Flammende Versuchung
ich es auch wünschte.«
Sie hob zögernd eine Hand und senkte sie in sein dichtes, dunkles Haar. Er gab ein tiefes Geräusch von sich, als sie ihn berührte, wie ein verwundetes Tier, das endlich Erleichterung findet. Sie ließ ihre Hand gleiten, fühlte das seidene Kräuseln seines Haares an ihren Fingerspitzen, bis ihr Handteller in seinem Nacken ruhte. Sie spürte, wie seine Muskeln sich unter ihrer Berührung entspannten, und sah, wie Arroganz und Stolz aus seinen breiten Schultern wichen. Seine Hände umschlossen fester ihre Taille, nicht aus Verlangen, oder zumindest nicht allein, sondern als hinge er still an ihr, unfähig, darüber zu sprechen, was ihm fehlte.
Er war so gut darin, der große Lord Brookhaven zu sein, dass man leicht vergaß, dass auch er nur ein Mann war, dass er denselben Zweifeln und derselben Einsamkeit unterworfen war wie alle anderen auch auf dieser Welt.
Ihr könnt einen Mann nicht dazu bringen, Euch zu lieben. Alles, was Ihr tun könnt, ist, ihn zu lieben.
In diesem Augenblick erkannte sie, dass sie diesem
Mann nie etwas gegeben hatte. Sie hatte ihn beschuldigt, hatte ihn arrogant und gefühlskalt genannt, und doch war er es, der als Erster gab. Sie hatte seine Aufmerksamkeit verlangt, um seinen Respekt gekämpft und sich nach seiner Liebe gesehnt – doch kein einziges Mal hatte sie ihm ihre Liebe angeboten.
Ihr ganzes Leben hatte sie damit zugebracht, sich und ihren Stolz und ihre Unversehrtheit zu schützen – vielleicht zu gut. Das war ihr altes Leben. Es war an der Zeit, nachzugeben.
Auf Wiedersehen, Tessa.
Willkommen, Calder.
Vierunddreißigstes Kapitel
D eirdre machte einen einzigen Schritt nach vorn. So einfach. Dieser Schritt brachte sie zwischen seinen Knien zum Stehen und veranlasste ihn, den Kopf von seiner Ruhestätte zu heben. Er wich sofort zurück. Der Moment seiner Ergebung war vorüber.
Sie lächelte ihn liebevoll an. Jetzt war der Moment für ihre Ergebung gekommen. Wie überrascht er doch sein würde!
Er blinzelte, als sie ihn so ansah, zaghafte Hoffnung stieg in seinen Blick. Deirdre tat etwas, wonach sie sich seit vielen Jahren gesehnt hatte.
Sie legte beide Hände auf seinen Kopf und zerwuschelte ihm energisch das Haar.
Jetzt sah er vollkommen verwirrt aus. Sie legte den Kopf in den Nacken und lachte.
Mit einem Grollen, das seine verletzte Würde ausdrückte, wollte er sie von sich stoßen und aufstehen. Doch sie legte ihre Hände auf seine breiten Schultern und drückte ihn zurück nach unten. »Denk nicht einmal darüber nach«, sagte sie eisig, aber immer noch lächelnd. »Ich bin noch nicht fertig.« Dann griff sie sich selbst ins Haar und riss die Haarnadeln mit geläufiger Leichtigkeit heraus. Nach einem Schütteln des Kopfes, das ihr langes Haar über ihre Schultern und ihren Oberkörper fallen ließ, sah sie ihn wieder an. Seine Augen waren dunkel
und schauten interessiert. Jegliches Verlangen zu gehen schien dahin.
Sie neigte den Kopf zur Seite und hob eine Augenbraue. »Bleibst du jetzt, ja?«
Er nickte stumm und ließ sie nicht aus den Augen. Er wartete jetzt mit der gespannten Aufmerksamkeit eines verhungernden Hundes, dem ein Steak in Aussicht gestellt worden war. Armer Schatz!
Überwältigt von ihrer eigenen Schuld an seiner Einsamkeit, nahm sie sein Kinn in beide Hände und schaute ihm in die Augen. »Ich bin nicht so schlecht, wenn es ums Formulieren geht«, sagte sie sanft, »und doch kann ich dir nicht sagen, wie leid es mir tut.« Ich liebe dich, wollte sie sagen, aber er würde ihr nicht glauben, nicht nach ihrem bisherigen Verhalten. Sie würde sich ihm erst beweisen müssen.
Das einzige Problem war, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie es anstellen sollte. Das Ausmaß ihrer Unwissenheit überwältigte sie, nahm ihr die Kraft aus den Knien. Sie sehnte sich danach, für ihn die Verführerin zu spielen, doch ihre Erfahrung bezog sich allein aufs Flirten. Was danach kam, war ihr ein völliges Rätsel.
Sie zögerte, dann biss sie sich auf die Lippen. »Calder, ich fürchte, an diesem Punkt musst du übernehmen. Ich habe keine Ahnung, was ich da gerade tue.«
»Oh«, keuchte er. »Das würde ich nicht behaupten.«
Sie blinzelte, dann kicherte sie trotz ihrer Nervosität. »Du willst, dass ich weitermache … ganz allein?«
Seine Mundwinkel zogen sich nach oben. Dieses angedeutete Lächeln machte ihn derart attraktiv, dass ihr
Herz schneller und gleichmäßiger zugleich schlug. Er war endlich bei ihr, der wahre Calder, der
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