Flammende Versuchung
die Baskin verabscheute, aber jetzt lächelte er seidig. Jemand, dem erlaubt war, sie Dee zu nennen, musste ihr wahrlich sehr nahe stehen.
»Ich bin ein guter Freund von ihrer Ladyschaft«, sagte er glatt. »Aus der Zeit vor ihrer Hochzeit.«
Das Kind schien nicht beeindruckt. »Manchmal lausche ich an der Tür. Eure Gedichte sind langweilig.« Sie zog eine Grimasse. »Liebe … blablabla … Herz … blablabla … Schmerz … blablabla.«
Baskin verkniff sich eine Grimasse und lächelte beschwichtigend. »Man kann von einem Kind in so zartem
Alter nicht erwarten, dass es die feineren Aspekte großer Kunst zu schätzen weiß.«
Sie runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Baskin rechnete sich den Punkt zu. Dann kam ihm ein entsetzlicher Gedanke. »Du lauschst an der Tür?«
Sie zuckte gleichgültig mit den Achseln. »Es sei denn, Eure Gedichte haben mich müde gemacht.«
Sie gab nicht zu erkennen, ob sie etwas von Baskins leidenschaftlichem Flehen vor wenigen Momenten gehört hatte. Das war eine Erleichterung. Dann kniff er die Augen zusammen. »Man erfährt viele interessante Dinge, wenn man an der Tür lauscht. Dinge über andere Leute … Dinge, die man nicht wissen sollte.«
Das Kind grinste. »Ich weiß. Ich weiß mehr als Ihr.«
Baskin beschloss, sie auf die Probe zu stellen. »Ich verrate dir ein Geheimnis, wenn du mir eins verrätst.«
Sie trat von einem Fuß auf den anderen und nickte dann eilig. »In Ordnung. Was ist Euer Geheimnis?«
Er steckte die Hände hinter den Rücken. »Du zuerst«, drängte er sie.
Sie zog eine Grimasse. »Also, ich weiß, dass unsere Nachbarin, Lady Barstow, mit ihrer Gesellschafterin in einem Bett schläft. Ich hab ihre Dienstboten auf der anderen Seite der Gartenmauer darüber reden hören.«
Baskin blinzelte. Das war einmal ein heißes Gerücht! Lady Barstow war eine hoch angesehene, kluge Witwe, die sich in künstlerischen Kreisen bewegte. Solches Wissen konnte einem talentierten jungen Mann wie ihm Zutritt zur Elite verschaffen! Wie es schien, hatte das Kind ein Talent fürs Lauschen.
Da sie offensichtlich nichts über seine Angelegenheiten wusste, beugte Baskin sich nun großmütig zu ihr hinab und flüsterte in ihr Ohr: »Ich weiß, dass deine Mutter«, denn mit einem Mal war ihm klar, wer sie war, »einmal eine Vase nach deinem Vater geworfen und dabei den Kaminsims in ihrem Schlafzimmer beschädigt hat.«
Das Mädchen wich zurück. »Das ist gelogen«, sagte sie bestimmt, auch wenn sich in ihrem Blick Zweifel zeigte. »Meine Mutter hat Papa vergöttert.«
Baskin richtete sich achselzuckend auf. »Wie du meinst. Aber du solltest vielleicht überprüfen, ob es nicht doch stimmt, meinst du nicht?« Alles nur, um dieses Gör loszuwerden und aus dem Haus zu kommen, damit er darüber nachdenken konnte, wie er seine Herzensdame retten konnte! Er wandte sich um.
»Wartet!«
Er drehte sich um und gab ein irritiertes Schnauben von sich. »Ja?«
Das Mädchen schaute verunsichert zu ihm auf. »Wenn ich nachsehe, und der Sims ist wirklich kaputt …« Sie zögerte, dann fuhr sie eilig fort: »Kommt Ihr dann zurück und erzählt mir noch mehr über meine Mutter? Keiner erzählt mir was. Und Papa mag überhaupt nicht mehr mit mir reden.« Sie zog die Schultern hoch und wandte den Blick ab. »Ich kann nicht mal das verdammte Buch finden!«, murmelte sie.
Pfui Teufel, was für eine kleine Straßengöre. Baskin winkte ihr zu und wandte sich wieder ab. »Natürlich. Ich erzähle dir, was du willst.«
Er floh hinaus und schritt entschlossen die Auffahrt hinab. Er hatte nicht viel Zeit! Seine geliebte Deirdre konnte ihre Tür nicht für immer abschließen.
Es war nicht schwierig gewesen, herauszufinden, wo Baskin wohnte. Wolfe musste nur eine Weile draußen warten, weit genug entfernt, um keinen Verdacht zu erregen, während er ein Auge auf dem Eingang hatte. Als Baskin dann die Treppe seiner nicht ganz so schäbigen Pension herabtänzelte, setzte sich Wolfe langsam in Bewegung. Mit gesenktem Kopf, die Hände in den Taschen, gab er ein Bild des Jammers ab, wie er da auf dem Bürgersteig vor ihm davonschlurfte.
Es dauerte nicht lange.
»Äh … Sir!« Baskin holte ihn mühelos ein. »Ich bitte um Verzeihung, aber ich kann mich im Augenblick nicht an Euren Namen erinnern -«
Wolfe schaute leidend auf. »Mein Name? Mein Name ist Feigling!« Er schniefte. Gott, wie sehr er Stickleys ständiges Schniefen doch hasste! »Ich befürchte, ich war nicht in der Lage zu
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