Flammenherz (German Edition)
ihm war.
Cameron stand an der offenen Tür und sah zu, wie sein Neffe vom Hof ritt. Ein zufriedenes Lächeln legte sich über seine Züge. Er drehte sich um und verschwand in der Burg.
Mitten in der Nacht wachte ich auf, als jemand an meiner Decke zog. Mein Körper erstarrte und ich hielt den Atem an, als mir bewusst wurde, dass ich nicht alleine war.
Hatte ich den Zigeunern zu früh getraut und wurde nun eines Besseren belehrt? Plötzlich war es so still, dass ich mir nicht sicher war, ob ich nur geträumt hatte. Vorsichtig tastete ich mit meiner Hand umher, und als ich mitten in ein Gesicht fasste, schrie ich entsetzt auf.
Auch der Eindringling stieß einen lauten Schrei aus und wich erschrocken zurück. Ich setzte mich auf und rutsche so weit wie möglich von dem ungebetenen Besucher weg, bis ich die Zeltwand im Rücken hatte. Dann kramte ich suchend nach meinem Pfefferspray, dass ich unter den Decken versteckt hatte.
Von draußen waren mittlerweile Stimmen zu hören, die sich rasch näherten. Das Tuch wurde zur Seite gerissen und Kalechs Gesicht tauchte in dem kleinen Zelteingang auf. Er leuchtete mit der Fackel ins Zeltinnere und sah mich fragend an, dann schweifte sein Blick zur Seite, wo die Person saß, die sich unbemerkt hereingeschlichen hatte. Als ich erkannte, wer da neben mir saß, schrie ich erneut laut auf. Doch diesmal war es kein Schrei des Entsetzens oder der Furcht, sondern ein Ausruf der Freude.
Bei dem Eindringling handelte es sich um Sarin, der mich erst ungläubig anstarrte, dann zu lachen begann und mir um den Hals fiel. Jetzt begriff ich, warum Kalech mir so bekannt vorgekommen war. Die beiden waren ganz offensichtlich Brüder. Ihre Ähnlichkeit war unübersehbar, auch wenn bestimmt zehn Jahre Altersunterschied zwischen den beiden lagen.
»Lady Janet, es ist so schön Euch zu sehen«, jubelte Sarin und drückte mich noch fester an sich. Ich blickte zu Kalech, der einen völlig verwirrten Gesichtsausdruck machte.
»Ich habe gehört, dass du weggeschickt wurdest. Es tut mir so leid«, antwortete ich und sah in die strahlenden, dunklen Augen des Jungen. Sarin machte eine abfällige Handbewegung und grinste.
»Ist nicht so schlimm, aber jetzt sagt bitte, was Euch hierher verschlagen hat«, forderte er mich neugierig auf.
Als der Tumult sich etwas gelegt hatte, setzten wir uns an das Lagerfeuer. Nachdem Sarin seinem Bruder erzählt hatte, woher wir uns kannten, verschwand Kalech wieder in seinem Zelt.
Nur Sarin und ich saßen noch vor dem prasselnden Feuer und tranken heißen Tee. Wir unterhielten uns lange und der Junge berichtete aufgeregt, was vorgefallen war.
»Ich war gerade dabei Jaxus zu striegeln, da kam der Onkel von Laird Malloy und war völlig außer sich. Er behauptete ich hätte heimlich sein Pferd geritten und deshalb hätte es nun eine Verletzung an der Fessel. Als ich ihm versichert habe, dass ich es niemals wagen würde, sein Pferd zu reiten, wurde er regelrecht jähzornig, nannte mich einen Lügner und verwies mich der Burg. Er hat mir hinterher gerufen, dass er keinen Schutzengel gebrauchen könnte und ich zusehen soll, dass ich verschwinde. Das hat mich verwirrt, weil ich keine Ahnung hatte, was er damit gemeint hat.«
Sarin sah zu Boden, als er erzählte und zog mit seinem Fuß einige Kreise in die Erde. Ich war einen kurzen Moment sprachlos und sah ihn fassungslos an.
»Ich dachte, ... nun, ... er sagte du hättest ihn bestohlen und nur aus diesem Grund hätte er dich fortgeschickt.« Sarin sprang so abrupt auf, dass ich zusammenzuckte und einen Teil meines Tees verschüttete.
»Er hat was?«, rief er aufgebracht und starrte mich völlig entgeistert an. »Ich habe noch nie in meinem Leben die Hand nach dem Eigentum eines anderen ausgestreckt«, versicherte er mir und seine Ohren glühten, so aufgeregt war er.
»Aber warum behauptet Cameron so etwas?«, wollte ich wissen. Sarin schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern, als er sich wieder neben mich auf den Baumstamm setzte.
»Ich habe keine Ahnung«, murmelte er und sah in die hellen Flammen des Feuers. Beide saßen wir einige Zeit nur schweigend da und hingen unseren Gedanken nach.
Ich fragte mich, warum Cameron gelogen hatte und was in Wirklichkeit dahintersteckte. Keine Sekunde hatte ich an Sarins Ausführungen gezweifelt. Ich glaubte und vertraute ihm ohne Einschränkung, doch Camerons Lüge ging mir nicht mehr aus dem Kopf.
Wir wechselten das Thema und Sarin teilte mir mit, dass
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