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Flammender Diamant

Titel: Flammender Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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zwischen den beiden Industrien keinen wesentlichen Unterschied in der Geschäftspraxis gab; der einzige Unterschied war, daß es sich bei Diamanten um Luxus handelte, während Erdöl unverzichtbar war.
    Gleich hinter den Hochhäusern lag auf einer Breite von vier Blocks an der Hill Street der Jewelry Mart, eine Mischung alter
    Geschäftsgebäude und strahlender neuer Hochhäuser. Der J ewelry Mart stand in seiner Bedeutung für den Gold- und Edelsteinhandel nur Manhattan nach.
    Die Handvoll Diamanten in Coles Aktentasche würde zwischen den Diamantenhändlern einschlagen wie eine Granate.
    Er lächelte über die Vorstellung, schloß die Metalljalousien, um das Durcheinander der Stadt auszublenden, und griff noch einmal nach seinem Kaffeebecher. Vielleicht würde das Koffein ihn etwas klarer im Kopf machen. Er fühlte sich desorientiert, so als wäre ein Teil seines Denkens irgendwo über der großen Leere des Pazifiks zurückgeblieben.
    Er begann, die Landkarten zusammenzurollen, die er auf dem breiten Tisch ausgebreitet hatte, und steckte sie eine nach der anderen in die Rollen ins Regal zurück. Er hatte die letzten zwei Stunden damit verbracht, die besten Karten von Westaustralien zu studieren, die es bei BlackWing gab - auf der Suche nach einer Idee, und sei es auch nur der kleinste Hinweis darauf, in welcher Richtung Crazy Abes Diamantenmine zu suchen war. Vergeblich. Die Karten bei BlackWing waren dazu vorgesehen, mit ihrer Hilfe metallische Erde zu finden, Eisen, Nickel, Uran, Gold. Darum fanden sich auf ihnen nur wenige der geologischen Feinheiten, die er kennen mußte, um Diamanten zu finden.
    Cole blickte auf die Uhr. Auf dem Schreibtisch vor ihm lag der Band Arktische Odyssee. In den vergangenen vierundzwanzig Stunden hatte er öfters in das Buch gesehen, so als könne es ihm dabei helfen, die Frau zu verstehen, die er gleich treffen würde. Das Foto, das ihn am meisten faszinierte, war doppelseitig. Es zeigte die Tundra im Morgengrauen, Eis und nistende Gänse. >Unsicherer Frühling< hätte eine einfache Abbildung der alljährlichen Wiederkehr des Lebens sein können, war es aber nicht. Nein, es zeigte das Morgengrauen in der Arktis, in der das Leben nur an einem einzigen Faden hing.
    Langsam strich Cole mit den Fingerspitzen über das Bild, so als könne er es nicht nur sehen, sondern auch fühlen. Das Foto zeigte einen gefrorenen Sommermorgen, im Hintergrund, hinter einem zarten Wölkchen von vorübertreibendem Schnee, sah man erwachsene Gänse, die schützend flach über ihren Nestern lagen.
    Im Vordergrund des Bildes, unter einer Eisschicht, lag ein Gänschen, das niemals mehr die Wärme der aufgehenden Sonne spüren würde. Der Tod des kleinen Wesens war ergreifend, ebenso wie die Schönheit des neuen Tages und die Entschlossenheit der erwachsenen Gänse, ihre restlichen Nachkommen zu retten.
    Beim Anblick dieses Bildes war Cole klar, daß Erin Windsor die Fragilität, sogar die Absurdität des Lebens kennengelernt hatte. Er hoffte nur, daß sie auch etwas über den Wert des Lebens erfahren hatte, einschließlich des ihren. Wenn ja, würde sie gern BlackWings Angebot annehmen - drei Millionen Dollar für ihre Anteile an einer australischen Diamantenmine, die es vielleicht nicht einmal gab.
    Er fragte sich, ob Erin Windsor wohl die Gefahr erkennen würde, die darin steckte, daß sie die Besitzerin einer einzigartigen Diamantenmine war, deren Produktion ConMin nicht unter Kontrolle hatte und der sie selbst durch den Bestand ihres großen Lagers in London nichts entgegenzusetzen hatten. Sicherlich würde Matthew Windsor begreifen, in welcher Gefahr sich seine Tochter befand. Jeder professionelle Geheimdienstler würde ein solches Risiko bis zum letzten Dollar berechnen können, bis auf den letzten Tropfen Blut und Adrenalin.
    Cole hoffte, daß Erin auch im Alter von siebenundzwanzig Jahren noch auf den Rat ihres Vaters hören würde. Wenn ja, würde sie sich mit BlackWings Angebot zufriedengeben. Wenn nein, würde es in jeder Beziehung eine teure Angelegenheit werden, vor allem für Erin.
    Er sah erneut auf die Uhr, dann zu der verbeulten Blechdose mit ihrem Inhalt an unschätzbaren Edelsteinen und wertloser Dichtung. Er packte die Dose in eine Aktentasche mit Sicherheitsschloß, die mit einer Handschelle versehen war. Mit einem wissenden Lächeln befestigte er die Handschelle an seinem linken Handgelenk, denn er wußte, daß er eher an die Aktentasche gefesselt war als sie an ihn. Dann verließ er das

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