Flammende Versuchung
tun, was getan werden muss.«
Baskin verspannte sich. »Ihr sprecht von Myladys misslicher Lage.«
Wolfe nickte traurig. »Ihr habt sie gesehen. Ihr müsst ihr helfen. Sie ist so allein …«
Baskin nickte. Sein Gesicht glich einer marmornen Maske. »Ich weiß.« Fast hätte Wolfe gelächelt. Baskins Motive waren so ehrlich, seine Besessenheit so rein. Wolfe hatte so etwas schon bei anderen Männern gesehen, die intelligenter waren als dieses nervige Hündchen.
Er wollte Lady Brookhaven, und tief in seinem Innern glaubte er, dass sie ihn liebte und dass sie alles heilen würde, was in seiner Welt falsch war. Er war ein ertrinkender Mann, der sich an Stöcke klammerte und sich vormachte, es seien Flöße.
Wolfe wusste genau, was zu tun war, um einen solchen Mann über die Kante zu stoßen.
An diesem Abend war die Stimmung beim Abendessen gedämpft. Calder erschien tatsächlich und aß auch etwas, aber Deirdre war wegen der Episode mit Baskin noch zu aufgewühlt, als dass sie sich von dem unverhohlenen Grimm ihres Mannes brüskieren ließ.
Selbst Meggie aß schweigend und hielt den Blick gesenkt. Das Kind war offensichtlich noch immer vom gestrigen Debakel in der Fabrik verstört.
Nicht in der Lage, im Augenblick irgendetwas dagegen zu tun, kehrten Deirdres Gedanken zu der misslichen Situation mit ihrem glühendsten Verehrer zurück. Was sollte sie tun? Sie könnte Baskin den Zutritt zum Haus verwehren, doch was hatte er schon getan, was so schlimm war? Ihr seine unsterbliche Liebe erklärt? War das nicht alles nur ein bisschen jugendliches Drama?
Und doch fühlte sie sich beschämt und auch ein wenig beschmutzt von dem, was vorgefallen war. Sie wünschte nur, sie könnte herausfinden, warum das so war.
Auf der anderen Seite wurde Calders Laune von Minute zu Minute schlechter. Den ganzen Tag über hatte er sich von den kleinsten Kleinigkeiten aus der Ruhe bringen lassen. Sein frisch geplättetes Hemd hatte einen
Brandfleck, sein Tee war ungenießbar, und sein Abendessen war beim Servieren bereits eiskalt! Seine weiblichen Hausangestellten hatten sich mit einem Mal gegen ihn verschworen, und er hatte auch eine Vermutung, warum.
Er hatte sich gestern nicht anständig verhalten. Das wusste er. Er war schließlich kein Vollidiot. Er wusste bloß nicht, was er sonst tun sollte. Die richtige Entschuldigung musste wohl bedacht sein – und bedurfte ein wenig Übung vor dem Spiegel, da er an so etwas nicht gewöhnt war. Und doch waren das Letzte, was er jetzt erdulden wollte, die kleinen Racheakte seiner hoch bezahlten Dienstboten, die seine Frau verwöhnten, während er über der Lösung des Problems brütete. Am schlimmsten dabei war, dass Deirdre so geistesabwesend war, dass es ihm vorkam, als wäre ihr nicht einmal bewusst, dass er im Raum war.
Ein dumpfes Geräusch erregte seine Aufmerksamkeit. »Lady Margaret, eine junge Dame tritt nicht gegen ihren Stuhl.«
Das Geräusch hörte auf. Calder kehrte zu seiner gegenwärtigen Beschäftigung zurück, sich hinreichend in Rage wegen des Verhaltens seiner Frau zu bringen. Sie sollte wütend auf ihn sein – sie sollte eine Entschuldigung für seine gestrigen Taten von ihm verlangen. Sie sollte versuchen, ihn zu verwirren oder ihn zur Einsicht zu bewegen, statt sich zu verhalten, als wäre er ein verdammtes Möbelstück!
Das Geräusch setzte wieder ein.
»Lady Margaret«, bellte er los. »Hör sofort damit auf!«
Meggie erschrak sich so sehr, dass sie ihr Milchglas
umstieß. Sein Inhalt ergoss sich über einen Großteil von Calders unangetastetem Essen und rann die Tischkante hinab in seinen Schoß.
»Verdammt!« Er sprang vom Tisch auf und stieß dabei versehentlich seinen Stuhl um.
Bei seinem Gebrüll und dem anschließenden Krach brach Meggie in Tränen aus. Als er ihr blasses, verzerrtes kleines Gesicht sah, schlugen seine Schuldgefühle und sein Ärger in Wut um. Er brüllte Deirdre an: »Was zum Teufel ist eigentlich mit den Frauen dieses Haushalts los?«
Meggie fiel noch mehr in sich zusammen, dann rutschte sie von ihrem Stuhl und rannte aus dem Speisezimmer, ihrem verklingenden Weinen nach zu urteilen, in Richtung ihres Zimmers.
Deirdre stand auf. »Es tut mir leid, Mylord, aber ich scheine meinen Appetit verloren zu haben.« Ihr Gesichtsausdruck war neutral, aber sie verströmte Enttäuschung und Anspannung wie einen kalten Windhauch. Sie verließ den Raum mit raschelnden Röcken und rasch verklingenden Schritten – ebenfalls in Richtung von
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