Flammende Sehnsucht
falschliegst, dass du dich geirrt hast. Und die treibende Kraft hinter dieser Erkenntnis ist...«
»Lord Berkley«, ergänzte Cassie mit einem Ton unabwendbarer Kapitulation.
Es war völlig einleuchtend. Kein Mann hatte sie je so verwirrt und verärgert wie Berkley. Und kein Mann hatte sie je so geküsst wie er. Und kein Mann hatte ihr je den Wunsch eingeflößt, seinen Kuss zu erwidern.
»Oh je.« Cassie sank wieder aufs Sofa zurück und sah ihre Schwester an. »Kann es sein, dass ich mich verliebt habe?«
»Ich denke, das ist eine Möglichkeit, die man in Erwägung ziehen sollte.« Delia nickte düster, aber ihre Augen funkelten. »Du hast mir doch erzählt, dass er recht nett ist und du sein Lachen unwiderstehlich findest. Dass er charmant und gut zu Kindern ist.«
»Und vergiss seine Augen nicht«, seufzte Cassie. »Sie sind grau, weißt du, und wunder-, wunderschön.«
»Wenn ich mich recht erinnere, hast du so etwas gesagt wie, du wolltest dich Hals über Kopf in sie hineinstürzen?«
Cassie schnitt eine Grimasse. »Klingt gar nicht gut, was?«
»Es klingt wunderbar.«
»Ich war noch nie verliebt, weißt du.«
»Oh, das weiß ich, und es wird allerhöchste Zeit dafür.«
Delia nickte entschieden. »Auf irgendeine Art, weiß der Himmel auf welche, hat Berkley offenbar deinen Widerstand gebrochen. Ich finde das großartig.«
»Ich weiß nicht, ob das so großartig ist.« Cassie rümpfte die Nase. »Es könnte durchaus noch zum Problem werden.«
»Warum um alles in der Welt sollte es zu einem Problem werden?«
»Ich hab ihm Miss Wonderful vorgestellt. Die Frau, die er sich immer gewünscht hat. Felicity Bellingham. Allein nach den Blicken zu urteilen, die die Männer ihr zuwerfen, ist sie der Wunschtraum aller Männer.«
»Na ja, vielleicht hat sie ja gar kein Interesse an ihm.« Delia zuckte die Achseln. »Sie ist ja ungeheuer umschwärmt.«
»Warum sollte sie kein Interesse an ihm haben?« Cassie klang entrüstet. »Schließlich ist er - wenn man von seinem Ruf einmal absieht - eine ausgezeichnete Partie. Eigentlich erstaunt es mich, dass ihn sich bisher noch keine geschnappt hat.«
»Dasselbe könnte man aber auch von dir sagen. Offensichtlich hat das Schicksal euch beide füreinander aufgespart.« Delia warf ihr ein selbstgefälliges Lächeln zu.
»Du brauchst mich gar nicht so anzugucken.« Cassie schnaufte beleidigt. »Also gut, ich gebe es zu. Ich will ihn. Ich habe noch nie einen Mann gewollt, und den hier will ich. Er ist nicht Lord Perfect, aber - aus welchen Gründen auch immer - ich will ihn. Was tue ich also dagegen?«
Delia lachte. »Offenbar hat dir die Liebe den Verstand getrübt.« Sie beugte sich zu ihrer Schwester hinüber. »Meine liebe Cassandra, du warst immer die Schönheit aller Bälle. Im Laufe der Jahre habe ich dich dabei beobachtet, wie du unzähligen Männern den Kopf verdreht und sie dann abserviert hast. Du hast das Flirten zu einer hohen Kunst entwickelt.«
»Ich fürchte, Mylord, Sie bringen mich in Verlegenheit«, murmelte Cassie.
»Also, du musst nur all deine Bemühungen auf diesen einen Mann konzentrieren, und zwar mit dem ausdrücklichen Ziel, ihn dir zu schnappen.« Delia lehnte sich zurück und lächelte. »Miss Bellingham ist völlig unbedeutend, und Lord Berkley hat nicht die geringste Chance.«
»Eine Herausforderung wär es ja schon.«
»Und vor einer Herausforderung bist du noch nie zurückgeschreckt.«
»Der Einsatz ist ja unglaublich hoch.«
»Dein Herz und nicht weniger.«
»Das Risiko ist gewaltig.«
»Aber es lohnt sich auch. Und gehört das Wagnis nicht zu jedem« - Delia machte eine Kunstpause - »Abenteuer?«
»Ich begreife einfach nicht, wie eine intelligente Frau, die zu ihren Überzeugungen steht und alle möglichen anderen bewundernswerten Eigenschaften besitzt, bei einem Mann Vollkommenheit suchen kann statt Aufregung oder Abenteuer beziehungsweise die Leidenschaft, die mit einem solchen Leben einhergeht.«-
Berkleys Worte klangen ihr im Ohr.
»Abenteuer, Aufregung und Leidenschaft«, sagte Cassie leise. War es möglich, dass dieser Mann sie von Anfang an besser gekannt hatte als sie sich selbst?
Hatte Delia recht? War es Schicksal?
»Im Grunde habe ich keine Wahl, oder? Ich denke Tag und Nacht an ihn. Und wenn ich mir vorstelle, das ich ihn
nach diesen Renovierungsarbeiten nie wiedersehe oder, schlimmer noch, mein weiteres Leben ohne ihn verbringe ...« Sie atmete tief durch. »Ich tue es. Ich werde Lord Berkley den Hof
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