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Flammenherz (German Edition)

Flammenherz (German Edition)

Titel: Flammenherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Röder
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ich wich ihm geschickt aus und wollte meinerseits mehr von ihm wissen. Er akzeptierte meine Zurückhaltung.
    Ich erfuhr, dass er kein Zigeuner war, was ich mir aufgrund seines Aussehens schon gedacht hatte. Mit seinen hellblonden Haaren, den blauen Augen und der hellen Haut stach er zwischen den anderen Männern heraus, wie ein bunter Hund.
    Er berichtete mir, dass er vom Clan der Hamiltons abstammte. Wegen einer Auseinandersetzung mit seinem Vater hatte er sein Land verlassen. Irgendwann war er auf Kalech und seine Männer gestoßen und dort war er dann geblieben. Mittlerweile war er 28 Jahre alt und bereits seit drei Jahren mit den Zigeunern unterwegs.
    Ich fragte mich, was für ein schlimmer Streit es gewesen sein musste, der einen Sohn dazu veranlasst hatte, seine Familie zu verlassen. Doch ich wagte nicht, ihn danach zu fragen.
    Die Hügel um uns herum wurden allmählich flacher und die Morgendämmerung tauchte den Himmel in ein zartes Rosa. Meine Kleidung war von dem dichten Nebel feucht und ich begann erneut zu frösteln. Daniel warf einen kurzen Blick zu mir, dann teilte er mir mit, dass es Zeit für eine Rast sei.
    An einem kleinen See machten wir Halt und er entzündete ein wohliges Lagerfeuer. Ich setzte mich ganz nah an die Flammen und genoss die Wärme, die meinen Körper erreichte. Nach den Wochen, die ich bisher im 17.Jahrhundert verbracht hatte, wusste ich nun die Annehmlichkeiten meiner Zeit, die ich für selbstverständlich gehalten hatte, wesentlich mehr zu schätzen.
    Eine warme Dusche, wann immer ich wollte oder die Heizung, die man nur aufdrehen musste, wenn einem kalt war. Auch ein kuscheliges Bett und fließendes Wasser war für mich immer ganz normal gewesen.
    Ich bewunderte die Menschen hier, wie sie mit den Widrigkeiten umgingen und ihr Leben meisterten. Aber sie kannten es ja nicht anders, was also sollten sie vermissen?
    Ich seufzte laut und dachte daran, dass ich mit ein wenig Glück, all diesen Komfort bald wieder nutzen konnte. Schmerzhaft wurde mir bewusst, dass ich auf all diesen Luxus verzichten könnte, wenn ich dafür nur noch einmal Calebs Nähe und seine Zuneigung spüren würde.
    In seiner Gegenwart machte es mir nichts aus, mich mit kaltem Wasser zu waschen oder auf den Abort zu gehen, der einem primitiven Plumpsklo glich. Es störte mich auch nicht auf meine Fernsehabende oder das Radio zu verzichten, wenn ich nur in seiner Nähe war. Aber darüber musste ich mir jetzt keine Gedanken mehr machen, denn Caleb hatte mich weggeschickt und wollte mich nie wieder sehen.
    Plötzlich zuckte ich erschrocken zusammen, als ein weiterer Gedanke durch meinen Kopf geisterte. Was würde ich tun, wenn ich Jarla nicht fand und es somit keine Möglichkeit für mich gab, in meine Zeit zurückzureisen? Allein würde ich mit Sicherheit nicht lange überleben.
    Für einen Moment zog ich in Erwägung, mich den Zigeunern anzuschließen, sollte ich sie nicht aufspüren, denn wo sollte ich sonst bleiben? Daniel riss mich aus meinen düsteren Gedanken, als er mir die Feldflasche mit Wasser reichte.
    »Ihr seid eine ganz besondere Frau«, sagte er leise, so dass ich ihn fast nicht verstand. Ich sah zu ihm auf und überlegte, was er damit meinte.
    »Bin ich das?«, fragte ich so beiläufig wie möglich und nahm einen großen Schluck Wasser. Daniel nickte und sah verlegen auf seine Schuhe.
    »Ja, so ganz anders als die Frauen, die ich bisher kennengelernt habe, die still und unterwürfig ihr Tagwerk verrichten und ihren Männern zu Diensten sind.«
    Ich schnaubte und warf ihm einen leicht ärgerlichen Blick zu. An die Unterwürfigkeit der Frauen in dieser Zeit würde ich mich niemals gewöhnen und ich war heilfroh, dass dies in meinem Jahrhundert nicht mehr der Fall war. Daniel bemerkte meinen Gesichtsausdruck und schnell fügte er hinzu:
    »Versteht mich nicht falsch, ich schätze diese offene Art, die Ihr an den Tag legt. Ihr nehmt kein Blatt vor den Mund und sagt das, was Ihr denkt und Ihr habt keine Angst vor Herausforderungen.« Wieder sah er verlegen nach unten und ich hatte fast den Eindruck, dass er mir gerade seine Zuneigung gestanden hatte.
    »Ich danke Euch«, sagte ich beschwichtigend und für einen kurzen Moment war ich versucht, ihm alles über mich zu erzählen, doch ich schob diesen absurden Gedanken beiseite und wechselte schnell das Thema.
    »Wie weit ist es noch, bis nach Ratahsair?« Daniel spitzte die Lippen und überlegte kurz.
    »Etwa 100 Meilen.« Ich seufzte und schloss kurz die

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