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Flammendes Begehren

Flammendes Begehren

Titel: Flammendes Begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Kean
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beschienenen Baldachin gestarrt, während vor ihrem geistigen Auge entsetzliche Kriegsbilder vorbeigezogen waren.
    Die Sorge um ihren Vater wog schwer. Doch auch um Aldwin, der ebenfalls mit ausgezogen war, machte sie sich Sorgen. Es schmerzte sie ein wenig, dass ihr Treffen nicht mehr hatte stattfinden können. Wie gern hätte sie mit ihm unter vier Augen gesprochen, ihn um Hilfe gebeten! Die Vorstellung, dem Baron ewige Treue schwören zu müssen, verfolgte sie. Sie schämte sich dafür, dass ein Teil von ihr hoffte, er möge nicht mehr aus Tillenham zurückkehren.
    Genervt setzte Elizabeth sich auf. Der Krach versiegte erst, als eine Tür geöffnet wurde. Leise Stimmen füllten den Korridor.
    »Bei der Heiligen Jungfrau!«
    Als Mildreds erstickter Schrei an ihr Ohr drang, war Elizabeth mit einem Schlag hellwach. Sie schlug die Decke zurück und schwang die Beine von der Bettkante. Plötzlich befiel sie ein entsetzliches, eiskaltes Schaudern. Ihr Vater war tot.
    Mit klappernden Zähnen schlüpfte sie in ihre Lederschuhe und tastete nach ihrer Wollrobe. Heiße Tränen schossen ihr in die Augen, doch sie blinzelte sie fort. Solange sie nicht mit absoluter Sicherheit wusste, dass Gott ihren Vater zu sich gerufen hatte, musste sie Ruhe bewahren. Es war nichts gewonnen, wenn sie sich von Verzweiflung und Kummer steuern ließ.
    Im selben Augenblick rüttelte jemand an ihrer Tür. »Mylady!« Mildred klang besorgt.
    Elizabeth, die sich hastig den Morgenmantel übergeworfen hatte, stolperte zur Tür und öffnete sie. Im Licht der Talgkerze, die Mildred in der Hand hielt, wirkte ihr Gesicht äschern und ihre Augen riesig, und das lose Haar, das sich über ihre Schultern ergoss, leuchtete schlohweiß.
    »Was ist geschehen? Ist mein Vater …?«
    »De Lanceau!«
    Elizabeth stockte der Atem.
»Was?«
    »De Lanceau hat sich Zugang zur Burg verschafft. Der junge Jeremy hat zehn Männer gezählt, allesamt bewaffnet. Sie haben sich auf dem Karren des Müllers versteckt.«
    »Das Mehl für die Hochzeitsfeier«, murmelte Elizabeth. Fraeda, die Köchin, hatte zusätzliches Mehl bestellt, aus dem Gebäck, Kuchen und Pasteten gebacken werden sollten, und darauf bestanden, dass es heute in aller Herrgottsfrühe angeliefert wurde.
    Eine eiserne Bande legte sich um Elizabeth’ Herz und zog sich zu.
    »Fraeda hat Jeremy gebeten, Salz aus der Vorratskammer zu holen. Im selben Moment stürmten sie die Küche. Dem armen Jungen ist es gelungen, durch den Seitengang zu fliehen.« Mildred zupfte Elizabeth am Ärmel. »Ihr müsst Euch verstecken!«
    »Verstecken? Wie ein verängstigtes Tier?« Elizabeth spürte, wie unbändige Wut von ihr Besitz ergriff, und grub die zitternden Finger ins Nachtgewand. »Dies ist die Festung meines Vaters. Kein Verrätersohn der Welt wird mich je in die Knie zwingen!«
    Mildred schüttelte den Kopf. »Ihr Herr Vater würde wollen, dass Ihr Euch umgehend in Sicherheit begebt.«
    »Wir sollten schleunigst die Wachen alarmieren.«
    »Mylady …«
    »Ich werde nicht zulassen, dass de Lanceau sich Wode Castle unter den Nagel reißt!« Mildred wollte gerade etwas erwidern, doch Elizabeth riss das Wort an sich. »Keine Widerrede, meine Entscheidung steht fest!« Eine Spur freundlicher fügte sie hinzu: »Sei so nett und such meinen Umhang. Und beeil dich!«
    Mit einem ungläubigen Murmeln hastete Mildred zu Elizabeth’ Truhe am Bettende, legte die Kindergewänder und Zwirnrollen beiseite, die obenauf lagen, und schlug den Deckel zurück. Sobald sie den knielangen Umhang aus schwarzer Wolle gefunden hatte, legte sie ihn Elizabeth um die Schultern.
    »Es ist kühl, Mylady. Seid Ihr sicher, dass Euch warm genug ist?«
    »Ja.«
    Im Korridor hallten Schritte.
    Elizabeth schlug das Herz bis zum Hals.
    Mit fahrigen Fingern versuchte Mildred, die goldene Brosche zu schließen, die den Umhang zusammenhielt. Das Schmuckstück, das an ein Schneckenhaus erinnerte, funkelte im Schein der Kerze.
    Gegen ihren Willen musste Elizabeth an ihre Mutter denken, der die Brosche einst gehört hatte. Urplötzlich hallten die schmerzerfüllten Schreie ihrer Mutter und das Wimmern ihrer Schwester in ihren Ohren wider. Mit letzter Kraft hatte ihre Mutter ihr die Brosche gegeben.
    »Beeil dich!«, raunte sie Mildred zu und schob die unliebsamen Erinnerungen beiseite.
    Die Zofe atmete zitternd aus. »Schon fertig.«
    Flink schob Elizabeth sich das Haar unter die Kapuze und lief auf den spärlich beleuchteten Flur hinaus, an dessen Wänden

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