Flammende Sehnsucht
noch vor dem Abendessen. Darunter« - Gwen zögerte - »Miss Bellingham und ihre Familie.«
»Wirklich? Wie nett.« Cassie zwang sich zu einem liebenswürdigen Lächeln. Eigentlich hätte sie wissen müssen, dass Miss Bellingham eingeladen war. Allerdings hatte Delia auch recht mit ihrer Vermutung, dass die junge Frau womöglich gar kein Interesse an Lord Berkley - oder vielmehr Reggie - hatte. Es gefiel ihr, ihn in Gedanken Reggie zu nennen, und sie fand eigentlich gar nicht, dass der Name nach Jagdhund klang.
Immer mehr fragte sich Cassie, ob Miss Wonderful wohl genauso wenig zu Reggie passte wie Lord Perfect zu ihr, beziehungsweise hoffte es. Vielleicht würde sich Miss Bellinghams Anwesenheit in dieser Hinsicht ja sogar noch als Segen erweisen.
Cassie straffte die Schultern und warf Gwen ein zuversichtliches Lächeln zu. »Ich bin mir sicher, dass wir alle prächtig miteinander auskommen werden.«
»Und es kommt noch besser. Ich glaube, Reggie hat noch einen weiteren Gast angekündigt. Ich vermute, dass es sich dabei um ... na ja ...« - Gwen hielt den Atem an - »Lord Perfect handelt.«
»Ja? Hat er wirklich einen Lord Perfect gefunden? Er hat mir zwar eine Mitteilung geschickt, aber ich hätte nie gedacht ... das heißt...« Cassie schüttelte ungläubig den Kopf. »Also werden wir tatsächlich einen Lord Perfect wie auch eine Miss Wonderful unter den Anwesenden haben? Ganz zu schweigen von der exzentrischen Miss Effington und dem berüchtigten Lord Berkley?«
»Sieht so aus«, murmelte Gwen.
»Mein Gott, Gwen.« Cassie blickte sie direkt an, und unverhohlene Ehrfurcht schwang in ihrer Stimme. »Sie wissen wirklich, wie man so eine Landpartie ausrichtet.«
Die Frauen starrten einander an, dann brachen sie in Gelächter aus.
»Oh, das wird eine einzige Katastrophe werden, was?« Gwen schniefte und lächelte ein wenig bedauernd. »Es ist mein erster Versuch, wissen Sie.«
»Darauf wäre ich nie gekommen.« Cassie grinste. »Allein der Spaß sollte unvergesslich werden.«
Gwen stöhnte. »Oh je. Wahrscheinlich sollte ich alle gleich wieder nach Hause schicken.«
»Seien Sie nicht albern. Nichts belebt eine Gesellschaft, vor allem eine in einem Haus auf dem Lande eingesperrte, mehr als eine interessante Mischung von Gästen, und ich darf wohl sagen, dass Sie in der Hinsicht alle vorstellbaren Erwartungen übertroffen haben.«
Panik glitzerte in Gwens Blick. »Was mache ich jetzt?«
»Meine liebe Freundin.« Cassie hakte sich bei ihr ein, und sie setzten ihren Spaziergang fort. »Sie tun genau das, was jede andere gute Gastgeberin tut. Kümmern sich um die Bequemlichkeit Ihrer Gäste. Beaufsichtigen die Dienerschaft. Sorgen für köstliche Mahlzeiten.« Vertraulich neigte sie den Kopf. »Nichts macht eine schöne Feier so gründlich kaputt wie schlechtzubereitetes Essen. Die Menschen verzeihen einem alles, solange man sie gut verköstigt.«
»Das werde ich mir hinter die Ohren schreiben«, murmelte Gwen.
»Außerdem sollten Sie eine größere Anzahl von Aktivitäten einplanen. Am besten im Freien, solange das Wetter mitmacht.«
»Ich hatte für morgen ein Picknick vorgesehen.« Gwens Miene hellte sich auf. »Und wir haben sehr gute Stallungen. Ich reite ziemlich gerne.«
»Ausgezeichnet.« Cassie nickte. »Mir scheint, es ist alles in besten Händen. Und sollten irgendwelche Probleme auftauchen, können Sie sich gerne an mich oder meine Schwester wenden.«
Gwen starrte sie an. »Woher wissen Sie das alles nur?«
»Für Gesellschaften wie diese werde ich seit dem Tag meiner Geburt ausgebildet. Wissen Sie, obwohl ich irgendwann meine Begabung für das Einrichten von Häusern entdeckte, hat mich mein Leben bis zu diesem Punkt nur auf eine einzige Sache vorbereitet: eine gute Ehefrau zu sein, am besten die Gattin eines Mannes mit ordentlichem Titel und größerem Vermögen, und natürlich eine vollendete Gastgeberin. Ich darf wohl sagen, dass meine Schwester und ich Ihnen aus dem Stegreif einen Ball organisieren würden.« Sie lachte. »Selbstverständlich bräuchte ich dazu viel Geld, aber schließlich hat es uns ja daran auch nie gefehlt.«
»Mir schon. Das heißt zumindest, bis ich meine Erbschaft erhielt und Marcus heiratete. Es ist ziemlich scheußlich, kein Geld zu haben.« Gwen runzelte die Stirn, als erinnere sie sich nur ungern vergangener Zeiten.
»Ich kann mir nicht vorstellen, arm zu sein.« Cassie be-trachtete die andere Frau. »Ich glaube nicht, dass ich mich in Notzeiten bewähren
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