Flammenherz (German Edition)
früher erlaubt war, umherzuziehen und nach ihren eigenen Regeln zu leben. So zogen sie durch das ganze Land und wo es ihnen gefiel, blieben sie eine Weile.
Eines Tages wurden sie dann vor die Wahl gestellt, sich entweder fest anzusiedeln, oder das Land zu verlassen. Seither wurden sie überall verjagt und waren nirgendwo gern gesehen.
»Aber Laird Malloy ist nicht wie die Anderen. Er hat uns angeboten unser Lager auf seinem Land aufzuschlagen und hin und wieder bringt uns einer seiner Jäger sogar frisches Wild«, entgegnete er.
Ich seufzte leise als Calebs Name fiel und sofort spürte ich wieder das flaue Gefühl in meinem Magen. In Kalechs Stimme schwang Bewunderung, was ich gut verstehen konnte. Mir war es genauso ergangen, bis er sein wahres Gesicht gezeigt und mich der Burg verwiesen hatte.
Bevor ich mich wieder meinem Selbstmitleid hingeben konnte, zog einer der Männer eine Fidel heraus und begann zu spielen. Ein anderer erhob sich und pustete mithilfe einer Flasche und einer Fackel, mächtige Feuersäulen in den Nachthimmel.
Erst jetzt erkannte ich den Feuerspucker vom Markt, der dort die Besucher unterhalten hatte. Einige Frauen begannen zu tanzen und für eine kurze Zeit vergaß ich völlig meine Sorgen.
Als mich schließlich die Müdigkeit übermannte und ich ein lautes Gähnen nicht mehr unterdrücken konnte, begleitete Kalech mich zu einem der Zelte.
»Das ist für die nächsten Tage Euer Nachtlager. Es ist das Zelt meines Bruders, aber er wird erst morgen wieder zurückkommen und dann werde ich ihn bitten, bei mir zu schlafen«, sagte er, während er auf den Eingang, eine kleine Öffnung weit unten, deutete.
Ich beugte mich hinunter und warf einen Blick hinein. Im schwachen Lichtschein konnte ich einige Decken erkennen und ein Kleiderbündel, das obenauf lag.
»Etwas Trockenes für euch zum Anziehen«, antwortete Kalech auf meine ungestellte Frage, wünschte mir eine angenehme Nacht und ging zurück zum Lagerfeuer.
Ich kletterte in das Zelt und ließ das Tuch über der Öffnung herunter, welches eigens dafür gedacht war, vor ungewollten Blicken zu schützen.
Dann zog ich mir die noch immer nassen Kleider aus und schlüpfte in das warme Wollkleid, das man mir bereitgelegt hatte.
Es war viel zu groß, aber mollig warm, und als ich mich niederlegte und die Decken über mir ausbreitete, wurde mir mit einem Mal so behaglich, dass ich sofort einschlief.
Caleb hatte in jedes Zimmer gesehen und in jedem Winkel der Burg nach Janet gesucht, doch sie war nirgendwo aufzuspüren. Außer Atem lief er über den Hof zu den Stallungen. Vielleicht war sie bei Sullah.
Im schwach beleuchteten Stall fand er sie auch nicht. Gerade, als er wieder gehen wollte, fiel sein Blick auf die leere Pferdebox. Sullah war weg. Sofort breitete sich ein sehr ungutes Gefühl in ihm aus.
Hinter ihm kam der alte Stallmeister durch die Tür und blieb erstaunt stehen, als er den Burgherrn zu so später Stunde in den Stallungen vorfand.
»Kann ich Euch helfen, Mylord«, fragte er untertänig und verbeugte sich tief.
»Warum ist das Pferd nicht an seinem Platz?«, wollte Caleb wissen und deutete auf die leere Box. Der Blick des Alten schweifte hinüber zu der offenen Tür der Pferdebox, dann sah er sichtlich verwirrt zu seinem Herrn.
»Ich habe nur gesehen, wie euer Onkel den Stall betreten hat, mehr weiß ich nicht, Mylord«, antwortete er. Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, machte Caleb auf dem Absatz kehrt und rannte zurück in die Burg. In der Eingangshalle kam ihm Cameron Kincaid entgegen. Caleb packte seinen Onkel an den Schultern und schüttelte ihn energisch.
»Wo ist Janet?«, seine Stimme war laut und seine Augen blitzen herausfordernd. Cameron Kincaid runzelte die Stirn.
»Janet? Sie ist weg. Sie bat mich ihr Pferd zu satteln und hat die Burg verlassen«, erklärte er ruhig.
»Sie hat was?«, Caleb keuchte auf. »Wo wollte sie hin?«
»Das weiß ich nicht, aber sie ist schon seit geraumer Zeit unterwegs«
»Warum hast du zugelassen, dass sie geht?«, schrie Caleb erzürnt, aber er wartete Camerons Antwort nicht ab, sondern rannte zurück in den Stall, wo er Jaxus Box öffnete und seinem Pferd den Sattel überwarf.
Dann schwang er sich mit einer geschmeidigen Bewegung auf den Rücken des Pferdes und galoppierte vom Burghof. Er wusste nicht, in welche Richtung er reiten sollte, doch er musste sie finden, koste es was es wolle und er würde nicht aufgeben, bis sie wieder bei
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