Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Flammende Sehnsucht

Titel: Flammende Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
Vom Netzwerk:
»Haben Sie ein Lieblingsbuch, Miss Effington? Oder einen Schriftsteller, den Sie besonders mögen?«
    »Einen Lieblingsschriftsteller?« - Sie mochte den Herrn, der diese aufregenden Klatschgeschichten in Cadwallenders Wöchentlichem Weltboten schrieb. Und Spaß hatte sie auch an Ackermanns Magazin, wenn sie es auch hauptsächlich las, um sich modisch auf dem Laufenden zu halten.
    Gründlich gelesen hatte sie Mr. Hopes Haushaltsmöbel und Innenausstattung, wenngleich Lesen vielleicht nicht der tref-fendste Ausdruck war, da das Buch in der Hauptsache aus Zeichnungen und Abbildungen von Vorhängen und Einrichtungsvorschlägen bestand. Aber einen Lieblingsschriftsteller?
    »Es ist so schwer, sich auf einen Einzigen zu beschränken«, meinte sie matt.
    »Das ist wahr. Ich stelle häufig fest, dass meine Vorliebe für einen Schriftsteller stark von meiner jeweiligen Geistesverfassung oder mitunter auch meinem Gemütszustand abhängt, so unglaublich das für Sie klingen mag.«
    Er warf ihr einen raschen Blick zu.
    »Wenn ich mich etwa in einer meiner >Flugphasen< befinde, ertappe ich mich häufig dabei, dass ich zu Christopher Marlowes Gedanken greife. Sind Sie mit Marlowe vertraut?«
    Wem? Spöttisch bemerkte sie: »Sind wir das nicht alle?«
    »Wie wahr. Ich persönlich liebe vor allem Der Leidenschaftliche Schäfer an seine Geliebte.«-
    »Wie wir alle.« Sie nickte wissend und wünschte, sie hätte in ihrer Jugend ebenso viel Zeit dem Literaturstudium gewidmet, wie sie aufgewendet hatte, ihm zu entgehen. Und wünschte sich auch, sie hätte gerade dieses Gespräch vermeiden können. Was immer sie von Lord Berkley hielt, keinesfalls wollte sie, dass er schlecht von ihr dachte - etwa, dass sie wenig belesen sei und keinen Sinn für die Literatur habe, auch wenn dies der Wahrheit gefährlich nahe kam.
    »Ich kann ihn auswendig.« Er überlegte kurz: »Komm, leb mit mir und sei mein Lieb', auf dass wir kosten alle Wonnen, die Tal und Hügel, Au und Feld, die Wald und Berge uns vergönnen .«
    »Oh je.« Sie sah zu ihm auf und konnte nur noch seufzen. »Das war ... ja ... perfekt.«
    Er lachte. »Sogar, wenn es von einem so offensichtlichen Mangelwesen wie mir rezitiert wird?«
    »Die Vollkommenheit liegt in den Worten, Mylord«, murmelte sie. Es war wirklich großartig gewesen, und lieber hätte sie sich die Zunge abschneiden lassen, als zuzugeben, dass es durch den Rezitator nur umso schöner würde.
    Sie verstand durchaus, wie Lord Berkley zu seinem Ruf als Frauenheld gelangt war. Durch seine Vertrautheit mit der Dichtung und das Timbre seiner Stimme vermittelte er einer Dame den überwältigenden Eindruck, dass diese Worte zum allerersten Mal ausgesprochen wurden und nur für sie, für sie ganz allein, bestimmt waren. In Verbindung mit seinen hypnotisierenden Augen und dem ansteckenden Lachen - ja, da war ja sogar sie fast bereit, alle Vorsicht in den Wind zu schlagen und sich auf der Stelle in seine Arme zu werfen.
    »Aber er war es nicht, wissen Sie.«
    »War was nicht?«
    Was würde er tun, wenn sie es täte? Mit Sicherheit würde er die Situation ausnutzen. Sich ihre Schwäche zunutze machen. Sie in seine Arme reißen. Sie immer wieder küssen. Sie zu seinem Bett tragen. Sie schänden. Sie ihrer Unschuld berauben. Ihr Leben ruinieren. Sie vernichten ...
    »Perfekt«, erwiderte Lord Berkley nüchtern und wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Bücherwand zu. »Überhaupt nicht Ihr Typ. Er kam in noch ziemlich jungen Jahren bei einer Wi rts hausschlägerei ums Leben.
    Nun kommen Sie aber, Miss Effington, Sie haben immer noch nicht meine Frage beantwortet. Wer von all denen ist
    Ihr Lieblingsschriftsteller?« Er machte eine vage Geste in Richtung der Regale.
    Sie holte erst einmal Luft, ebenso sehr, um ihr kühles Gebaren zurückzugewinnen, als auch um das deutliche und überaus irritierende Gefühl von Enttäuschung zu überwinden, dass sie sich immer noch nicht ihrem Ruin näherte.
    »Lassen Sie mich überlegen. Es ist eine schwierige Entscheidung.« Sie ließ den Blick über die Regale gleiten.
    Wenn er sie schon zwang, einen Lieblingsschriftsteller zu wählen, so sollte es wenigstens einer sein, der ihr nicht gänzlich unbekannt war. Sie wollte nicht als vollkommene Idiotin dastehen. Ihr Blick blieb an einer Reihe roter Lederbuchrücken hängen, auf denen in Goldbuchstaben Shakespeare zu lesen war.
    Sie schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln. »Shakespeare natürlich.«
    »Natürlich.« Er erwiderte ihr Lächeln,

Weitere Kostenlose Bücher