Flammenherz (German Edition)
Euch begleiten und sicher ans Ziel bringen. Ihr habt mein Leben gerettet und nun ist es an mir, für das Eure Sorge zu tragen.«
Ich blickte zu ihm auf, denn seine Worte trieben Tränen in meine Augen. Seine Fürsorge schnürte mir die Kehle zu. Außerdem war der Gedanke, Daniel an meiner Seite zu wissen, sehr beruhigend.
»Wann werden wir aufbrechen?« Die beiden Männer sahen sich an und tauschten einen vielsagenden Blick, dann drehte sich Daniel zu mir.
»Noch heute Nacht. Wir dürfen keine Zeit verlieren, wir haben einen langen Ritt vor uns.«
Mit großen Augen sah ich ihn an, denn ich hatte nicht damit gerechnet, jetzt sofort das Zigeunerlager verlassen zu müssen. Dann aber nickte ich zustimmend und erhob mich. Die Aussicht, bald wieder mein gewohntes Leben führen zu können, trieb mich an.
»Ich werde sofort meine Sachen zusammensuchen.« Ich verließ das Lagerfeuer und kroch in mein Zelt, um meine Habseligkeiten zusammenzusuchen.
Alles, was ich besaß, packte ich so schnell wie möglich zusammen. Meine wenige Kleidung band ich mit einer Schnur zu einem runden Bündel. Den Beutel mit meinem Geld steckte ich in meinen Umhang und Imogens Notizheft, sowie das kleine Pfefferspray, verstaute ich wieder sicher in meinem Oberteil.
Kalech, Daniel und ich gingen schweigend zu den Pferden. Es fiel mir nicht leicht, die Zigeuner zu verlassen und somit auch den Schutz dieser Gemeinschaft.
Man hatte mich aufgenommen wie ein Familienmitglied und die Geborgenheit, die sie mir gegeben hatten, hatte mir ein wenig über meinen Kummer hinweggeholfen.
Als ich mein Kleiderbündel an Sullahs Sattel befestigt hatte, drehte ich mich zu Kalech und erkannte den sorgenvollen Ausdruck, der sich auf sein Gesicht gelegt hatte.
Abschiede waren etwas Schreckliches für mich und fast immer kamen mir die Tränen. Ich riss mich zusammen, und da ich nicht wusste, was ich sagen sollte, fiel ich ihm einfach nur um den Hals.
»Vielen Dank für alles«, hauchte ich ihm ins Ohr. Zur Antwort gab er mir einen freundschaftlichen Kuss auf die Stirn. Dann half er mir auf mein Pferd und sah mich lange an.
»Seid vorsichtig, Janet«, beschwor er mich und fügte an Daniel gewandt hinzu: »Pass gut auf sie auf.«
Daniel nickte und gab seinem Tier das Zeichen zum Aufbruch. Ich drehte mich noch ein letztes Mal zu Kalech um.
»Sagt Sarin, dass es mir leidtut«, bat ich ihn mit Tränen in den Augen.
»Das werde ich tun. Lebt wohl Janet.« Er gab meinem Pferd einen Klaps und Sullah setzte sich umgehend in Bewegung.
Als ich einen letzten Blick zurückwarf, war das Lagerfeuer nur noch ein schwacher Schein und mit jedem Meter, den wir uns von dort fortbewegten, wurde es um uns herum dunkler.
Wir unterhielten uns nicht und ritten einfach nur schweigend nebeneinander her. Daniel gab mir die Zeit, die ich benötigte, um den Abschied zu verarbeiten und wieder einen klaren Gedanken zu fassen.
Als wir den Wald hinter uns gelassen hatten, lagen dichte
Nebel über dem Moor und die Kälte kroch durch meine Kleidung bis auf meine Haut. Ich begann die Vorstellung zu akzeptieren, dass ich nun auf dem Weg nach Hause war, in meine eigene Zeit und dass es nun kein zurück mehr gab. Wenn Jarla im Besitz des Rückreiserituals war und es mir aushändigte, dann war das hier alles bald nur noch eine trübe Erinnerung, genauso wie Caleb.
Mistress Graham fröstelte, als sie den Hof überquerte und zur Tür des Kerkers lief. Sie hatte Schwierigkeiten das Gleichgewicht zu halten, denn die Decken, die sie sich unter ihren Rock gebunden hatte, waren schwer und behinderten sie am Gehen.
In der Hand hielt sie einen Korb mit verschiedenen Fläschchen und über ihrer Schulter hing eine graue, grob gewebte Decke. Oben am Eingang stellte sie den Korb ab und stieg dann hinunter in den schwach beleuchteten Kerker.
Dort angekommen bot sich ihr ein erbärmlicher Anblick. Für einen kurzen Moment empfand sie Mitleid mit dem Kerkermeister, der soweit wie nur möglich, von der Zellentür entfernt an einer Wand saß und auf die Tür des Gefangenen starrte.
Mistress Graham musste unwillkürlich schmunzeln und nahm sich fest vor, Gregor ein fürstliches Mahl zuzubereiten, wenn das alles hier vorüber war. Falls der arme Kerl sich noch fester gegen die Wand presste, könnte man morgen einen Abdruck seines Körpers dort sehen. Als er sie bemerkte, sprang er auf und eilte ihr entgegen.
»Da bist du ja endlich. Was hast du jetzt vor?«, stammelte er aufgeregt und
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