Flammenherz (German Edition)
Gastraum, um dort etwas zu uns zu nehmen. Daniel hatte zwar noch reichlich Dörrfleisch in seiner Satteltasche, doch das konnte ich mittlerweile nicht mehr sehen und freute mich auf eine Abwechslung. Ich vermisste Mistress Grahams Kochkünste, die auch aus den einfachsten Zutaten ein Festmahl zaubern konnte.
Wir nahmen an einem kleinen Tisch Platz und Daniel winkte die Wirtin zu uns. Als diese nicht sofort reagierte, machte er eine Handbewegung, die aussah als führe er einen imaginären Löffel zum Mund, und sie nickte.
Einige Zeit später standen verschiedene Schüsseln vor uns und mit hochgezogenen Augenbrauen, schweifte mein Blick über die seltsam aussehenden Gerichte.
Das sah alles ganz anders aus, als ich es mittlerweile von Trom Castle gewohnt war und dementsprechend dämlich, starrte ich auf die dampfenden Schüsseln.
Daniel lachte erneut, als er meinen verzweifelten Gesichtsausdruck sah, und begann mir die einzelnen Speisen zu erklären. Er deutete auf eine Holzschüssel mit dunklen oder besser gesagt, schwarz gerösteten Kartoffeln und Zwiebeln.
»Das sind Stovies«, sagte er und reichte mir eine davon. Ich hielt mir die verkokelte Kartoffel vor die Augen und bezweifelte, dass dieser schwarze Klumpen mir schmecken würde. Doch ich war überrascht, als ich ihn aß. Er schmeckte köstlich und zu meinem Erstaunen, kein bisschen verbrannt.
»Kippers«, erklärte Daniel und deutete auf eine Schüssel mit geräucherten Heringen.
Ich kannte mittlerweile alle Variationen von Heringen und egal ob in meiner Zeit oder hier in der Vergangenheit, die Schotten liebten ihren Hering. Ich mochte Fisch, doch Hering hing mir inzwischen zum Hals heraus. Da jedoch nichts anderes greifbar war und mein Magen bedrohlich laut rebellierte, aß ich brav davon.
Als Nachtisch stellte uns die Wirtin zwei Teller mit Hattit Kit auf den Tisch. Diese puddingartige Süßspeise kannte ich schon von Trom Castle und ich liebte sie. Sie bestand aus Buttermilch, Milch, Sahne, Zucker und Muskat, ein Gewürz, das nur selten zu bekommen war. Es schmeckte köstlich.
Nachdem ich die Schüssel komplett geleert hatte, rieb ich mir stöhnend den Bauch. Ich war satt und zufrieden. Nun übermannte mich eine bleierne Müdigkeit und auch Daniel konnte sein Gähnen nicht unterdrücken.
Wir gingen auf unser Zimmer, und als ich mich ein wenig hinter dem Vorhang frisch gemacht hatte, der die Waschgelegenheit vom restlichen Raum trennte, schlüpfte ich schnell unter die Decke. Daniel legte sich einige Minuten später neben mich und löschte die Kerze. Wir lagen Rücken an Rücken und es ließ sich nicht vermeiden, dass unsere Körper sich berührten, denn das Bett war wirklich nicht sehr breit.
Meine anfänglichen Befürchtungen, es könnte mir peinlich sein, so nah neben ihm zu liegen, bestätigten sich jedoch nicht. Nach kurzer Zeit hörte ich von meinem Gegenüber ein gleichmäßiges Schnarchen und ich schloss zufrieden meine Augen. Die Wärme, die sich unsere Körper gegenseitig spendeten, tat mir so gut, dass ich mit einem wohligen Gefühl einschlief.
Neun Mann ritten auf die Lichtung, auf der die Zigeuner ihr Lager aufgeschlagen hatten. Caleb, sein Bruder Seamus und Cameron bildeten die Spitze. Hinter ihnen ritten noch fünf von Calebs Männern, und wenn man Sarin dazuzählte, waren sie zu neunt.
Caleb hatte darauf bestanden, dass Cameron sich bei Sarin entschuldigte, was dieser auch zähneknirschend getan hatte und Sarin hatte ihm mit einer huldvollen Handbewegung verziehen.
Der Junge saß hinter dem Laird auf dessen Pferd Jaxus. Ursprünglich wollte er selbst auf Tonka reiten, den er nicht weit von der Burg entfernt am Waldrand zurückgelassen hatte.
Als sie jedoch dort angekommen waren und festgestellt hatten, dass Tonka nicht mehr an seinem Platz war, blieb Sarin nichts anderes übrig, als hinter Caleb Platz zu nehmen.
Den ganzen Weg hatte Caleb sich das Wehklagen des Jungen anhören müssen und ihm brummte bereits der Schädel. Sarin fürchtete den Zorn seines Bruders, wenn dieser erfuhr, dass er Tonka verloren hatte und erst als der Laird ihm anbot, seinem Bruder eines seiner Pferde zu schenken, beruhigte er sich ein wenig.
Jetzt ritten sie geradewegs auf die Lichtung und das dort brennende Lagerfeuer zu. Calebs Herz schlug schnell und hart gegen seine Brust, bei dem Gedanken an Janet. Einige Männer waren aufgesprungen, als sie die herannahenden Hufschläge gehört hatten, und blickten argwöhnisch in ihre
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