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Flammenherz (German Edition)

Flammenherz (German Edition)

Titel: Flammenherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Röder
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machten.
    »Geht aus dem Weg, ihr bringt ihn noch um, wenn ihr weiterhin so auf ihn einschlagt«, schrie ich aufgebracht.
    Ich stellte mich hinter den Mann und schlang meine Arme um seinen Oberbauch. Meine linke Hand ballte ich zu einer Faust und legte diese unterhalb seiner Rippen an sein Brustbein. Mit der anderen Hand griff ich die Faust und zog sie ruckartig und kräftig nach hinten und oben. Diesen Vorgang wiederholte ich und beim dritten Mal schoss ein großes Stück Fleisch aus seinem Mund und landete vor uns auf dem Boden.
    Sofort verschwand seine blaue Gesichtsfarbe und er konnte wieder problemlos atmen. Erschöpft sank er vor mir auf den Boden und holte immer wieder tief Luft. Die Männer um uns herum waren ganz still und einige sahen mich ungläubig an.
    Einen Moment später erhob sich der Mann, drehte sich zu mir um und taxierte mich mit seinen schwarzen Augen. Dann streckte er mir seine Hand entgegen und nach kurzem Zögern, ergriff ich sie.
    »Ihr habt mir das Leben gerettet, ich stehe in Eurer Schuld«, sagte er leise. »Mein Leben für das Eure«, fügte er hinzu. Ich war sprachlos und sah in die erstaunten Gesichter um uns herum. Dann legte er die Hand auf seine Brust.
    »Mein Name ist Kalech.« Unsicher blickte ich zu den umherstehenden Männern, die mich abwartend und bewundernd ansahen.
    »Ich … also ... mein Name ist Janet«, flüsterte ich kaum hörbar. Mein Körper zitterte noch immer vor Kälte, und als ich die Wärme des Feuers neben mir spürte, wurde mir zum ersten Mal bewusst, wie kalt mir eigentlich war. Automatisch schlang ich die Arme um meinen Oberkörper, doch gegen das laute Klappern meiner aufeinander schlagenden Zähne, half es nicht.
    Kalech lächelte, deutete auf einen Baumstamm am Boden und bat mich Platz zu nehmen, was ich bereitwillig tat. Dann rief er einem der Männer etwas zu, in einer Sprache, die ich nicht kannte.
    Der Mann verschwand in einem der Zelte und kam sogleich mit einer dicken Wolldecke in den Händen zurück, die er mir vorsichtig über die Schultern legte. Dann reichte mir die alte Frau, die alle nur Mutter Elena nannten, eine Schüssel mit dem köstlich duftenden Eintopf.
    Kalech erklärte mir beiläufig, dass Mutter Elena die Älteste seines Stammes war. Stolz berichtete er, dass sie eine Begabung fürs Handlesen hatte und auf Märkten den Besuchern die Zukunft vorhersagte. Er reichte mir seinen Holzlöffel und nickte mir aufmunternd zu.
    Ich kostete vorsichtig und war erstaunt, wie wohlschmeckend der Eintopf war. Der Geschmack ähnelte Chili con Carne nur mit dem Unterschied, dass die Zutaten in diesem Mahl undefinierbar waren.
    Die Männer setzten sich wieder und Kalech rief ihnen erneut etwas zu. Daraufhin legte einer von ihnen meinen leeren Lederbeutel vor mich auf den Boden und nach und nach trat jeder Einzelne von ihnen nach vorne und warf die Münzen, die sie unter sich aufgeteilt hatten, zurück in den Beutel.
    Als er wieder gefüllt war, hob Kalech ihn auf und reichte ihn mir. Zögerlich nahm ich ihn entgegen und verstaute ihn in meinem Umhang.
    Ein anderer Mann drückte mir einen Becher Wasser in die Hand. Langsam wichen meine Bedenken und ich entspannte mich zum ersten Mal seit Stunden. Ich leerte meine Schüssel und dank der Decke, die man um meine Schultern gelegt hatte, kehrte nach und nach die Wärme in meinen geschwächten Körper zurück.
    Als Kalech mich fragte, warum ich allein in der Nacht unterwegs war, entschied ich, ihm nicht zu erzählen, was vorgefallen war. Zwar behandelte man mich jetzt nicht mehr wie eine Gefangene, aber ich wusste noch immer nicht, mit wem ich es hier zu tun hatte und ich musste vorsichtig sein, was ich diesen Leuten offenbarte.
    Ein falsches Wort und man würde mich womöglich wieder an das Wagenrad fesseln. Darauf hatte ich wirklich keine Lust.
    So sagte ich ihm, dass ich Gast auf Trom Castle gewesen war und nun zu den inneren Hebriden unterwegs sei, um nach einer Bekannten zu suchen. Er bot mir bereitwillig an, einige Tage bei ihnen zu bleiben und mich zu erholen, bis ich wieder bei Kräften war. Ich nahm sein Angebot dankend an.
    Schließlich hatte ich es nicht eilig und so konnte ich mir in aller Ruhe überlegen, wie es weitergehen sollte.
    Kalech erklärte mir, dass sie Zigeuner waren. Weil es das Gesetz so verlangte, hielten sie sich schon seit Jahren in dieser Gegend auf.
    »Was ist denn das bitte für ein dämliches Gesetz?«, wollte ich wissen.
    Mit einem tiefen Seufzen erzählte er, dass es ihnen

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