Flammendes Begehren
gesprochen zu haben. »Es ist nicht üblich, dass eine verlobte Dame einem alleinstehenden Herrn in seinen Privatgemächern einen Besuch abstattet.« Ihre Blicke trafen sich. »Ich verlange, zu erfahren, was Ihr vorhabt, Geoffrey! Solltet Ihr mir eine Antwort auf diese Frage verweigern, möchte ich umgehend in mein Gemach zurückgebracht werden.«
Er verstärkte den Druck auf den Kelch. »Ihr hattet kein Abendessen. Da dachte ich, Ihr wolltet vielleicht jetzt etwas zu Euch nehmen.«
Mit einem flüchtigen Blick auf das Essen sagte sie: »Ist das alles?«
Sein rauhes Lachen klang gefährlich. »Wo denkt Ihr hin!«
Elizabeth erhob sich. »Warum in Gottes Namen habt Ihr mich dann herbestellt?« Sie stellte den Kelch unsanft auf dem Tisch ab. Wein schwappte über den Rand und besudelte die weiße Tischdecke … Plötzlich schwamm der Raum vor ihren Augen.
»Oh!« Panisch griff sie nach dem Tisch und berührte dabei Geoffreys Arm.
»Der Stuhl steht direkt hinter Euch«, sagte er dicht an ihrem Ohr. Sie war so benebelt, dass sie gar nicht gemerkt hatte, dass er vor ihr stand. Als er sich zu ihr hinüberlehnte und sie sachte in den Stuhl drückte, stieg ihr sein erdiger, männlicher Duft in die Nase. Sein kratzendes Kinn streifte ihre Augenbraue. Sie versuchte, sich aufrecht hinzusetzen, um den Anschein zu wahren, es ginge ihr gut, doch ihr war schwindelig wie noch nie zuvor.
»Zu viel Wein«, stöhnte sie.
Geoffrey drückte ihr den Teller mit den eingelegten Feigen in die Hand. »Hier, esst! Ihr habt auf leeren Magen getrunken.«
»Entschuldigt.« Elizabeth verabscheute den weinseligen Ton in ihrer Stimme.
Mit einem undefinierbaren Brummen ließ er sich wieder in seinem Stuhl nieder.
Elizabeth wählte eine Feige aus, biss hinein und labte sich an dem herbsüßen Geschmack. Honig tropfte ihr über das Kinn. Sie nahm die klebrigen Finger, um sich das Kinn zu säubern, bis Geoffrey ihr entnervt eine Leinenserviette reichte. Es dauerte nicht lange, da hatte Elizabeth den Teller geleert und sich über die Schüssel mit dem Ingwerpudding hergemacht, zu dem Geoffrey ihr einen Löffel gereicht hatte.
Er selbst aß nichts, sondern sah ihr zu, wie sie das Essen geradezu verschlang. Er wirkte fasziniert. Es war ihr anzusehen, dass sie seinem Blick und dem verschlagenen Feixen, das seine Mundwinkel umspielte, am liebsten etwas entgegengesetzt hätte. Aber erst einmal galt es, ihren Hunger zu befriedigen. Die cremige Eierspeise, die vielleicht einen Tick zu lange im Ofen gewesen war, zerschmolz förmlich auf der Zunge. Sie nahm einen weiteren Löffel, den sie am Rande der Schale entlangführte, damit ihr ja nichts entging.
Als sie den letzten Bissen im Mund hatte, rieb sie sich mit dem Daumen über den Mund. »Ich vermute, ich schulde Euch eine Erklärung.«
Elizabeth schluckte. Gott sei gedankt, dass ihr der Kopf nicht mehr schwirrte!
»Es ging mir lediglich darum, meine Neugierde zu befriedigen.«
Vorsicht schlich sich in ihre Gedanken. »Wie soll ich das verstehen?«
Er sah von dem Löffel, den sie über der Schüssel balancierte, zu ihr. »Warum habt Ihr Elena heute Nachmittag geholfen?«
Elizabeth nagte an ihrer Unterlippe. Mit dieser Frage hatte sie nicht gerechnet. Die Hände um die Schüssel gelegt, antwortete sie: »Elena war am Rande der Verzweiflung, weil sie so viele Aufgaben zu erledigen hat. Die Näharbeit hat sie überfordert.«
»Elena ist eine Bedienstete«, entgegnete er mit einem beißenden Unterton.
»Was wollt Ihr damit sagen?«
Sein Blick wurde düsterer. »Sie ist dazu angehalten, so lange und so viel zu arbeiten, wie ich es wünsche. So ist das nun einmal. Sie ist als Leibeigene geboren und hat bis letzten Monat auf den Feldern gearbeitet, als ihr Mann in einem Sturm starb.«
»Wie entsetzlich!«
Geoffrey starrte in die Flammen. »Ein Baum ist auf ihr Cottage gefallen und hat ihn im Schlaf erschlagen.«
»Das wusste ich gar nicht«, wisperte Elizabeth. Jetzt konnte sie immerhin nachvollziehen, woher die Scheu der Magd rührte.
»Ich hatte Mitleid mit ihr und ihrem kleinen Sohn, deshalb habe ich sie auf die Burg geholt – was aber nichts daran ändert, dass sie zum Gesinde gehört und weit unter Eurem Rang steht.«
Kalter Schweiß benetzte Elizabeth’ Stirn, als sie mit den Achseln zuckte. »Ich betrachte sie als Freundin. Sie hat mir Freundlichkeit und Mitgefühl entgegengebracht, wofür ich mich bedankt habe.«
Seine Augen leuchteten so hell wie Kerzen. »Aha«, murmelte er,
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