Flammende Sehnsucht
Gewohnheiten zurückfallen willst. Das wolltest du dir nicht mehr gestatten. Diesmal sei alles anders.«
»Diesmal ist alles anders.« Reggie leerte sein Glas.
»Hast du gesagt - wie schon so oft.«
»Diesmal...«
Skeptisch runzelte Marcus die Stirn. »Diesmal«, meinte Reggie entschieden, »ist es wirklich anders. Sie ist anders als alle Frauen, die ich bisher kennengelernt habe. Und ich, alter Freund, habe mich ebenfalls verändert.«
Marcus schnaubte ungläubig, machte einem vorbeikommenden Diener ein Zeichen und tauschte ihre leeren Gläser gegen zwei volle aus. »Und worin besteht dieses Anderssein? Diesmal?«
»Ich weiß, du bist skeptisch, und gerade du hast auch alles Recht dazu, aber ich habe lange darüber nachgedacht.« Reggie suchte nach den passenden Worten. »Früher habe ich immer ohne jede Überlegung und viel zu schnell meine Gefühle erklärt. Dabei habe ich dann einen Fehler nach dem anderen gemacht.«
»Also versuchst du, bei Miss Effington eher vorsichtig zu sein?« Marcus betrachtete ihn aufmerksam.
»Nichts zu überstürzen, sondern erst nach reiflicher Über-legung zu handeln? Geduld zu üben, statt dich irgendwelchen Impulsen zu überlassen? Erst nachzudenken und dann erst zu handeln?«
»Klingt ziemlich entmutigend, wenn du es so sagst, aber es stimmt, genau das tue ich.«
»Meine Güte, ich nehme alles zurück.« Marcus schüttelte den Kopf. »Dann hat sich ja wirklich etwas verändert.«
Reggie nahm einen Schluck von seinem Champagner. »Und es fällt mir verdammt schwer, das kann ich dir flüstern. Es geht mir völlig gegen den Strich.«
Aufs Neue wandte er Casssandra seine Aufmerksamkeit zu. Ein neuer Tänzer begleitete sie auf die Tanzfläche.
»Nie habe ich eine Frau gekannt, die mich so in Harnisch bringt wie sie.«
»Oh, das klingt ja vielversprechend«, meinte Marcus ironisch.
Reggie ignorierte ihn. »Funken, Marcus, zwischen uns fliegen die Funken hin und her, und nicht nur vor lauter Gereiztheit. Da glimmt auch so etwas wie Wiedererkennen oder Anerkennung oder was auch immer. Ich weiß nicht genau, was es ist, aber da ist etwas zwischen uns. Schon bei unserer ersten Begegnung habe ich es gespürt. Als sei es uns bestimmt, zusammenzukommen. Wirklich erstaunlich.« Er schüttelte den Kopf. »Sie ist die Frau, auf die ich gewartet habe.«
»Gewartet hast du ja nun nicht gerade.«
»Weil es eben Schicksal ist.« Reggie warf dem Earl einen Blick zu. »Findest du es angesichts meiner hervorragenden Heiratsaussichten, meines Titels, meines Reichtums, all der Dinge, die Frauen doch angeblich bei einem Mann suchen,
nicht seltsam, dass ich bis jetzt immer noch keine der Frauen, in die ich mich verliebt wähnte ...«
Marcus zog die Augenbrauen hoch. »Dich verliebt wähntest?«
»Nun komm schon, Marcus. Vielleicht kann man sich ja so schnell verlieben, wie ich es gelegentlich getan habe ...«
»Gelegentlich?«
Reggie tat die Frage mit einem Achselzucken ab. »Aber ich habe mich doch immer in erstaunlichem Tempo wieder erholt.«
»Verdammt eindrucksvoll war das«, murmelte Marcus.
»Weswegen ich offensichtlich nicht wirklich verliebt war.«
Marcus runzelte die Stirn. »Und das ist Schicksal?«
»Nein.« Reggie schüttelte den Kopf. »Das Schicksal ist dafür verantwortlich, dass keine der zahlreichen Damen, denen ich früher meine Aufmerksamkeit schenkte, mein Interesse erwidert hat. Das Schicksal hat mich für die Richtige aufgespart.« Triumphierend hob er sein Glas. »Miss Cassandra Effington.«
»Verstehe.« Marcus hielt inne, um über Reggies Worte nachzudenken. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Du scheinst ja ziemlich viel darüber nachgedacht zu haben, und so ungern ich es zugebe, es klingt durchaus überzeugend. Also gut.« Marcus stieß resigniert Luft aus. »Was nun? Und welche Rolle spiele ich dabei?«
Reggie lachte.
»Ich nehme doch an, du hast irgendeinen Plan, um ihre Zuneigung zu gewinnen? Falls du diesmal wirklich ernste Absichten hast.«
»Nie war es mir ernster.«
Reggie beobachtete Cassandra, die die Schrittfolgen des Tanzes absolvierte. Er widerstand dem Drang, auf die Tanzfläche zu stürmen und sie in seine Arme zu reißen. Genau das würde sie sich vom berüchtigten Viscount Berkley erwarten, doch seinen gegenwärtigen Zwecken hätte es nicht gedient. Es war ja durchaus nicht der erste voreilige Impuls, den er seit seiner Begegnung mit ihr ersticken musste - und würde wohl auch kaum der letzte sein.
Aber mit ihr wollte er seine
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