Flammende Versuchung
wenig hin und her wand, und schaute ihm dabei ins Gesicht.
Sein Kiefer mahlte. »Ich. Gehe. Jetzt.«
»Warte!« Sie krabbelte aus dem Bett und zog dabei das Laken mit sich, um ihre Nacktheit damit locker und nicht sehr effektiv zu verhüllen.
Er wartete wie befohlen, während sie auf ihn zukam. Sein Blick wanderte von ihren nackten Beinen zu ihrem verwuschelten Haar, das ihr auf die Schultern fiel. »Du wirst mich noch umbringen, nicht wahr?«
Sie hob das Kinn. »Unsinn. Ich verlange nur einen Abschiedskuss von meinem Ehemann.«
Ein Lächeln formte sich in seinen Mundwinkeln. »Netter Versuch. Du weißt genau, dass ich nach einem nicht aufhören kann.« Er ging zum Klingelzug. »Ich rufe Patricia.«
»Himmel, nein! Sie wird tot umfallen, wenn sie dieses Chaos hier sieht. Du lässt mich besser erst mal nachsehen, was sich retten lässt.«
Er zog sie in seine Arme und küsste ihren Scheitel. »Wirf alles weg. Ich bezahle das Dreifache, um bis zum Ende der Woche neue Kleider liefern zu lassen.«
Sie schob ihn von sich. »Das sind nicht nur Kleider, Lord Wohlbetucht. Das sind Kunstwerke. Sie sind es wert, gerettet zu werden.«
Er ließ seine Hände von ihren Schultern ihre Arme hinabgleiten. Er liebte es, das Recht zu haben, sie zu berühren, wie es ihm gefiel. »Dann behalte sie«, murmelte er. »Lass sie genau dort, auf dem Bett. Das hat mir gefallen.«
Sie wurde rot und wandte den Blick ab, aber ihr Glucksen verriet sie. »Also, vielleicht das Blaue …«
Er lachte laut auf, fühlte sich so frei und unbeschwert wie nie zuvor. Sie schaute überrascht zu ihm auf, dann breitete sich langsam ein Lächeln über ihr Gesicht aus. Er fühlte sich davon gewärmt, als wäre er in den Sonnenschein getreten. Später war noch genug Zeit zu reden. Sie hatten schließlich den Rest ihres Lebens.
Er hatte noch keine zehn Schritte den Flur entlang gemacht, da wollte er sich schon wieder umdrehen und sie in den Arm nehmen. Wie sollte er sich auf seine zerstörte Fabrik konzentrieren, wenn sie sich das Haar bürstete, sich ankleidete, frische Strümpfe über diese Beine zog...
Deshalb also hat mein Bruder mich verraten.
Er machte ihm keine Vorhaltungen. Wenn Rafe jetzt zwischen ihm und Deirdre stehen würde, dann würde Calder ernsthaft einen Mord in Erwägung ziehen. Es war ein Wunder, dass Rafe sich um Phoebes willen so lange
zurückgehalten hatte. Das plötzliche Verständnis erleichterte Calders Herz noch mehr, sodass er Fortescue in der Eingangshalle verschmitzt angrinste.
Calder verließ das Haus und sprang auf sein wartendes Pferd und lachte fast eine ganze Meile lang, während er an die ungläubige Verwirrung im Gesicht seines Butlers dachte.
Himmel, man könnte meinen, er hätte nie zuvor gelächelt!
Sechsunddreißigstes Kapitel
D eirdre verabschiedete Calder mit einer Liebkosung und einem Lächeln. Die Liebkosung nahm er mit, aber das Lächeln blieb. Sie schloss die Tür zu ihrem Schlafzimmer mit einem verträumten Seufzen, dann lachte sie über ihr verliebtes Verhalten.
Nachdem sie sich gewaschen und ein einfaches Hemd und einen Morgenrock übergeworfen hatte, war es an der Zeit, aufzuräumen. Das Zimmer lag in Trümmern, und auch wenn Patricia sicherlich nicht tratschen würde, so war Deirdre doch noch zu verlegen bei dem Ganzen, als dass es ein Fremder sehen sollte. Zuerst kümmerte sie sich um die Waschschüssel und den nassen Waschlappen mit seinen verräterischen Flecken. Der landete zischend im Kamin, während sie das Wasser einfach aus dem Fenster schütten würde.
Sie öffnete das Fenster und entleerte die Schüssel voller Schwung. Unterdrückte da draußen jemand ein Fluchen? Zu spät dachte sie daran, nachzusehen, ob jemand unter ihrem Fenster war, doch so weit sie sich auch hinauslehnte, konnte sie niemanden am Fuße des großen Baumes sehen, der neben ihrem Fenster stand.
Sie ließ das Fenster weit offen stehen und wandte sich dem Haufen ruinierter Kleider auf ihrem Bett zu. Errötend knäulte sie jenes zusammen, auf dem sie gelegen hatte. Das war nicht mehr zu retten. Ein paar andere
waren nur etwas zerknautscht, also schüttelte sie sie geschickt aus und hing sie in die Ankleide.
Das aufregende Blaue war ein trauriger Verlust, auch wenn es sie gerettet hatte. Als sie das blaue Kleid hochhob, um den Schaden zu begutachten, ergötzte sie sich an seiner Pracht. Lementeur war ein Genie. Das war das gewagteste Kleid, das sie jemals getragen hatte, denn obwohl nichts an seinem Ausschnitt
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