Flammende Versuchung
beschlossen hatte, legte er das Thema gedanklich ab und konzentrierte sich auf das, worauf es im Augenblick wirklich ankam: die Widerspenstigkeit seiner Frau. »Vorsicht, Mylady.« Er musterte sie mit seinem unheilvollsten Blick. »Seid Ihr wirklich bereit, Euch jeden gesellschaftlichen Anlass bis zur nächsten Saison zu versagen?«
Er dachte, das würde sie den Mut verlieren oder zumindest zögern lassen. Stattdessen erwiderte sie seinen drohenden Blick und stupste ihm ein zweites Mal mit dem Zeigefinger in die Brust.
»Brookhaven, Ihr könnt mich an die Wehrtürme ketten, und trotzdem werde ich Euch jede Nacht wegen Meggie in den Schlaf schreien. Ihr beruft Euch auf Eure Verpflichtungen? Was um alles in der Welt könnte wichtiger sein als Eure Verpflichtungen gegenüber Eurem eigenen Kind?«
»Mein Vater war auch der Marquis von Brookhaven. Er war bei weitem zu sehr beschäftigt und viel zu bedeutend, um seine Zeit damit zuzubringen, mit kleinen Jungs auf dem Boden zu liegen und mit Zinnsoldaten zu spielen. Und doch habe ich es irgendwie geschafft, erwachsen zu werden, ohne dass ich versucht habe, mit einem Waschzuber die Treppe hinunterzurutschen oder die Vorhänge in Brand zu setzen oder irgendein anderes von Lady Margarets kürzlichen Vergehen.«
Sie sah überrascht aus. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht war hinreißend. »Hat es funktioniert?«
Er konnte ihr nicht folgen. »Was soll funktioniert haben?«
»Mit einem Waschzuber die Treppe hinunterzurutschen. Mir scheint, der Boden eines Waschzubers hat nicht die richtige Beschaffenheit, um mit den Unebenheiten der Treppe zurechtzukommen.« Sie wirkte nachdenklich. »Eine Kupferwanne hingegen – das müsste funktionieren.«
Er blinzelte überrascht. Tatsächlich, mit einer Kupferwanne könnte es klappen -
»Ah!« Im vergeblichen Bemühen, sein Gehirn vor dem Explodieren zu bewahren, presste er eine Faust gegen die Stirn. »Genug mit Wannen, ob nun zum Baden oder für etwas anderes. Mein Punkt ist -«
Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich weiß, was Euer Punkt ist. Da Euer Vater nichts mit Euch zu tun haben wollte, glaubt Ihr nun, dass sich alle anständigen Väter so verhalten.« Sie verschränkte die Arme. »Mein Vater hatte viel zu tun, aber er hat mich nicht nur auf seinem Pferd mitreiten lassen und mir Gutenachtgeschichten vorgelesen, nein, er hat sich sogar auf den Boden gelegt und mit mir gespielt. Ja, mehr noch, ich glaube sogar, dass er dabei Spaß hatte.« Sie legte den Kopf schief und kniff die Augen zusammen. »Ich wette, Ihr traut Euch nicht.«
»Oh, bitte, bleibt ernst.«
Sie starrte mit ernstem Gesicht an die Decke. »Gelb«, murmelte sie.
Er richtete sich ernstlich beleidigt auf. »Macht Euch nicht lächerlich.«
Sie zuckte die Achseln. »Ich befürchte, es lässt sich nicht ändern. Ihr seid ein gelbbäuchiger Kuckuck, Mylord.
Von der Vorstellung in die Knie gezwungen, einem kleinen Mädchen etwas vorzulesen.« Sie seufzte. »Was für eine Verschwendung. Dabei seid Ihr doch so ein großartiger, maskuliner, gutaussehender Kerl.«
Während er noch stotternd nach einer vernünftigen Antwort auf eine derart unglaubliche Feststellung suchte, drehte sie sich um und ging mit vor Selbstzufriedenheit rauschenden Röcken davon.
Was ihm daran jedoch wirklich die Galle hochkommen ließ, war die Tatsache, dass er ihr nachsah, bis sie um die Ecke verschwunden war. Verdammt! Wenn er nicht einmal in einer Auseinandersetzung mit seiner Frau einen klaren Kopf behielt, dann war es für ihn höchste Zeit, Brook House für eine Weile den Rücken zu kehren.
Vierundzwanzigstes Kapitel
D eirdre hatte nicht wirklich erwartet, dass Brookhaven gehorsam klein beigab und mit einem Vorlesebuch in der Hand im Salon erschien – aber andererseits hatte sie gewiss auch nicht gedacht, dass er mit einem Bellen, das deutlich im ganzen Haus zu hören war, nach seinem Pferd verlangte. Sie schaute vom Fenster aus zu, wie der verfluchte Mann sich auf seinen Hengst schwang und die Auffahrt hinab auf die Straße donnerte, als wären Höllenhunde hinter ihm her.
Mit gerunzelter Stirn eilte sie in die Eingangshalle.
»Fortescue, wohin ist seine Lordschaft unterwegs?«
Der Butler verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Seine Lordschaft lässt Euch ausrichten, dass er zum Abendessen zurück sein wird, Mylady.«
»Fortescue, das war nicht meine Frage.«
»In der Tat, Mylady, aber das war die Antwort, die ich geben soll.«
Deirdre schaute den Butler lange
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