, murmelte er, während sein Blick noch immer auf Miss Effington ruhte. Cassandra. Wie schön ihr Name doch über seine Zunge rollte!
Sie war einfach großartig, und er ärgerte sich über sich selbst, weil sie ihm bisher nie aufgefallen war, und ärgerte sich - um ihretwillen - auch über jeden anderen, der es versäumt hatte, sie sich zu schnappen.
»Noch wäre sie besonders erfreut, es zu hören. Außerdem« - Reggie verfolgte, wie sie elegant einen schwierigen Schritt vollführte - »würde sie es abstreiten.«
»Und wo genau hast du sie jetzt?« Marcus hatte sich seine Worte wohl überlegt.
»Sie ist verwirrt, unausgeglichen, unsicher. Und noch besser« - Reggie lächelte seinen Freund an - »sie mag mich. Ich spüre es. Zwar sperrt sie sich dagegen, aber sie hat mich gern. Und sehr viel lieber, als sie es erwartet hatte.«
»Das ist ja interessant«, meinte Marcus nachdenklich. »Wo du erst vor wenigen Tagen erzählt hast, dass ihr euch auf Freundschaft geeinigt habt.«
»Stimmt. Haben wir. Ich war noch nie mit einer Frau befreundet, nicht wirklich, doch es scheint mir ein ausgezeichneter Ausgangspunkt.«
Der Tanz war zu Ende, und Cassandras Partner begleitete sie von der Tanzfläche. Reggie unterdrückte einen Stich von Eifersucht, als er sah, wie sie zu diesem Kerl aufblickte. Er wusste ja genau, dass ihre kokette Art im Grunde kaum mehr als ein Spiel war, das sie wie alle anderen auf derartigen Veranstaltungen spielte. Und auch der Gentleman war keine besondere Bedrohung. Ein Lord Perfect war er mit Sicherheit nicht.
Obwohl es gewiss anderes als bloße Vollkommenheit brauchte, um die Zuneigung einer Cassandra Effington zu erringen. Was ihr allerdings nicht bewusst war. Noch nicht. Dazu brauchte es dann schon den fünften Viscount Berkley, aber auch das war ihr noch unbekannt.
»Darf ich fragen, was sich seit unserem letzten Gespräch verändert hat?« Marcus wählte seine Worte mit Bedacht. »Du hast mir doch geschworen, dass du nie wieder in alte
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