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Flammendes Eis

Flammendes Eis

Titel: Flammendes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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vor Christus brach der natürliche Landdamm, und das Mittelmeer strömte herein. Der Wasserspiegel stieg um einige Hundert Meter.«
    »Noahs Flut«, sagte Austin.
    »Einige Wissenschaftler sind dieser Meinung. Die damaligen Anwohner des Sees mussten fliehen.« Gamay lächelte. »Ob sie dabei eine Arche benutzt haben, weiß ich nicht. Das Salzwasser hat den See regelrecht unter sich begraben. Die Flussläufe, die in das Becken münden, haben die Situation nur noch verschlimmert.« Sie gab Paul ein Zeichen, und auf dem Monitor erschien ein schematische Seitenansicht des Schwarzen Meeres.
    »Auf diese Weise erhaltet ihr einen Eindruck von der unglaublichen Wassertiefe. Am Rand verläuft ein Festlandsockel, der vermutlich einst das Ufer gebildet hat. Vor der Ukraine ist er am breitesten, und dann geht es zweitausendeinhundert Meter steil nach unten. Die dünne Oberflächenschicht des Meeres ist Heimat einer reichhaltigen Flora und Fauna, aber ab hundertsiebzig Metern Wassertiefe gibt es keinen Sauerstoff und somit kein Leben mehr. Es ist das größte stehende Gewässer der Welt. Schlimmer noch, die Tiefen sind mit Schwefelwasserstoff gesättigt. Ein einziger Atemzug dieses Gases kann einen Menschen töten. Falls das Gift je an die Oberfläche steigen würde, könnte die daraus resultierende Wolke sowohl im Meer selbst als auch in der kompletten Uferzone sämtliches Leben auslöschen.«
    »Die türkische Bezeichnung ›Meer des Todes‹ ist also keine Übertreibung«, sagte Zavala.
    Paul rief eine weitere Karte auf. Vor den Ufern des Meeres war eine gepunktete Linie zu sehen. »Kreisman sagte, das Wrack würde in etwa hundertzwanzig Metern Tiefe liegen, also am Rand des Festlandsockels. Noch ein Stück tiefer und das Schiff wäre nicht mehr da. Holz wird da unten perfekt konserviert, da sich mangels Sauerstoff niemals ein Wurm hineinbohren kann. Metall hingegen wird durch die chemischen Stoffe zerfressen.«
    »Das Schiff hätte sich längst in seine Moleküle aufgelöst«, sagte Austin.
    »Richtig. Die Schlucht, von der er gesprochen hat, ist wahrscheinlich ein altes Flussbett. Der Schelf ist glatt und leicht abschüssig und entspricht daher genau der Beschreibung des Ensigns. Durch den Zerfall all dieser Organismen haben sich Taschen aus Methangas gebildet. Ein Taucher wäre voraussichtlich nicht dadurch gefährdet, aber es besteht ein Restrisiko.«
    Gunn hatte den Vortrag aufmerksam verfolgt. Er stand auf und lieh sich den Laserpointer.
    »Mal sehen, was wir haben. Hier wurde die
NR-I
entführt.« Er ließ den roten Punkt von der Ägäis durch den Bosporus wandern. »Hier haben sie die Schraubengeräusche gehört.« Er folgte dem Verlauf des Festlandsockels. »Und hier liegt laut der GPS-Daten unser geheimnisvolles Schiff.«
    Paul fügte an der bezeichneten Stelle mit dem Cursor ein
X
ein.
    »Jemand hat beträchtliche Mühen auf sich genommen, um diese Bergung durchzuführen«, sagte Austin. »Vielleicht liegt in dem Wrack der Schlüssel zu all unseren Fragen verborgen.«
    Gunn wandte sich an den Kapitän. »Wie bald können wir den Anker heben und uns in Bewegung setzen?«
    Atwood hatte sich während des gesamten Treffens kein einziges Mal zu Wort gemeldet. Er lächelte. »Sie waren alle so sehr in das Thema vertieft, dass keiner von Ihnen meine Nachricht an die Brücke registriert hat. Wir sind bereits unterwegs. Morgen früh dürften wir bei dem Wrack eintreffen.«
    Nun spürten sie das leichte Vibrieren des Antriebs. Gunn ging zur Tür. »Ich haue mich aufs Ohr. Morgen könnte ein langer Tag werden.«
    Austin wollte ebenfalls aufbrechen, entschied sich dann aber anders und sagte Joe, er würde etwas später in ihre gemeinsame Unterkunft nachkommen. Nachdem alle gegangen waren, setzte Kurt sich an den Tisch und starrte die Linien und Windungen der projizierten Schwarzmeerkarte an, als handelte es sich um Buchstaben einer unbekannten Sprache. Sein Blick blieb an dem
X
haften, mit dem die Position des geheimnisvollen Schiffs markiert war.
    Er ließ die Ereignisse Revue passieren, die ihn hergeführt hatten. Wonach suchte er eigentlich? Er kam sich vor, als wolle er eine Schlangengrube durchqueren und dabei möglichst die ungiftigen Schlangen von den Vipern trennen. Er schaltete das Licht aus und verließ den Konferenzraum. Auf dem Weg in seine Kabine kam ihm ein bedrückender Gedanke. Womöglich waren sie
alle
giftig.

20
    Das graue Licht der Dämmerung fiel durch das Bullauge der Kabine herein und weckte Austin. Er

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