Flammende Sehnsucht
mir’s doch.« Sie grinste. »Wahrscheinlich ist Ihre Miss Wonderful genauso perfekt wie mein Lord Perfect.«
»Ganz und gar nicht. Das Letzte, woran ich für den Rest meines Lebens gekettet sein wollte, wäre Vollkommenheit. Etwas Langweiligeres kann ich mir gar nicht vorstellen. Nein, ich wünsche mir eine Frau mit ein paar reizenden Macken.« Er überlegte einen Moment. »Sie sollte fügsam, aber nicht zu sanftmütig sein, ein bisschen Feuer wäre schon recht. Intelligent, aber nicht übermäßig gelehrt. Etwas Selbständigkeit wäre auch ganz schön. Sie sollte selbstbewusst sein, aber nicht stur und ...«
»Und zweifellos sollte sie hübsch sein.«
»Hübsch ist natürlich immer besser als hässlich. Aber so sehr es Sie überraschen mag, es ist mir nicht das Wichtigste auf meiner Liste von Eigenschaften für« - er räusperte sich -»Miss Wonderful. Und vor allem sollte sie mich lieben.«
»Nun, dass Lord Perfect mich liebt, wünsche ich mir auch«, sagte Cassie rasch. »Ich weiß, dass ich das bisher nicht erwähnt habe, aber Liebe ist mir wirklich wichtig. Ich wollte immer aus Liebe heiraten.«
»Aber verliebt waren Sie noch nie - und vermutlich, weil Sie es sich selbst nie gestattet haben.« Er beugte sich nach vorn. »Sie haben es nie gewagt, Miss Effington, sich in den Abgrund zu stürzen.«
»Wenn es so weit ist, werde ich’s schon wagen. Wenn ... wenn ...« Sie schnaubte verärgert. »Wenn ich Lord Perfect treffe und keinen Augenblick früher. Während Sie, Mylord, offenbar jedes Mal springen, wenn Ihnen ein hübsches Lärvchen über den Weg läuft.«
Er lachte. »Ich bin gesprungen und habe mich hineingestürzt. Schon viel zu oft, und ich muss gestehen, ich habe genug davon. Obwohl Sie immer zu vorsichtig waren und ich es überhaupt nicht war, hat es gegenwärtig den Anschein, Miss Effington, als verbinde uns mehr als uns trennt. Ich werde nicht mehr springen, ehe sich nicht auch Miss Wonderful dazu bereiterklärt.«
Cassie konnte nicht umhin, sie fand das alles furchtbar schade. Beide suchten sie nach der passenden Partie samt allem, was dazugehörte, Liebe eingeschlossen. Fast bedauerte sie, beschlossen zu haben, dass sie nicht zusammenpassten.
In solchen Momenten konnte sie über seinen Ruf hinwegsehen und vollkommen überzeugt an seine Besserung glauben. Wenn irgendeine Frau je einen Schürzenjäger wie Lord
Berkley bekehren konnte, dann war sie das. Allerdings schien er mit seinem Freundschaftsangebot jede Möglichkeit einer näheren Verbindung zwischen ihnen begraben zu haben. Und zudringlich war er ja auch nicht geworden, indem er sie etwa, als er Gelegenheit hatte, geküsst hätte - was sie, unerklärlicherweise, immer noch ärgerlich fand.
»Vielleicht könnten wir uns ja gegenseitig helfen, Miss Effington«, meinte er langsam.
»Oh?«
»Ich kenne unzählige heiratswillige Herren. Da könnte sich durchaus einer als Ihr Lord Perfect entpuppen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube kaum ...«
»Nein, Miss Effington, das ist eine ganz ausgezeichnete Idee. Ich suche Ihnen einen Lord Perfect, und Sie können eine« - er grinste - »Miss Wonderful für mich finden.«
»Das ist ja absurd. Ich ...« Warum war es eigentlich absurd? Wenn es um solche Dinge, um Herzensangelegenheiten, ging, waren sie doch beide bisher nicht sonderlich erfolgreich gewesen. Vielleicht war es ja Zeit, sich zusammenzutun. Außerdem, wozu waren Freunde da, wenn nicht, um einander zu helfen?
Sie kannte tatsächlich jede Menge junger Damen, die seinen Kriterien durchaus entsprechen mochten. Ungeachtet seines Leumunds wurde ein Viscount mit einem respektablen Titel und Vermögen noch immer als eine ordentliche Partie betrachtet. Obendrein würde er ein hübsch renoviertes Haus in die Ehe mitbringen.
»Eine solche Herausforderung reizt Sie doch? Oder noch besser« - er grinste - »eine Wette. Um, hm, sagen wir ...«
»Vierzig Pfund«, platzte sie heraus. »Ich hätte da vierzig
Pfund.« Sie nickte nachdenklich. »Ich wette vierzig Pfund, dass ich Ihnen Ihre Miss Wonderful finde.«
»Und ich wette vierzig Pfund darauf, dass ich Lord Perfect für Sie finde.«
Sie betrachtete ihn vorsichtig. »Und wie ermitteln wir den Gewinner?«
»Natürlich müssten Sie zustimmen, dass der von mir genannte Gentleman tatsächlich Ihr Lord Perfect ist, genauso, wie ich Ihre Wahl einer Miss Wonderful absegnen müsste.«
»Natürlich.«
»Daher denke ich, dass es, sollten wir beide erfolgreich sein, auch keinen Gewinner
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