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Flammendes Eis

Flammendes Eis

Titel: Flammendes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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wieder links und rechts abbogen, kam er zu dem Schluss, dass verbundene Augen überhaupt nicht notwendig waren. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wo er sich befand.
    Wenigstens hatte man ihn nicht einfach ermordet, wenngleich er instinktiv wusste, dass diese Männer ohne zu zögern von den Waffen vor seiner Nase Gebrauch machen würden. Nach einigen Minuten, während derer die Lichter der Stadt zu einem fernen Schimmer verblassten, raste der Wagen durch eine finstere, mit Abfällen übersäte Straße und in eine Gasse, die kaum breiter als die Karosserie war. Austin wurde nach draußen gezerrt und an eine Backsteinmauer gedrückt. Dann fesselte man ihm die Hände mit Klebeband auf den Rücken. Weiter ging es durch eine Tür, einen dämmrigen Flur und die Lobby eines alten Bürogebäudes. Der Marmorboden war von zähem Schmutz bedeckt. An einer der Wände hing eine Messingtafel, die sich mit den Jahren schwarz verfärbt hatte. Es roch nach Zwiebeln, und das gedämpfte Weinen eines Babys deutete darauf hin, dass mittlerweile jemand hier wohnte. Wahrscheinlich Hausbesetzer, vermutete Austin.
    Seine Begleiter stießen ihn in einen Aufzug und stellten sich hinter ihn. Sie waren allesamt kräftige Kerle, teilweise deutlich stämmiger als Austin, der sich selbst auch nicht gerade für einen Pygmäen hielt. Die Kabine war zum Bersten voll, und Austins Gesicht wurde gegen das kalte Schmiedeeisen der verzierten Gittertür gedrückt. Der Aufzug schien noch aus der Zeit der Sultane zu stammen. Kurt bemühte sich, nicht an die altersschwachen und nie gewarteten Kabel zu denken, als die Kabine langsam anruckte und rasselnd bis in den zweiten und letzten Stock fuhr. Dieser Aufzug war furchterregender als das rasende Auto. Krachend kam er zum Halten.
    »Raus!«, herrschte einer der Männer Austin an.
    Er trat in einen dunklen Korridor. Einer der Fremden packte Kurt hinten am Pullover, schob ihn voran und ließ ihn schließlich abrupt stehen bleiben. Eine Tür ging auf, und er wurde ins Zimmer bugsiert. Es roch nach vergilbtem Papier und dem Schmieröl alter Büromaschinen. Jemand drückte seine Schultern nach unten, und er spürte eine Stuhlkante in den Kniekehlen, also setzte er sich und versuchte, in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Ein Scheinwerfer flammte auf, strahlte Austin genau ins Gesicht und blendete ihn. Er blinzelte und kam sich dabei vor wie ein Verdächtiger während des rüden Polizeiverhörs in einem alten Gangsterfilm.
    Hinter dem Scheinwerfer ergriff jemand auf Englisch das Wort. »Guten Abend, Mr. Austin. Danke, dass Sie kommen konnten.«
    Die Stimme klang irgendwie bekannt, aber es gelang ihm nicht, sie einzuordnen.
    »Diese Einladung konnte ich unmöglich ablehnen.«
    Der Mann dort im Dunkeln lachte leise. »Sie haben sich in all den Jahren nicht verändert, oder?«
    »
Kennen
wir uns?« Ganz hinten in seinem Gedächtnis meldete sich eine Erinnerung, als würde eine Katze leise an der Tür kratzen.
    »Es verletzt mich, dass Sie nicht mehr wissen, wer ich bin.
    Ich wollte mich persönlich für den wunderschönen Blumenstrauß bedanken, den Sie mir mit den besten Genesungswünschen geschickt haben. Ich glaube, auf der Karte stand als Absender John Doe.«
    Austin war völlig verblüfft. »Da soll mich doch der Teufel holen!«, rief er mit einer seltsame n Mischung aus Freude und böser Vorahnung. »Iwan!«

9
    Der Scheinwerfer ging aus, und stattdessen wurde eine kleine Tischlampe eingeschaltet und erhellte das Gesicht eines Mannes Mitte vierzig. Mit seiner breiten Stirn und den hohen Wangenknochen hätte er einen stattlichen Anblick geboten, wäre da nicht die riesige, entstellende Narbe auf seiner rechten Wange gewesen.
    »Keine Angst, Mr. Austin«, sagte Petrow. »Ich bin nicht das Phantom der Oper.«
    Kurt dachte an die Ereignisse vor fünfzehn Jahren in der Barentssee zurück. Er wusste noch, wie das eiskalte Wasser unter seinen beheizten Neoprenanzug gedrungen war, während er den Zeitschalter der neunzig Kilogramm Sprengstoff eingestellt hatte. Es war ein Wunder, dass der Russe noch lebte.
    »Die Sache mit der Bombe tut mir wirklich Leid, Iwan. Ich wünschte, Sie hätten auf meine Warnung gehört.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Nennen wir es einen Kriegsunfall.« Er hielt kurz inne. »Ich habe mich seitdem immer etwas gefragt. Nehmen wir mal an, Sie wären an meiner Stelle gewesen. Hätten Sie auf eine Warnung von mir gehört?«
    Austin dachte nach. »Vielleicht hätte ich genau wie Sie

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