Flammenherz (German Edition)
verschieben.
Kurz darauf brachen wir wieder auf und Caleb teilte mir mit, dass wir Trom Castle aufgrund unserer Rast erst am frühen Morgen erreichen würden. Ich konnte es kaum erwarten, wieder in einem bequemen Bett zu liegen und meinen müden Knochen etwas Ruhe zu gönnen.
Die Sonne war bereits aufgegangen, als Trom Castle endlich auf dem Hügel vor uns zu erkennen war. Mein Herz machte einen Freudensprung, als ich die Burg sah, die von nun an mein Zuhause sein würde. Auf dem Burghof herrschte schon um diese Zeit ein reges Treiben und die Mägde und Knechte waren bereits eifrig dabei, ihr Tagwerk zu verrichten, als wir auf den Hof ritten.
An den Stallungen angekommen, stiegen wir von unseren Pferden ab und übergaben die Zügel dem alten Stallmeister, der sich tief vor uns verbeugte.
»Es ist schön Euch wieder hier auf Trom Castle begrüßen zu dürfen, Mylady«, sagte er und deutete eine weitere tiefe Verbeugung an. Caleb legte den Arm um mich und zog mich an seine Seite.
»Und das wird sich auch nicht mehr ändern«, erklärte er stolz. Der alte Stallmeister sah ihn erstaunt an, dann lächelte er und nickte zustimmend, so als gäbe er damit sein Einverständnis.
Mistress Graham war die Erste, die uns in der Burg begegnete und als sie mich sah, rannte sie so schnell auf mich zu, dass sich ihr Rock wie ein Ballon aufblähte.
Sie riss mich an ihre Brust und schluchzte vor Freude und Erleichterung laut auf. Zu meinem Erstaunen zog nur ein ganz zarter Hauch von Parfüm in meine Nase. Entweder hatte sie endlich eingesehen, dass man nicht zu viel davon benutzen musste oder aber es ging langsam zur Neige, da sie so verschwenderisch damit umgegangen war.
»Ich bin so froh Euch wiederzusehen, Mylady«, stammelte sie und ihre Augen wurden feucht, als sie mich von Kopf bis Fuß musterte.
»Janet«, korrigierte ich sie, denn ich war der Meinung, dass wir mittlerweile so viel miteinander ausgestanden hatten, dass wir die förmliche Anrede beiseitelassen konnten. Mistress Graham strahlte.
»Janet, mein Mädchen«, raunte sie, nahm mein Gesicht in die Hände und gab mir einen schmatzenden Kuss auf die Stirn.
Ich stieß Caleb meinen Ellbogen in die Seite. Er sah mich fragend an. Ich zog die Augenbrauen nach oben und nickte ihm auffordernd zu. Aber er begriff noch immer nicht, was ich ihm sagen wollte, und zuckte nur mit den Schultern. Ich schnaubte und deutete mit dem Kopf in Mistress Grahams Richtung und nun erhellte sich seine Miene und er räusperte sich laut.
»Rona«, sagte er mit ernster Stimme. »Nachdem unsere Eltern beide verstorben waren, hast du dich um uns gekümmert wie eine Mutter. Du hast uns gepflegt, verwöhnt, mit uns gelacht und gestritten. Dafür möchte ich dir danken und ich finde es ist an der Zeit, dass auch wir unsere Anrede vergessen, denn wir sind eine Familie.«
Caleb sah fragend zu Seamus, der zustimmend nickte und grinste. Mistress Graham hatte die Augen weit aufgerissen und Tränenbäche liefen ihr die Wange hinunter. Sie stürzte sich auf die Brüder und fiel ihnen so heftig um den Hals, dass beide leicht zu schwanken begannen.
»Ihr beide seid für mich wie die Söhne, die ich nie hatte«, schluchzte sie, zog ein Taschentuch aus ihrem Ärmel und schnäuzte sich lautstark. Die Brüder grinsten sich gegenseitig an und wieder einmal fiel mir die unglaubliche Ähnlichkeit zwischen den beiden auf.
Stolz verkündete ihr Caleb, dass wir heiraten wollten und das war nun endgültig zu viel für die mollige Haushälterin. Mistress Grahams Hand fuhr mit einem freudigen Stöhnen zu ihrem Herz und sie begann bedrohlich zu schwanken. Seamus legte ihr rasch einen Arm um die runden Hüften und stützte sie.
»Wann soll die Hochzeit stattfinden?«, wollte sie wissen. Caleb sah mich kurz an, dann antwortete er:
»So schnell wie möglich.« Mistress Grahams Augen weiteten sich, doch diesmal nicht vor Freude, sondern vor Entsetzen.
»Wie soll ich das in so kurzer Zeit bewältigen? Die ganzen Vorbereitungen, die getroffen werden müssen. Und das Brautkleid muss auch erst genäht werden«, stammelte sie, sichtlich aufgewühlt und war nun wieder ganz in ihrem Element.
Ich jedoch konnte in diesem Moment nicht an meine bevorstehende Hochzeit mit Caleb denken, denn ich hatte noch eine wichtige Sache zu erledigen. Mein Blick schweifte zur Decke über mir, so als könne ich durch sie, ins darüberliegende Stockwerk sehen. Dort oben war jemand, mit dem ich noch ein Hühnchen zu rupfen hatte und
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